Besatzungsgeschichte als Gegenstand binationaler Verständigung. (Begleitseminar zur Ausstellung „Nicht nur Lachs und Würstchen – Hundert Jahre deutsch-norwegische Begegnungen“)

Besatzungsgeschichte als Gegenstand binationaler Verständigung. (Begleitseminar zur Ausstellung „Nicht nur Lachs und Würstchen – Hundert Jahre deutsch-norwegische Begegnungen“)

Veranstalter
Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin/ Center for Studies of Holocaust and Religious Minorities in Norway, Oslo/ Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.
Veranstaltungsort
Museum für Kommunikation
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.01.2007 - 28.01.2007
Deadline
25.01.2007
Website
Von
Claudia Lenz

Deutsch-Norwegische Geschichte ist nicht nur Faktengeschichte, sondern auch Deutungsgeschichte. Am Beispiel der Geschichte der deutschen Besatzung Norwegens
lässt sich deutlich erkennen, daß dieser Vergangenheit in beiden Ländern ganz unterschiedliche Bedeutungen zugewiesen wurden.
Die Methaphern und Denkmuster, die den jeweiligen nationalen Umgang mit der Vergangenheit beider Länder partiell bestimmen, zeigen sich in sehr unterschiedlichen Erinnerungskulturen in Bezug auf die Besatzungszeit.
Gerade in Norwegen besaß die Besatzungszeit nach 1945 eine zentrale Bedeutung im Hinblick auf nationale Werte und Selbstverständigung, während diesem Aspekt der Geschichte nationalsozialistischer Besatzungsherrschaft in Deutschalnd eine eher untergeordnete Rolle zukam. Allenfalls in privaten Erinnerungen ehemaliger
Besatzungssoldaten tradierte sich ein romantisiertes Bild des besetzten Norwegens und seiner Bevölkerung.
Diese Kluft zwischen den Deutungen der ehemaligen Besatzer und Besetzten kann dazu führen, binationale Verständigung auf unterschiedlichsten Ebenen nachhaltig
Zu belasten, selbst wenn diese Bedeutungen im Laufe der Zeit zudem einen starken Wandel durchlaufen haben. Dieser Wandel zeigt sich in öffentlichen, geschichtspolitischen Debatten und an veränderten generationenspezifischen Haltungen.
Ziel des Seminars ist es, Inhalte und Formen deutsch-norwegischer Geschichtsvermittlung vorzustellen undweiter zu entwickeln, in denen nationale Geschichtsdeutungen und die damit verbundenen Selbst-und Fremdbilder stets auf dem Prüfstand stehen. Die Beiträge des Seminars sollen zur Weiterentwicklung konkreter Vermittlungspraxis beitragen und richten sich an Multiplikatoren der Bildungs-, Gedenkstätten- und Stiftungsarbeit.

Programm

Freitag, den 26. Januar 2007

17.00
Gemeinsame Führung durch die Ausstellung
„Nicht nur Lachs und Würstchen – 100 Jahre deutsch-norwegische Begegnungen“
Prof. Bernd Henningsen, HU Berlin

18.00
Eröffnung des Seminars mit Grußworten von:
Prof. Wolfgang Benz, Direktor Zentrum für Antisemitismusforschung TU Berlin
Prof. Odd Bjørn Fure, Direktor HL-center Oslo
anschließend Vortrag:
„Vergangenheit, die nicht vergehen will: Die medialen Debatten um Gaarder und Grass als Symptome nationaler Erinnerungskultur 2006“
Prof.Helge Høibraaten, Henrik-Steffens-Gastprofessor am Nordeuropa- Institut der HU Berlin

Samstag, den 27. Januar 2007

9.30 – 11.30 Vorträge
Die deutsche Besatzung Norwegens als Fakten- und Deutungsgeschichte
Moderation: Prof. Christhard Hoffmann,Universität Bergen

1. „Die deutsche Besatzungspolitik in Norwegen:
Forschungsstand und Forschungsfragen“
Prof. Robert Bohn, Universität Flensburg

