100 Jahre Landesgeschichte

100 Jahre Landesgeschichte

Veranstalter
Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte am Historischen Seminar der Universität Leipzig und Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e.V.
Veranstaltungsort
Städtisches Kaufhaus, Raum 02/08, Universitätsstraße 16
Ort
Leipzig, Universität
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.11.2006 - 05.11.2006
Deadline
31.10.2006
Website
Von
Prof. Dr. Enno Bünz, Universität Leipzig

100 Jahre Landesgeschichte. Leipziger Leistungen, Verwicklungen und Wirkungen. 33. Tag der Landesgeschichte in Leipzig. Tagung anläßlich der Gründung des "Seminars für Landesgeschichte und Siedlungskunde" an der Universität Leipzig vor hundert Jahren. Veranstaltet vom Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte der Universität Leipzig und dem Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine

Die Tagung wird vom Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte am Historischen Seminar der Universität Leipzig gemeinsam mit dem Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e.V. als “33. Tag der Landesgeschichte” in Leipzig veranstaltet.

Die Gründung des “Seminars für Landesgeschichte und Siedlungskunde” an der Universität Leipzig 1906 bietet Anlaß, in kritischer Rückschau die Bedeutung des Leipziger Landeshistorikers Rudolf Kötzschke (1867 - 1949) und seiner Schule für die Etablierung der Landesgeschichte als wissenschaftlicher Disziplin in Deutschland zu betrachten.

Aus diesem Anlaß findet am 3. und 4. November 2006 an der Universität Leipzig eine Tagung zum Thema “100 Jahre Landesgeschichte. Leipziger Leistungen, Verwicklungen und Wirkungen” veranstalten. Die Tagung wird vom Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte der Universität Leipzig gemeinsam mit dem Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine als 33. Tag der Landesgeschichte durchgeführt.

Die Tagung wird sich zunächst mit Leben und Werk Rudolf Kötzschkes (1867 - 1949) befassen. Kötzschke hat nach seiner Habilitation in Leipzig die erste Professur für sächsische Landesgeschichte innegehabt. Mit Unterstützung des bekannten Kulturhistorikers Karl Lamprecht hat Kötzschke zudem 1906 das “Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde” begründet, das erste landesgeschichtliche Forschung an einer deutschen Universität überhaupt. Für die Formierung der Landesgeschichte als einer wissenschaftlichen Disziplin im Kanon der historischen Fächer ist Rudolf Kötzschke von maßgeblicher und überregionaler Bedeutung gewesen. Kötzschkes Leistung war es, die Landesgeschichte, die im 19. Jahrhundert vor allem als Dynasten- und Territorialgeschichte betrieben wurde, für moderne Fragestellungen und Methoden geöffnet zu haben. Wesentlich früher als die noch lange am Paradigma der Politik- und Ereignisgeschichte orientierte allgemeine Geschichtswissenschaft hat sich die Landesgeschichte deshalb seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts unter seinem maßgeblichen Einfluß modernen Ansätzen der Kultur-, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte geöffnet. Diese methodische Offenheit ist bis heute für die Landesgeschichtsforschung nicht nur in Sachsen charakteristisch.

Freilich kann auch nicht übersehen werden, dass Rudolf Kötzschke nach dem Ersten Weltkrieg, dem Geist der Zeit folgend, dazu beigetragen hat, dass sich die deutsche Landesgeschichte volkstumsgeschichtlichen Ansätzen geöffnet und das Fach sich nach 1933 zeitweilig in bedenklicher Weise der herrschenden Ideologie des Nationalsozialismus angenähert hat. Diesen zeitgeschichtlichen Verwicklungen der Leipziger Schule Rudolf Kötzschkes nachzugehen, ist ein besonderes Anliegen der Tagung und wird in mehreren Vorträgen behandelt.

Die Kötzschke-Schule hat auch nach 1945 eine bedeutende Wirkung in der deutschen Geschichtswissenschaft in Ost und West entfalten können. In Sachsen ist Karlheinz Blaschke, einer der letzten Doktoranden Kötzschkes, zum führenden Landeshistoriker geworden, dem es trotz aller politischen Pressionen und beruflichen Einschränkungen in der DDR gelungen ist, das hohe wissenschaftliche Niveau der Landesgeschichte Kötzschke’scher Prägung zu halten. Nach seinem politisch erzwungenen Weggang aus Leipzig ist der Kötzschke-Schüler Walter Schlesinger in der Bundesrepublik zu einem der maßgebenden Mittelalterhistoriker aufgestiegen, der sein Fach bis in die 1970er Jahre als Forscher und Wissenschaftsorganisator in hervorragender Weise geprägt hat. Darüber hinaus hat Schlesinger wesentlich dazu beigetragen, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit der mitteldeutschen Landesgeschichte auch in der Bundesrepublik nicht ganz abgebrochen ist.

