Walter-Markov-Preis für Geschichtswissenschaften 2007

Walter-Markov-Preis für Geschichtswissenschaften 2007

Institution
Karl-Lamprecht-Gesellschaft/ ENIUGH; Institut für Kultur- und Universalgeschichte
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Bewerbungsschluss
01.07.2007
Von
Middell, Matthias

In zweijährlichem Rhythmus schreiben die Karl-Lamprecht-Gesellschaft und das Institut für Kultur- und Universalgeschichte gemeinsam den Walter-Markov-Preis für Geschichtswissenschaften aus.

Walter Markov (1909-1993) zählte zu den international bekanntesten und geschätzten Historikern der DDR. Sein wissenschaftliches Schaffen war von dem Bemühen geprägt, die innovativen Impulse der Marxschen Geschichtstheorie vor allem mit den Ansätzen der französischen Sozialgeschichtsschreibung zu verknüpfen. Die hier entstandene Historiographie war eine im besten Sinne des Wortes "history from below". Als bedeutendster Historiker der Französischen Revolution im deutschsprachigen Raum nach dem Zweiten Weltkrieg galt seine Aufmerksamkeit - auch widrigen Umständen zum Trotz - besonders der Förderung der Zusammenarbeit zwischen Franzosen und Deutschen in akademischer Forschung und Lehre. Ganz in der Tradition des Lamprechtschen Instituts für Kultur- und Universalgeschichte, dessen Direktor er 1949 wurde, schlug Walter Markov u.a. als erster deutscher Gastprofessor in Afrika und mit seinen Arbeiten zur Geschichte der Balkandiplomatie Brücken der wissenschaftlichen Kooperation zwischen Ost- und Westeuropa, zur amerikanischen, afrikanischen und asiatischen Historiographie.

Er gehörte zu jenen, die sich über all die Jahre nach 1945 gegen jegliche Entwicklungen des Ausscheidens der Leipziger Universität aus der internationalen scientific community stemmten. Moralische und politische Ansprüche an sich selbst und andere hatten in Walter Markovs Widerstand gegen die Nazidiktatur, die ihn über ein Jahrzehnt im Zuchthaus inhaftierte, ihre tiefste Wurzel. Walter Markov hat durch sein Gesamtwerk Qualitäten wissenschaftlichen Arbeitens entwickelt, an die zu erinnern immer lohnen wird.

Die Stiftung eines Walter-Markov-Preises für Geschichtswissenschaften im Jahre 1994 diente vor allem der Förderung von Arbeiten, die diese Qualitäten aufgreifen.

Der Walter-Markov-Preis für Geschichtswissenschaften wird vom Institut für Kultur- und Universalgeschichte e.V. (Leipzig) in Verbindung mit der Karl-Lamprecht-Gesellschaft/ ENIUGH an Historikerinnen und Historiker verliehen, die in ihrer Qualifizierungsschrift (Staatsexamensarbeit, Magisterarbeit, Promotion) einen bemerkenswerten Beitrag zur Untersuchung jener historischen Fragestellungen geleistet haben, denen auch das wissenschaftliche Schaffen von Walter Markov galt.

Insbesondere werden Historikerinnen und Historiker, die auf dem Feld der Geschichte der Französischen Revolution und der vergleichenden Revolutionsgeschichte, der Geschichte der Beziehungen zwischen Ost- und Westeuropa, der Geschichte der Länder Afrikas, Asiens und Südamerikas und ihrer Befreiung von politischer und wirtschaftlicher Abhängigkeit sowie der Historiographiegeschichte tätig sind, ermutigt, ihre Arbeiten einzusenden. Ein wichtiges Kriterium für die Vergabe des Preises bildet die innovative Annäherung an Prämissen des wissenschaftlichen Schaffens von Walter Markov: die Privilegierung des Blicks "von unten" auf den historischen Prozeß, der Gebrauch und die Weiterentwicklung komparatistischer Ansätze und die Aufmerksamkeit für weltgeschichtliche Zusammenhänge.

Der Walter-Markov-Preis für Geschichtswissenschaften ist mit 1.500 € dotiert und sollte der Drucklegung der ausgezeichneten Arbeit dienen. Manuskripte können in elektronischer Form bis zum 1. Juli 2007 eingereicht werden: eniugh-headquarters@uni-leipzig.de

Seine Vergabe wird unter Ausschluss des Rechtsweges von einer Kommission des internationalen Beirats des Instituts für Kultur- und Universalgeschichte entschieden. Die Übergabe erfolgt jeweils im Herbst des Jahres der Ausschreibung.

Bisher wurde der Walter-Markov-Preis vergeben an:
Astrid Windus (2003): Afroargentinier und Nation. Konstruktionsweisen afroargentinischer Identität im Buenos Aires des 19. Jahrhunderts, Leipziger Universitätsverlag 2005

Oliver B. Hemmerle (2001): 'Der arme Teufel' - Eine transatlantische Zeitschrift zwischen Arbeiterbewegung und bildungsbürgerlichem Kulturtransfer um 1900, Lit-Verlag 2002

Ludger Wimmelbücker (2001): The Kilimanjaro Region. Production and Living Conditions, c. 1800-1920, Lit-Verlag 2001

Knuth Matthias Dethlefsen (1999): British Presence and Rule in China between 1919- 1937 (Magisterarbeit)

Christian Koller (1999): Von Wilden aller Rassen niedergemetzelt. Die Diskussion um die Verwendung von Kolonialtruppen in Europa zwischen Rassismus, Kolonial- und Militärpolitik 1914-1930, Franz-Steiner-Verlag 2001

Thomas Erdmann Fischer (1997): Geschichte der Geschichtskultur. Über den öffentlichen Gebrauch der Vergangenheit von den antiken Kulturen bis zur Gegenwart, Verlag für Wissenschaft und Politik 2000

Norbert Kersken (1994):Geschichtsschreibung im Europa der nationes. Nationalgeschichtliche Gesamtdarstellungen im Mittelalter, Böhlau-Verlag 1995

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Land Veranstaltung
Arbeitssprache(n)
Deutsch
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