Traverse 2/2008 "Der gewaltsame Tod in der Vormoderne (ca. 1300-1800)"

Traverse 2/2008 "Der gewaltsame Tod in der Vormoderne (ca. 1300-1800)"

Veranstalter
Michael Jucker (jucker@uni-muenster.de) Francisca Loetz (f.loetz@hist.unizh.ch)
Veranstaltungsort
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Vom - Bis
01.11.2006 -
Deadline
01.11.2006
Website
Von
Michael Jucker

Michael Jucker/Francisca Loetz: Der gewaltsame Tod (ca. 1300-1800). Traverse Nr. 2/2008

Spätestens seit Ph. Ariès hat die Geschichtsschreibung den Tod als historisches Thema entdeckt. Bislang ist jedoch die spezifische Problematik des Todes durch Gewalt kaum historisch untersucht worden. Dies, obwohl der Umgang einer Gesellschaft mit dem Phänomen des gewaltsamen Todes die ethischen, religiösen, rituellen Werte der entsprechenden Gesellschaft in ihrem historischen Wandel erkennen lässt. Was aber wird überhaupt als gewaltsamer Tod definiert und wahrgenommen? Wie handeln die Subjekte in ihrer Ambivalenz zwischen der abstossenden und der anziehende Wirkung tödlicher Gewalt, die nicht nur Gewaltdarstellung in unseren heutigen Medien, sondern auch das vormoderne “Theater des Schreckens” in Hinrichtungen belegen? Unter diesen Leitfragen soll der projektierte Traverseband bisherige Forschungsergebnisse wie etwa zur Todesstrafe, zum Tod in der Schlacht oder zum Suizid ergänzen.

Der geplante Heftschwerpunkt visiert im Sinne der Interdisziplinarität Beiträge mit historischen, theologischen, kriminalitätshistorischen, rechtsgeschichtlichen, medizin-, kunst- und literaturhistorischen Ansätzen an. Drei Themenkomplexe sollen dabei im Zentrum stehen:

1. Die Hinrichtung als Übergangsritual: Hier soll nicht nur die eigentliche Gewalt gegen den Körper beispielsweise durch Spiegelstrafen untersucht werden. Vielmehr gilt es im Übergang von der Bestrafung der Verurteilten zur Wiederherstellung der gottgewollten Ordnung durch die Hinrichtung auch nach der magischen, reinigenden, erlösenden etc. Funktion der Rituale zu fragen und die beteiligten Personen (Henker, Richter, Zuschauer) sowie die rituell besetzten Objekte (Strick, Schwert, Leichnam der Hingerichteten etc.) in den Blick zu nehmen. Gibt es Wiederkehrer aus dem Bereich der zu früh Verstorbenen? Wie verändert sich die “Magie der Hinrichtung” im Laufe der Zeit? Neben diesen eher ritualdynamischen orientierten Fragen sollen auch die Theologie der Todesstrafe und die rechtlichen Kontroversen um die Berechtigung der Hinrichtung berücksichtigt werden.

2. Die Verherrlichung des gewaltsamen Todes: Im Zentrum dieses Themenkomplexes stehen der Märtyrertod zum einen und “Heldentod” zum anderen. Folglich geht es um den Wandel der Sublimierung des durch Gewalt erlittenen Todes. Wie kommt es überhaupt zu einer Verherrlichung des oder der Toten? Welche historisch-anthropologische und diskursive Faktoren spielen eine ausschlaggebende Rolle? Wie sehen das Nachleben und die gesellschaftliche Wirkkraft der durch Gewalt Umgekommenen aus (Grabmal, Schlachtgedenken, Friedhofskultur)?

3. Gewaltsamer Tod und Moral: In diesem Bereich soll die zeitgenössische Reflexion über tabuisierte Formen des gewaltsamen Todes diskutiert werden. Welche gesellschaftlichen, ethischen, religiösen Vorstellungen existierten über Suizid, Massaker, über Kindsmord, über Tod durch Folter und medizinische Fehlbehandlungen? Dabei interessieren weniger historisch-kriminologische oder andere Statistiken als vielmehr der Wertewandel im Untersuchungszeitraum.

Erwünscht sind Beiträge, welche die oben behandelten Themenbereiche möglichst interdisziplinär aus historischer Perspektive behandeln. Es sind sowohl spezifisch mediävistische bzw. frühneuzeitliche als auch epochenübergreifende Beiträge zum europäischen und zum außereuropäischen Kontext erwünscht. Die Beiträge können in deutscher, französischer, italienischer oder englischer Sprache abgefasst werden.

Ein einseitiges Abstract mit zusätzlichen Angaben zu Forschungsschwerpunkten und -projekten ist an beide Herausgeber bis zum 1. November 2006 möglichst per e-mail im Format rtf zu senden.

Verantwortlich für den Heftschwerpunkt:
Dr. Michael Jucker (Universität Münster), Prof. Dr. Francisca Loetz (Universität Zürich)

Programm

Kontakt

Dr. Michael Jucker
Sonderforschungsbereich 496
Projekt A9
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Salzstr. 41
48143 Münster
jucker@uni-muenster.de

Prof. Dr. Francisca Loetz
Universität Zürich
Historisches Seminar
Karl-Schmid-Strasse 4
8006 Zürich
f.loetz@hist.unizh.ch
Schweiz


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Veröffentlicht am
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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