Bei aller Bedeutung Rudolf Kötzschkes und seiner Schule ist es schließlich auch ein Anliegen der Tagung, den Blickwinkel auszuweiten, um die weitere Entwicklung der Landesgeschichte im geteilten Deutschland zu betrachten und Perspektiven des Faches heute aufzuzeigen. Der abschließende programmatische Vortrag über “Landesgeschichte und Kulturgeschichte” zielt nicht nur auf aktuelle Trends in der Geschichtswissenschaft, sondern verweist auch zurück auf die bis heute aktuellen innovativen Ansätze des Leipziger Kulturhistorikers Karl Lamprecht, der wesentlich zur Konstituierung des Faches Landesgeschichte an der Universität Leipzig beigetragen hat.

Programm

Tagungsprogramm:

Ort: Universität Leipzig, Städtisches Kaufhaus, Raum 02/08, Universitätsstraße 16

Freitag, 3. November

13.30 Beginn
Grußworte

I. Rudolf Kötzschke (1867 - 1949) und die Landesgeschichte in Leipzig
(Moderation: Prof. Dr. Werner Freitag, Münster)

14.00
Prof. Dr. Ulrich von Hehl (Leipzig):
Das Fach Geschichte an der Universität Leipzig in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

15.00
Priv.-Doz. Dr. Uwe Schirmer (Leipzig):
Rudolf Kötzschke als Wirtschaftshistoriker

16.30
Prof. em. Dr. Karlheinz Blaschke (Friedewald):
Der akademische Lehrer. Erinnerungen an Rudolf Kötzschke

Festveranstaltung (im Festsaal des Stadtgeschichtlichen Museums, Altes Rathaus)

19.00
Grußworte

19.30
Verleihung des Forschungspreises des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine durch den 1. Vorsitzenden Prof. Dr. Manfred Treml

Kurzvortrag der Preisträgerin Dr. Sabine Mergen (Bonn)

20.15
Prof. Dr. Enno Bünz (Leipzig):
Ein Landeshistoriker im 20. Jahrhundert: Rudolf Kötzschke zwischen methodischer Innovation und Volksgeschichte

Sonnabend, 4. November

II. Verwicklungen und Wirkungen
(Moderation: Prof. Dr. Heinz-Günther Borck, Koblenz)

8.30
Priv.-Doz. Dr. Karl Ditt (Münster):
Raum und Volkstum in der deutschen Landesgeschichte während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

9.30
Dr. Carsten Schreiber (Halle/Saale):
Werner Emmerich - ein Kötzschke-Schüler im “Weltanschauungskrieg”

11.00
Prof. Dr. Matthias Werner (Jena):
Walter Schlesinger als Mediävist und Landeshistoriker

12.00
Dr. Klaus Neitmann (Potsdam):
Eine wissenschaftliche Antwort auf die politische Herausforderung des geteilten Deutschland und Europas: Walter Schlesinger, die ostmitteldeutsche Landesgeschichte und die deutsche Ostforschung

IV. Perspektiven
(Moderation: Prof. Dr. Enno Bünz, Leipzig)

15.30
Prof. Dr. Winfried Müller (Dresden):
Sächsische Landesgeschichte nach 1945: Stationen und Perspektiven

16.30
Prof. Dr. Ferdinand Kramer (München):
Landesgeschichte und Kulturgeschichte

17.30
Schlußdiskussion

19.00
Geselliges Treffen in “Zills Tunnel” (Barfußgäßchen 9)

Sonntag, 5. November
10.00
Stadtführung
Führung durch das Stadtgeschichtliche Museum im Alten Rathaus

Kontakt

Kontakt:

Prof. Dr. Enno Bünz
Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte
Historisches Seminar der Universität Leipzig
Beethovenstr. 15
04107 Leipzig
Tel. 0341/9737082
buenz@rz.uni-leipzig.de

Prof. Dr. Manfred Treml
Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine
MPZ
Infanteriestraße 1
80797 München
Tel. 089/12132301
mpz@mpz.bayern.de

Anmeldung bis zum 31. Oktober per e-mail: buenz@rz.uni-leipzig.de


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