Alma Rosé-Preis

Institution
Univerität Wien
Gefördert durch
Oestereichische Nationalbank
PLZ
1180
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
24.03.2023 - 31.05.2023
Bewerbungsschluss
01.06.2023
Von
Kerstin von Lingen, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien

Der Alma Rosé-Preis für die Erforschung der Geschichte der Verfolgten des Nationalsozialismus und der Geschichte ihrer materiellen Verluste und Entziehungen ist mit 1000 Euro dotiert und wird für hervorragende wissenschaftliche Leistungen, insbesondere in der ersten Studienphase (wie Bachelor-, Examens-, Diplom- und Masterarbeiten), vergeben. Gewürdigt werden akademische Qualifikationsschriften an deutschsprachigen Hochschulen.

Alma Rosé-Preis

Zielsetzung:
Der Alma Rosé-Preis ist mit 1000 Euro dotiert und wird für hervorragende wissenschaftliche Leistungen, insbesondere in der ersten Studienphase (wie Bachelor-, Examens-, Diplom- und Masterarbeiten), vergeben. Es werden pro Jahr bis zu drei Preise vergeben.
Gewürdigt werden akademische Qualifikationsschriften an deutschsprachigen Hochschulen, die sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Nachwirkungen beschäftigen (auch Nachkriegsjustiz), und dabei auch auf die Verfolgungsgeschichte, insbesondere im Hinblick auf die (privat-)wirtschaftliche Ausplünderung fokussieren. Vorausgesetzt wird eine intensive Auseinandersetzung mit der Perspektive der Opfer in verschiedenen Kontexten ("Arisierung", "Verwertung", Rückerstattung, „Wiedergutmachung“), und mit der Verlustgeschichte von Objekten bzw. Gegenständen aller Art.
Es ist insbesondere das Ziel des Preises, die noch junge Teildisziplin der Provenienzforschung, Forschungen zur „Arisierung“ sowie zur Nachkriegsjustiz zu diesem Komplex und Rückerstattungsverfahren an deutschsprachigen Hochschulen zu stärken und eine Anregung für Nachwuchswissenschaftler*innen zu bieten, sich mit diesen Themenfeldern kritisch auseinanderzusetzen und auf diesem Gebiet Grundlagenforschung zu leisten.

Zur Namensgeberin:
Alma Rosé wurde als Nichte Gustav Mahlers in eine der bekanntesten Musikdynastien Österreichs, die Mahler-Rosé Familie, hineingeboren, war eine herausragende Solo-Violinistin und machte sich in den 1930er Jahren mit der Gruppe „Wiener Walzermädeln“ einen Namen. Von den Nationalsozialisten wurde sie nach dem „Anschluss“ aus rassischen Gründen, zusammen mit ihrem Vater, dem Konzertmeister der Wiener Philharmoniker Arnold Rosé, und mit ihren Instrumenten, einer Guadagnini und einer Stradivari, nach London ins Exil vertrieben. Alma befand sich auf einem Konzertengagement in den Niederlanden, als sie von der Besetzung durch die Wehrmacht überrascht wurde und so nachträglich in die Fänge der NS-Verfolgungsmaschinerie geriet. Der Plan, zu ihrem Bruder nach Kanada auszureisen scheiterte in letzter Minute. Bei ihrem Versuch, in die Schweiz zu flüchten, wurde sie aufgegriffen und von der Gestapo verhaftet.
1943 aus dem Durchgangslager Drancy nach Auschwitz verschleppt, wurde sie dort als die berühmte Alma Rosé erkannt, was die KZ-Aufseherin Maria Mandl bewog, sie aus Geltungssucht mit dem Aufbau eines Frauenorchesters in Auschwitz zu betrauen. Das Orchester war aus Musikerinnen im Alter zwischen 16 und 40 Jahren zusammengesetzt, denen somit eine Überlebenschance eingeräumt war. Das Orchester spielte Märsche beim Morgen- und Abendappell, ansonsten jedoch auch Konzerte klassischer Musik für alle („Sonntagskonzert“), oder Unterhaltungssongs, die die SS-AufseherInnen für private Veranstaltungen verlangten. Im April 1944 infizierte sich Alma Rosé und starb kurz darauf im SS-Krankenhaus des KZ Auschwitz, wo man sie trotz medizinischer Bemühungen nicht retten konnte. Es gibt Berichte, dass sogar das SS-Personal um sie trauerte.
Die meisten anderen Orchestermitglieder überlebten die Todesmärsche aus Auschwitz und die Befreiung in Bergen-Belsen, am bekanntesten ist die ehemalige Cellistin, Anita Lasker-Wallfisch, die regelmäßig in Vorträgen und Fernsehinterviews auf Alma Rosé, ihr Wiener Erbe, ihre musikalische Leistung sowie auf ihre Hilfsbereitschaft in Auschwitz aufmerksam macht. Klassische Musik war mit ein Faktor, um den KZ-Insassen Lebensmut zu geben und so ihren Überlebenswillen zu stärken.
Die Stradivari ihres Vaters Arnold Rosé ist seit 2006 im Besitz der Republik Österreich und wird durch die Sammlung historischer Streichinstrumente der Nationalbank verwaltet, die sie im Rahmen eines Stipendiums an aufstrebende junge MusikerInnen leihweise vergibt.
Im Zuge des noch jungen Forschungsfeldes der Provenienzforschung rückten zuletzt, nach spektakulären Studien zum Kunstraub, auch geraubte Instrumente in den Fokus der wissenschaftlichen Erforschung der NS-Unrechtspolitik (Objektgeschichte), daher eignet sich der Fall Alma Rosé symbolisch als Namensgeberin eines hier skizzierten, thematisch gewidmeten Examenspreises.

Der Alma Rosé-Preis trägt zur Förderung und öffentlichen Anerkennung von Nachwuchswissenschaftler*innen bei und dient der Bewusstmachung der (auch wirtschaftlichen) Verbrechen des Nationalsozialismus, ihrer Profiteure und der Erinnerung an ihre Opfer, und damit der Aufklärung über Antisemitismus und Rassismus.
Er wird von der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien gemeinsam mit der Österreichischen Nationalbank vergeben und einmal pro Jahr in einer öffentlichen Zeremonie verliehen.
Den Preisträger*innen wird die Möglichkeit geboten, einerseits im Rahmen einer kurzen Projektvorstellung während der Preisverleihung, andererseits in einer online Veröffentlichung (Aufsatz) auf die erforschten Themen aufmerksam zu machen und die Themenbereiche Verfolgung und Vertreibung, Transfer und Translokation, Raub und Rückerstattung einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Deadline: 1.6.2023, Bewerbungen (Examensarbeit, Gutachten, Anschreiben) sind zu richten an Sekretariat Prof. Kerstin von Lingen, per email an almarosepreis.zeitgeschichte@univie.ac.at

Kontakt

Prof. Dr. Kerstin von Lingen, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien, kerstin.von.lingen@univie.ac.at

Redaktion
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Deutsch
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