Natalia Romik. Architekturen des Überlebens. Geschichte – Kunst – Forensik

Natalia Romik. Architekturen des Überlebens. Geschichte – Kunst – Forensik

Veranstalter
Jüdisches Museum Frankfurt
PLZ
60311
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.03.2024 - 01.09.2024

Publikation(en)

Cover
Wenzel, Mirjam; Szreder, Kuba; Romik, Natalia; Janus, Aleksandra; Janitschek, Katja (Hrsg.): Architekturen des Überlebens. Reflexionen zur Ausstellung Hideouts von Natalia Romik. Berlin 2024 : Hatje Cantz Verlag, ISBN 978-3-7757-5597-9 147 S., 115 Abb. € 34,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Alexandra Klei, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg

Dass es zu den grundlegenden Funktionen von Architektur gehört, Schutz zu bieten, ist ein Allgemeinplatz, der für viele von uns oft so selbstverständlich ist, dass wir ihn im Alltag einfach hinnehmen. Da wir es bei den neun in der Ausstellung „Architekturen des Überlebens“ präsentierten Räumen nicht mit Gebäuden zu tun haben, kann es diese Schutzfunktion sein, auf die sich der Architekturbegriff im Titel bezieht: Vorgestellt werden uns Höhlen, Hohlräume, Nischen, Gruben, Kanäle, ein Baum, ein Schrank und Kammern, die sich polnische Juden und Jüdinnen einzeln oder in kleinen Gruppen zeitweilig zur Unterkunft machten, um sich der Verfolgung und Ermordung durch die deutschen Nationalsozialist:innen und ihre Helfer:innen zu entziehen. Schätzungen zufolge, so ist es auf einer einführenden Tafel zu lesen, gelang es im besetzten Polen rund 50.000 Juden und Jüdinnen, bis zum Ende des Krieges versteckt zu überleben. Damit diese Menschen Schutz fanden, mussten nicht nur sie selbst unsichtbar werden, sondern auch die genutzten Räume entweder den Blicken verborgen bleiben oder nach außen so alltäglich erscheinen, dass sie keinen Verdacht erregten. Dass sich Menschen in ganz Europa in Verstecken vor dem Zugriff der Deutschen zu entziehen versuchten, ist allgemein bekannt; wie die einzelnen Verstecke aussahen, welche Lebensbedingungen sie schufen, welche Anstrengungen und Kontakte nötig waren, um sie einzurichten und unentdeckt zu halten, ist hingegen bislang kaum erforscht.

Die im Jüdischen Museum Frankfurt am Main präsentierte Ausstellung, die zuvor bereits in Warschau und Stettin gezeigt wurde, setzt sich auf eindrucksvolle Weise mit diesem Thema auseinander. Dabei gelingen ihr zwei Dinge: Sie stellt die neun ausgewählten Räume in einer Vielzahl von Aspekten vor und macht zugleich transparent, dass dies das Ergebnis einer mehrjährigen, transdisziplinären Arbeit ist, welche die Künstlerin, Architektin, Politikwissenschaftlerin und Historikerin Natalia Romik gemeinsam mit der Anthropologin Aleksandra Janus und wechselnden Teams durchführte – zusammengesetzt aus Anthropolog:innen, Archäolog:innen, Dendrolog:innen, Dendrochronolog:innen, Designhistoriker:innen, Genealog:innen, Grapholog:innen, Historiker:innen, Konstrukteur:innen, Kunsthistoriker:innen, Stadtforscher:innen und jüdischen Religionsgelehrten.

Der Aufbau der Ausstellung ermöglicht es, dass die Besucher:innen selbst entscheiden, wie sie sich den Orten und ihrer Geschichte annähern. Dafür wurde der relativ dunkle Raum im Untergeschoss des Museums mit Hilfe einer Wand in zwei Bereiche unterteilt. Links sind neun silbrig glänzende Skulpturen zu sehen; rechts stehen beleuchtete Vitrinen, in denen Dokumente und Artefakte zu den Orten ebenso versammelt werden wie Ergebnisse der Forschungen und Interviews mit Projektbeteiligten oder Überlebenden.


