Redaktionsnotiz: Strukturreform der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Von
Redaktion H-Soz-Kult


Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-u-Kult,

kürzlich erreichte uns aus Wien die Bitte, eine Petition wegen der drohenden Entlassung vieler Wissenschaftler/innen an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) über H-Soz-u-Kult zu verbreiten. Die Petition richtet sich an das österreichische Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung in Wien. Initiator des Aufrufs ist Christian Balluch, der selbst Mitarbeiter der ÖAW ist.

Der Aufruf stellt eine Reaktion auf radikale Reformen dar, die der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ins Haus stehen. Seitens der Redaktion von H-Soz-u-Kult haben wir die Zusendung der Petition zum Anlass genommen, um eine kleine Dokumentation zusammenzustellen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Aber sie wirft zumindest ein Schlaglicht auf die laufenden Umstrukturierungen des österreichischen Wissenschaftssystems am Beispiel der ÖAW. Wissenschaftspolitische Entwicklungen in Österreich werden hierzulande insgesamt wenig wahrgenommen. Aus deutscher Perspektive liefern die nachstehend gelisteten Artikel, Berichte und Kommentare aus Österreich jedoch so manches hochschul- oder wissenschaftspolitische Déjà-vu hinsichtlich der Zielstellungen, Vorgaben und Abläufe sowie der Debatten und Konflikte. So stehen die Umstrukturierungen an der ÖAW im größeren Zusammenhang des Versuchs der österreichischen Regierung, das Wissenschaftssystem des Landes fit für den globalen Wettbewerb zu machen. Hierzu ist schon 2009 eine wissenschaftspolitische Agenda („Forschungsstrategie 2020“) erstellt worden. Zudem scheinen die Bemühungen, die Akademie grundlegend umzustrukturieren, schon seit einigen Jahren zu laufen.

Im Frühjahr 2011 musste unter anderem das bekannte Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), ebenfalls in Wien ansässig, um seine Zukunft bangen, nachdem das österreichische Wissenschaftsministerium im Herbst 2010 angekündigt hatte, Dutzenden von außeruniversitären Forschungseinrichtungen für die Zukunft die bisherige Basisförderung zu streichen. Inzwischen wurde das IFK an die Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz angebunden, nachdem das österreichische Wissenschaftsministerium mit der Kunstuniversität in Linz eine Leistungsvereinbarung geschlossen hatte. Die Zukunft des IFK scheint seither wieder gesichert zu sein. Über die Folgekosten dieser Rochade wissen wir hierzulande wenig.

An der ÖAW manifestieren sich die Debatten und Konflikte nun an den Folgen einer Leistungsvereinbarung der Akademie mit dem Wissenschaftsministerium, die am 4. November 2011 unterzeichnet wurde. Vorangegangen waren im Mai 2011 die Verständigung auf einen Entwicklungsplan und die Verabschiedung einer neuen Satzung und Geschäftsordnung für die ÖAW. Dabei wurde unter anderem das Präsidium der ÖAW gestärkt. Hierzu und zur kontroversen Debatte in der österreichischen Öffentlichkeit haben wir für die Rubrik „ Geschichte & Politisches|“ eine |texte:1659|Linksammlung zusammengestellt.

Berlin, 05.12.11

Ihre H-Soz-u-Kult-Redaktion

Zitation
Redaktionsnotiz: Strukturreform der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, In: H-Soz-Kult, 06.12.2011, <www.hsozkult.de/text/id/texte-1658>.
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