Zwischen 1387 und 1437 herrschte Sigismund von Luxemburg als ungarischer, römisch-deutscher und böhmischer König sowie Kaiser über weite Regionen Europas. Zahlreiche und vielseitige Quellen künden von den politischen Herausforderungen und Konflikten, mit denen der König konfrontiert war und über die er zu entscheiden hatte. Während die jüngere Forschung zunehmend vergleichende Perspektiven auf die komplexe Realität dieser Personalunion entwickelt hat, erhielten die personellen, wirtschaftlichen und rechtlichen Strukturen seiner Königsherrschaft im Heiligen Römischen Reich zuletzt weniger Aufmerksamkeit. In dem an der LMU München sowie der ÖAW Wien angesiedelten Regesta-Imperii-Projekt „Sigismund's Imperial Rule Reconsidered – Bavaria and the Other Territories of the Empire“ (Vorgängerprojekt: „Kaiser Sigismund und Bayern“) wird dagegen auf breiter Quellengrundlage die Königsherrschaft Sigismunds in einer wichtigen Region des Reiches erforscht. Dies eröffnet neue Perspektiven auf Sigismunds Königtum im gesamten Reich.
Die internationale Tagung „Partikularisierung und Zentralisierung? Wirksamkeit und Wahrnehmungen der Herrschaft Sigismunds von Luxemburg im Reich“ setzt hier an und untersucht in vergleichender Perspektive, welche Wirksamkeit Sigismunds Königsherrschaft im Reich entfalten konnte und wie sie wahrgenommen wurde. Während sich einerseits Bemühungen des Königs um die Zentralisierung seines Herrschaftsgefüges beobachten lassen, gewannen andererseits zugleich verschiedene Einflussbereiche mit eigenen Partizipationsstrukturen in den Regionen des Reichs an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund finden Fragen nach den Möglichkeiten zur Umsetzung von Königsherrschaft im Reich, nach Allianzen, Bündnissen und Konkurrenzen ebenso Beachtung wie nach kommunikativen Strategien und Formen des Konfliktmanagements.
In den einzelnen Sektionen und Beiträgen der Tagung soll vor allem danach gefragt werden, welche Rolle die verschiedenen regionalen Kräfte bei der Umsetzung der Königsherrschaft Sigismunds spielten. Leitende Fragestellungen werden dabei zum Beispiel sein:
- Waren die verschiedenen regionalen Kräfte Gegengewichte und Konkurrenten der Königsherrschaft oder eröffneten sie dem König neue Zugriffsmöglichkeiten?
- Welche Mechanismen und Instrumente der Königsherrschaft kamen in den verschiedenen Regionen zum Einsatz und wie reagierten die jeweiligen regionalen Akteure darauf?
- Wie wurde Sigismund als Herrscher in den verschiedenen Regionen und durch die jeweiligen regionalen Akteure wahrgenommen?
- Welche Rolle spielten Sigismunds zahlreiche und lange Abwesenheiten vom (Binnen-) Reich für seine Wahrnehmung in den einzelnen Regionen und seine Interaktion mit den regionalen Akteuren?
- Wie beeinflussten wichtige Schlüsselereignisse wie z.B. die Konzilien oder Krisen wie z.B. der Hussitenkrieg Sigismunds Beziehungen zu den Regionen im Reich?
- Welche weiteren Akteure waren für die Umsetzung der Königsherrschaft in den verschiedenen Regionen des Reiches von Bedeutung? Was für eine Bedeutung hatte dabei zum Beispiel die Königin, welche Rolle spielten die Fürstinnen?
Der Call for Papers richtet sich gezielt an jüngere Historiker:innen (Doktorand:innen und Postdoktorand:innen), die sich gerade in einer Qualifizierungsphase befinden und auf diesem Wege ihre zur Tagungsthematik passenden Forschungsergebnisse präsentieren möchten. Vortragsvorschläge mit Vortragstitel und Abstract (300-500 Wörter) sowie einen kurzen CV senden Sie bitte bis zum 10.11.2024 an Uwe Tresp (uwe.tresp@lrz.uni-muenchen.de).
Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Kosten für Reisen und Unterkunft der Referent:innen werden übernommen. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.