Abb. 1: Übersicht des Ausstellungsraumes nach dem Eintritt. Empfangen wird die Besucherin mit einem Zitat an der den Raum trennenden Wand: „Wenn ein Jude sich auf der ‚arischen Seite‘ wiederfand, hatte er zwei Möglichkeiten: an ‚der Oberfläche‘ zu bleiben oder unterzutauchen. […] Emanuel Ringelblum, Warsaw Ghetto, 1943.“
(Foto: Alexandra Klei, 10. April 2024)

Durch die Vielzahl und Vielfalt der Dokumente und Artefakte entsteht die bereits genannte Doppelwirkung, dass die Verstecke einerseits in ihrer Geschichte nachvollziehbar werden, andererseits der komplexe Prozess ihrer Erforschung aufgezeigt wird. Letzteres beinhaltet Methoden und Erkenntnisse, aber immer auch Leerstellen und Grenzen der Untersuchungen. Vorgestellt werden so die folgenden neun Räume: (1) Ein Unterschlupf auf dem jüdischen Friedhof in der Okopowa-Straße in Warschau, den Isaak Posner und Moshe Aroniak für Angehörige ihrer Familien schufen. Dafür erweiterten sie eine bestehende Grube, die als Grab gedacht war, verstärkten sie mit Hilfe von Mauern und deckten sie mit Grabsteinen ab. Die meisten der Untergetauchten überlebten allerdings nicht, weil das Versteck 1942 entdeckt und sie vor Ort oder in der unmittelbaren Nachbarschaft erschossen wurden, unter ihnen auch Posner und Aroniak selbst. Nur zwei Männer – Abraham Carmi (ehemals Stolbach) und David „Jurek“ Plonsk – konnten sich retten und anschließend in weiteren Verstecken unterkommen. (2) Die 650 Jahre alte Josefseiche (auch Jósef-Eiche) im Park eines Gutshauses in Wiśniowa, im Südosten Polens, in deren Inneren die Brüder Dawid und Paul Denholz eine Zeitlang Schutz fanden. Sie waren zuvor aus dem KZ Plaszow geflohen. In dem Baum konnten Romik und ihr Team noch Holzstufen und Metallklammern finden. (3) Der Keller des Klosters der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis in Jarosław, ebenfalls im Südosten Polens, in dem ein Holzschrank den Eingang in eine dahinterliegende Kammer verdeckte. Die Regalbretter seiner Rückwand dienten als Tür eines Verstecks für mehrere Menschen, unter ihnen jüdische Mädchen, die im Kloster Zuflucht gefunden hatten. Ihre Zahl ist ebenso unbekannt wie ihr weiteres Schicksal. Eingerichtet worden war das Versteck im September 1939 von einer Schwester namens Tymomea und einem Handwerker namens Podpierko. Sowohl der Schrank als auch die Kammer wurden bis in die Gegenwart als Lager genutzt. (4) Ein rasch gemauerter Raum im Keller eines Wohngebäudes aus dem 17. Jahrhundert in Lviv, der 2020 bei Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten entdeckt wurde. Dabei konnten auch noch Gegenstände aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges gefunden werden. Möglicherweise handelte es sich um ein Versteck von Anna Backfein, ihrer Schwiegertochter Pola und deren 1941 geborenem Sohn Sewer, die sich an verschiedenen Orten in dem Gebäude versteckten, unter anderem in ihrer Wohnung und auf dem Dachboden. Alle drei überlebten den Holocaust. (5) Die Ozerna-Höhle, nahe dem Dorf Bilche-Zolote in der heutigen Ukraine, in der sich 38 Menschen ab 1943 in einem verzweigten, 150 Kilometer langen System aus Gängen mit unterirdischen Seen versteckten. Sie verließen die Höhle am 12. April 1944, einige von ihnen hatten hier 511 Tage gelebt. Die Forscher:innen konnten im Inneren noch eine Handmühle für Getreide finden, die von den Juden und Jüdinnen gebaut worden war. (6) Die nicht weit entfernte Verteba-Höhle, in der sich ab 1942 Esther und Zaide Stermer sowie einige ihrer Familienangehörigen mehrere Räume zur Unterkunft geschaffen hatten. Nachdem sie 1943 entdeckt wurden, konnte ein Teil der Gruppe fliehen, andere wurden ermordet. (7) Verschiedene Stellen im Kanalsystem von Lviv, die als Versteck für Dutzende Juden und Jüdinnen dienten. Als die Deutschen das Ghetto am 30. Mai 1943 auflösten, flohen die Verfolgten durch einen eigens gegrabenen Tunnel, der von einem Haus abging, und blieben bis zum 27. Juli 1944 unterhalb der Stadt. 2021 entdeckte Anna Tychka (Urban Explorers Lviv) erhaltene materielle Spuren und löste so eine Untersuchung aus. (8) Ein Privathaus in der ukrainischen Stadt Schowkwa (damals polnisch Żółkiew), in dem sich zwischen 1942 und 1944 insgesamt 18 Angehörige der Familien Schwarz, Patrontasch, Steckl und Mehlman versteckten. Letzteren hatte das Haus zunächst gehört, der neue Besitzer Walenty Beck gab ihnen allen dann weiterhin Unterschlupf. Das Gebäude besaß keinen Keller, gegraben worden war von den jüdischen Bewohner:innen vielmehr ein Hohlraum unter dem Erdgeschoss mit einem Zugang durch eine verdeckte Luke im Parkett. Nur eine der Bewohner:innen – Mania Schwarz – wurde ermordet, nachdem sie das Versteck aus Panik verlassen hatte. Und schließlich (9) ein – in der Ausstellung gezeigter – Schrank mit Zeichnungen und Inschriften, der vermutlich als Versteck von einem oder zwei jüdischen Kind/ern oder Jugendlichen in einem Wohnhaus bzw. Bauernhof in dem polnischen Dorf Huta Zaborowska diente. Auch dieser Schrank wurde anschließend weiter genutzt, ab 2000 in einem Lager aufbewahrt und 2020 von den neuen Besitzer:innen bei Aufräumarbeiten entdeckt. Hier blieben allerdings die Identität, Herkunft und Geschichte der/des Versteckten bisher unbekannt.