2. „Alltagsbeziehungen zwischen Deutschen und
Norwegern während der Besatzungszeit und die Reaktionen der norwegischen Gesellschaft nach 1945“
Ebba D. Drolshagen, Frankfurt

3. „The Persecution of Norwegian Jewry – History and Memory.“
Bjarte Bruland, Bergen

4. „Der Widerstand gegen die deutsche Besatzung Fakten und Mythen"
Annette Storeide, Stiftung Hvite busser til Auschwitz, Oslo

11.30 – 13.00 Pause

13.00 – 14.00 Vorträge
Binationale Perspektiven der Erinnerungskultur
Moderation: Petra Schmidt Dreyblatt, Berlin

1. „Diskurse des kollektiven Erinnerns und Gedenkens –beispielhaft dargestellt an der Entwicklung von Gedenkstätten in Deutschland“
Thomas Lutz, Topografie des Terrors, Berlin

2. „Holocausterinnerung in Deutschland und Norwegen zwischen nationalen und universalisierten Deutungsmustern“
Dr. Claudia Lenz, HL-center Oslo

14.00 – 17.00
Projektbörse – Workshops in denen Teilnehmer binationale Projekte zur Erinnerungskultur präsentieren und diskutieren.

Einleitend Werkstatteinheit: Persönliche Zugänge zur Erinnerungskultur
Moderation: Dr. Claudia Lenz, HL-center Oslo

WS 1:
Binationale Begegnungsseminare im Rahmen der ASF-Freiwilligenarbeit
Veline Backofen, Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste Oslo

WS 2:
Das Erbe des Nationalsozialismus in Nord(west)europa-Memorialkulturen, Verarbeitungsformen und
intergenerationelle Vermittlung im Vergleich
Jens Michelsen, KZ Gedenkstätte Neuengamme

WS 3:
Geschichtsvermittlung an authentischen, überformten und künstlichen Orten:Kampf um Erinnerung – Kampf der Orte
Jon Reitan, Falstadsenter/NTNU Trondheim
N.N.

WS 4:
Individualisierung als Ausgangspunkt der pädagogischen Arbeit in Gedenkorten
Katusha Otter Nilsen, HL-center/Oslo
Dr. Gabriele Zürn, Berlin

WS 5:
„Møttestad 2005“ Ein Projekt des Carolinums Neustrelitz und norwegischen Partnerschulen
Olaf Möller, Heidemarie Awe, Carolinum Neustrelitz

17.00 – 17.30 Pause

17.30 – 19.00
abschließende Podiumsdiskussion:
In Zukunft nicht nur Lachs und Würstchen -
Schwerpunkte und Möglichkeiten binationaler Geschichtsvermittlung (D-N)

Moderation: Andrea Tebart, Journalistin, Hamburg
Botschafter Bjørn Tore Godal, Kgl. Norwegische Botschaft/Berlin
Botschafter Roland Mauch, Deutsche Botschaft/Oslo
Franz Thönnes, MdB, Bundesvorsitzender der Deutsch-Norwegischen Freundschaftsgesellschaft e.V.(angefr.)
Prof. Einhard Lorenz, Universität Oslo (angefr.)
Prof. Odd-Bjørn Fure, HL-senteret/Oslo
Barbara Kettnaker, Aktion Sühnezeichen, Berlin
Dr. Barbera Distel, Gedenkstätte Dachau(angefr.)
Thomas Lutz, Stiftung Topographie des Terrors, Berlin

Sonntag, den 28. Januar 2007

10.00
Treffpunkt August-Bebel-Platz

Führung mit Lorentz Hermansen/Oslo durch das Projekt Stolpersteine

11.30
Führung im Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Ort der Information

Kontakt

Claudia Lenz

HL-senteret
Postboks 1168 Blindern, N-0318 Oslo
+47 22842129

Claudia.Lenz@hlsenteret.no


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