Als die Royals aus Hannover kamen

Als die Royals aus Hannover kamen

Veranstalter
Niedersächsisches Landesmuseum <http://www.royals-aus-hannover.de>
Ort
Hannover
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.05.2014 - 05.10.2014

Publikation(en)

Cover
Niedersächsisches Landesmuseum (Hrsg.): Als die Royals aus Hannover kamen. . Dresden 2014 : Sandstein Verlag, ISBN 978-3-95498-103-8 1.004 S., vier Bände im Schuber € 88,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Heide Barmeyer-Hartlieb, Universität Hannover

Anlässlich der 300. Wiederkehr des Beginns der Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien findet in diesem Jahr eine große niedersächsische Landesausstellung unter dem Titel „Als die Royals aus Hannover kamen“ statt. An fünf Standorten, im erst kürzlich wiedererrichteten Schloss Herrenhausen, dem Niedersächsischen Landesmuseum, dem Historischen Museum, dem Wilhelm Busch, Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst und im Bomann Museum Celle werden unterschiedliche Aspekte der Personalunion thematisiert. Ergänzend veranstaltet das Welfenhaus auf der Marienburg eine Ausstellung unter dem Titel: „Der Weg zur Krone“. Die Niedersächsische Landesausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Prinzen von Wales, wird finanziell in der Hauptsache getragen vom Land Niedersachsen, der Klosterkammer Hannover und der Kulturstiftung der Länder und fand darüber hinaus finanzielle Unterstützung weiterer namhafter Institutionen. Vor allem aber gelang es, wichtige Leihgeber zu gewinnen. Vorbereitet von mehreren deutsch-britischen Tagungen, unterstützt von einer Lenkungsgruppe, einem wissenschaftlichen Beirat und Ehrenkuratoren kam eine hochkarätige Ausstellung zustande, die von einem voluminösen vierbändigen Katalog begleitet wird.

Um zu einer Beurteilung von Katalog und Ausstellung zu kommen, seien zuerst die äußeren Daten genannt. Schon vom Umfang her ist der Eindruck überwältigend. Die vier Katalog-Bände umfassen etwa 1.000 Seiten wissenschaftliche Texte und geben zu insgesamt 555 Exponaten – die in die Texte integrierten Abbildungen nicht gerechnet – detaillierte Beschreibungen mit Quellennachweisen. Dazu kommen ein Literaturverzeichnis und Nachweise für die Abbildungen. Die Farben des Union Jack – blau, rot und weiß – halten alle Ausstellungen und Kataloge zusammen und ergeben als Hintergrund für die Exponate einen prächtigen visuellen und betrachter-freundlichen Kontrast.

Das Ausstellungskonzept basiert auf einer klugen Absprache unter den Museen nach unterschiedlicher Akzentsetzung, um Überschneidungen zu vermeiden und entsprechend den je eigenen Möglichkeiten verschiedene Aspekte der Personalunion darzustellen. So haben Landesmuseum und das Museum im Schloss Herrenhausen sich vereinigt unter der Überschrift „Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714-1837“, das Historische Museum konzentriert sich auf sein Hauptexponat, den Staatswagen Georgs, des Prinzen von Wales und firmiert unter „Eine Kutsche und zwei Königreiche. Hannover und Großbritannien 1814-1837“; das Karikaturen Museum dokumentiert „Königliches Theater! Britische Karikaturen aus der Zeit der Personalunion und der Gegenwart“ und das Celler Bomann Museum widmet sich der Vorgeschichte: „Reif für die Insel – Das Haus Braunschweig-Lüneburg auf dem Weg nach London“.

Die Umsetzung dieses Konzeptes muss mit den vorgegebenen räumlichen Möglichkeiten, die teilweise nur bedingt ausstellungsfreundlich sind, zurecht kommen. Besonders gut gelingt das in Herrenhausen bei der Nachstellung der Wallmoden-Galerie im rekonstruierten Flügel des Schlosses. Im Landesmuseum werden Schritt für Schritt und Raum für Raum mit Gemälden, Karten, Gegenständen des Alltags und der Wissenschaft die unterschiedlichen Welten Hannovers und Großbritanniens eindrucksvoll dargestellt. Im Historischen Museum gruppiert sich alles um Kutschen und die Ära Georgs IV. Hier werden die Besucher mit Fragen aufgefordert, durch Vergleich mit heutigen Verhaltensweisen in der auf den ersten Blick fremden Vergangenheit Ähnlichkeiten mit heute zu entdecken.

Die vier Bände des opulenten Katalogs – die einzelnen Beiträge können hier nicht besprochen werden – bilden insgesamt so etwas wie ein Handbuch hannoverscher Geschichte vom späten 18. bis ins 19. Jahrhundert. Die vier George und Wilhelm IV. werden auf dem derzeitigen Forschungsstand in Kurzbeiträgen verschiedener Autoren in ihrem Umfeld skizziert, während der umfangreiche Beitrag zur Kunstsammlung des Reichsgrafen Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn eine Rekonstruktion der nach dem Tod Wallmodens 1811 zerschlagenen Sammlung versucht und das Programm und die Hängung der Gemälde scharfsinnig erörtert. Wissenschaftlich wird hier Neuland betreten und einem an seinem Lebensende glücklosen und dann fast vergessenen Mann späte Aufmerksamkeit verliehen. Der Band über die Kutschen wird weitgehend von Thomas Schwark bestritten, der mit den Hintergründen königlicher Visiten im Hannover gleichzeitig die Regency-Epoche mit ihren vielfältigen Aspekten perspektivreich schildert. Mit dem Thema Karikaturen wird die Welt der kritischen Öffentlichkeit in Großbritannien dargestellt, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts dort so ganz anders war als in Hannover. Hier wird die Geschichte verlassen und die Karikaturensprache bis in unsere Gegenwart verfolgt. Der Band über die Celler Ausstellung – der Vorgeschichte der Personalunion im 18. Jahrhundert gewidmet – unterscheidet sich von den übrigen Bänden, indem er die Exponate in die Texte integriert und keinen abgetrennten Katalogteil aufweist.

Die Ausstellungen und die Begleitkataloge legen ein überzeugendes Zeugnis ab von gut koordinierter Zusammenarbeit von Historikern und Museumsfachleuten. Die Publikation wird über die Zeit der Ausstellung hinaus bleibende Grundlage für jede weitere Beschäftigung mit der Geschichte Hannovers zwischen 1700 und 1840 sein.

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