Abb. 2: Holzschrank aus der Privatsammlung von Marta Dobecka und Marcin Powierza; Leihgabe POLIN, Warschau. Der Schrank wurde in die den Ausstellungsraum trennende Wand integriert. Er ist nicht nur das einzige Objekt, das außerhalb der Vitrinen präsentiert wird, sondern zudem das einzige Versteck, das als Objekt selbst – bzw. als Architektur des Überlebens – in der Ausstellung gezeigt wird.
(Foto: Alexandra Klei, 10. April 2024)


Abb. 3: Vier der Überblickstafeln zur Geschichte der Verstecke. Im Vordergrund sind die Abgüsse aus der Verteba-Höhle sowie des Holzschranks aus Huta Zaborowska zu sehen. Unmittelbare Beziehungen zwischen den Texten und den Objekten werden nicht hergestellt.
(Foto: Alexandra Klei, 10. April 2024)

Diese kurze Übersicht – Zusammenfassungen aus den Tafeln, welche die Ausstellung der Skulpturen begleiten – vermittelt nicht nur erste Angaben zu den konkreten Orten, sondern auch eine Vorstellung von der Vielfalt der Räume, die zum Schutz geschaffen wurden. Dabei sind die Tafeln zugleich der einzige Anlass für eine kritische Anmerkung zur Präsentation. Es handelt sich zum Teil um schwer nachvollziehbare Überblickstexte, auch immer wieder mit Redundanzen in den Informationen. Deutsche Täter:innen werden nicht genannt, womit in der Summe eine merkwürdig kontextlose Erzählung präsentiert wird.

Die ausgestellten Verstecke verbindet nicht nur der temporäre Charakter ihrer Funktion, Schutz zu geben, sondern auch, dass an oder in ihnen materiell bis in die Gegenwart Zeichen erhalten sind, die auf ihre Geschichte verweisen. Diese Zeichen waren in den meisten der Beispiele der Anlass für Romik und die jeweiligen Teams, der Geschichte genauer nachzugehen. Raum als Ausgangspunkt für Forschungen zum Holocaust zu nehmen, ist ein vergleichsweise junger Ansatz, der in den letzten Jahren eine Vielzahl neuer Forschungen, Zugänge und Erkenntnisse hervorgebracht hat.1 Die Ausstellung sowie die Arbeiten von Romik und ihren Kolleg:innen produzieren so nicht nur Wissen um „Architekturen des Überlebens“, sondern ordnen dies ein in Forschungen zu den Holocaust Landscapes. Dabei zeigt die Ausstellung mit aller Deutlichkeit, dass es erst die Zugänge und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen sind, die es ermöglichen, die Räume und die Geschichte der einzelnen Verstecke zu erforschen und sichtbar zu machen. Es ist Autor:innenschaft als „etwas Gemeinschaftliches […], genau wie Handlungsfähigkeit und Verantwortung“, schreibt Kuba Szreder, der die Ausstellung und den Katalog kuratorisch und konzeptionell begleitete, in seinem einführenden Text (S. 8–17, hier S. 11). Dabei entsteht zu keinem Zeitpunkt der Eindruck, dass die unterschiedlichen Beteiligten lediglich etwas dazu beitragen, dass Romik ihre künstlerischen Arbeiten schaffen kann, sondern vielmehr, dass alle Teilelemente und Kompetenzen notwendig sind, damit die Geschichte und die Funktion der einzelnen Orte ausgelotet werden können.


Abb. 4: Aus den Abgüssen hergestellte Skulpturen. Im Vordergrund ist ein Ausschnitt des Baumstammes der Josefseiche zu sehen, rechts dahinter das Detail der Ziegelmauer der Grube auf dem jüdischen Friedhof in Warschau, links erneut das Fragment des Holzschranks aus Huta Zaborowska.
(Foto: Alexandra Klei, 10. April 2024)

Mit der eingangs bereits skizzierten Aufteilung können Besucher:innen auf der linken Seite des Raumes die Skulpturen von Natalia Romik sehen. Es handelt sich um 1:1-Abgüsse von einzelnen Elementen der Verstecke, die mit einer Silikonmasse bestrichen und dann als Abdruck genommen wurden. Anschließend bildete Romik aus einer Gipsmasse das harte Original nach und versilberte am Ende die so erzeugte Skulptur. Diese erhält damit eine leicht reflektierende Oberfläche, die das Element zugleich verfremdet und es so von der Alltäglichkeit seiner ursprünglichen Erscheinung entfernt. Als (Kunst-)Objekt wird etwas Verstecktes, ein Raum, der im Verborgenen bleiben sollte, nun sichtbar gemacht – und zugleich zu einem Denkmal. Die Art der Herstellung und die erzeugte Materialität stellen eine Verbindung zwischen den einzelnen Objekten her, die durch ihre Präsentation in einem fast leeren dunklen Raum zusätzlich betont wird. Als Skulpturen gestaltet wurden (1) ein Detail der Ziegelmauer in der Grube auf dem jüdischen Friedhof in Warschau, (2) ein Ausschnitt des Baumstammes in Wiśniowa, (3) ein Ausschnitt des Türsturzes über dem Eingang in das Kloster-Versteck, (4) ein Teil der Mauer des Kellers in Lviv, (5) der Mühlstein in der Ozerna-Höhle, (6) ein Fragment der Verteba-Höhle, (7) ein Bereich der Mauer der Kanalisation in Lviv, (8) der Ausschnitt aus dem Parkett in Schowkwa, der in den geschaffenen Hohlraum führte, und (9) ein Türfragment des Schranks aus Huta Zaborowska. Neben den zurückhaltend gestalteten Wand-Übersichtstafeln zu den einzelnen Orten wird in diesem Teil des Ausstellungsraumes ein Video präsentiert, das die Untersuchung der Josefseiche in Fotografien und Scans zeigt.


Abb. 5: Filmstill der endoskopischen Untersuchung des Hohlraumes in der Josefseiche. In dem Video wechseln sich die Bilder der Untersuchung mit verschiedenen, zum Teil sehr detaillierten Fotografien des Baumes und 3D-Scans ab. Vor dem Hintergrund der Klarheit, mit der die Zugänge zu den einzelnen Orten in der Ausstellung angeordnet sind, irritiert die Entscheidung, dass dieses Video im Bereich der Abgüsse gezeigt wird, auch weil es immer wieder von der Betrachtung der Objekte ablenkt.
(Foto: Alexandra Klei, 10. April 2024)


Abb. 6: Detail der Vitrine zu den Verstecken in der Kanalisation von Lviv. Hier werden unter anderem Fotografien des Einstiegs in die Kanalisation gezeigt, 3D-Scans, eine schematische Darstellung der Orte, an denen sich die Familie Chiger verstecken konnte, sowie einige Objekte, die der Familie gehörten und die im Zuge der Recherchen gefunden wurden.
(Foto: Alexandra Klei, 10. April 2024)

Auf der anderen Seite des Ausstellungsraumes finden sich in Vitrinen angeordnete Darstellungen von Forschungsergebnissen unter anderem zu den Biographien der sich versteckenden Juden und Jüdinnen und zur Untersuchung der Orte. Die geleisteten Arbeiten und offene Fragen sind hier breit dokumentiert, etwa in Form von endoskopischen Aufnahmen, gefundenen Gegenständen, recherchierten Schriftquellen, Erzählungen von Überlebenden, Interviews mit Forscher:innen, Fotografien der Verstecke und Zusammenfassungen, in denen das Auffinden der Orte beschrieben wird.


Abb. 7: Ausstellungsbereich mit Vitrinen und Filmstill. Im Hintergrund ist der 3D-Scan der Josefseiche zu sehen. Das Thema der Vitrine im Vordergrund sind teils zerstörte, teils erhaltene Verstecke, zu denen es Hinweise gibt, die aber noch nicht untersucht wurden.
(Foto: Alexandra Klei, 10. April 2024)

An einer der Wände wird eine weitere Videoproduktion gezeigt, hier mit den 3D-Scans der neun Verstecke. An einer anderen Wand ist eine Karte aufgebracht, die nicht nur die vorgestellten Beispiele geographisch lokalisiert, sondern schematisch auch die bisher recherchierten Orte zeigt, an denen es „Architekturen des Überlebens“ gab. Sie ist damit eines der Mittel, die sowohl die Auswahl als auch die Grenzen der Arbeit sichtbar machen: Sie führt vor Augen, wie wenige der Orte bisher näher erforscht sind. Immer wieder finden sich Hinweise auf Verstecke, die recherchiert wurden, aber (bisher) nicht untersucht werden konnten; weil die Zeit und die Ressourcen fehlen, weil es nur unzureichende Spuren gibt oder die Orte selbst in einem schlechten Zustand sind bzw. zerstört wurden. Die Ausstellung ist damit „nur“ ein Zwischenstand, selbst für die gezeigten Verstecke. In den Vitrinen-Texten sind wiederholt Hinweise eingearbeitet, dass auch ihre Erforschung noch nicht abgeschlossen ist. Insgesamt ist die Ausstellung ein mehr als gelungenes Beispiel für eine „künstlerische Forschung“2, mit der die Bedeutung von Methoden einer architektonischen und ästhetischen Forensik für die Holocaustforschung ebenso wie für die Erinnerungskultur vortrefflich gezeigt wird.

Anmerkungen:
1 Siehe jetzt Janine Fubel / Alexandra Klei / Annika Wienert (Hrsg.), Space in Holocaust Research. A Transdisciplinary Approach to Spatial Thinking, Berlin 2024.
2 Christina Landbrecht, Künstlerische Forschung. Potenziale, Probleme, Perspektiven, Göttingen 2024 (angekündigt für Oktober).