Das neueste Heft der Militärgeschichtlichen Zeitschrift ist soeben erschienen. Angenehme Lektüre wünscht Ihnen Ihr Verlag De Gruyter Oldenbourg
AUFSÄTZE
Manuel-Reyes García HurtadoDie Rezeption deutscher Autoren im Spanien des ausgehenden Ancien Régime: Die Rolle der Marine und des Heeres
In diesem Artikel wird gezeigt, dass das bisher vorherrschende Bild eines ausschließlich durch Frankreich beeinflussten Spaniens im 18. Jahrhundert deutlich relativiert werden muss. Dabei zeigt die genaue Betrachtung der Rezeption deutscher Autoren die besondere Rolle, die das spanische Heer und die Marine für den europäischen Wissenstransfer im Zuge der Verbreitung deutscher Literatur und Ideen spielten. Am Anfang war es die Person Friedrichs II. von Preußen, von der eine enorme Faszination ausging. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts interessierten vor allem Bücher über Chemie, Bergbau und Metallurgie, die gezielt für die Bibliotheken der Militärakademien angeschafft wurden. Das Hauptproblem des deutschen Einflusses auf die spanische Militär- und Wissenschaftslandschaft bestand grundsätzlich in der Sprachbarriere, die das Deutsche darstellte. Aus diesem Grund schafften spanische Militärakademien nur Werke jener Autoren an, die von Anfang an auf Französisch bzw. Lateinisch verfasst worden waren oder von denen eine französische Übersetzung vorlag. Auf diesem Wege, das Französische als Mediatorsprache nutzend, trugen Werke deutscher Autoren in einem weit höheren Maße als bisher angenommen zum Wissenstransfer bei.
The article shows that the hitherto prevailing image of a Spanish state, which was exclusively influenced by France during the 18th century, has to be thoroughly revised. A careful analysis of the introduction and reception of German literature underlines the supreme role played by the Spanish army and navy in dispersion of German thought and writings in Spain. The figure of Frederick the Great stood at the beginning of this process while German books on chemistry, mining and metallurgy were eagerly sought and bought for the libraries of the military academies during the last decade of the century. The central problem concerning the German influence on Spain was the German language. This is also the reason why the Spanish military academies only acquired those German books, which had been translated into French.
Robert Alexander WitteKino im Spannungsfeld von historischer Authentizität, Stereotypen und künstlerischer Freiheit. Zur Figur des SS-Standartenführers Hans Landa in Quentin Tarantinos Werk »Inglourious Basterds«
Die Schutzstaffel (SS) und ihre Angehörigen tauchen als Repräsentation der nationalsozialistischen Machtausübung in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen seit Ende des Zweiten Weltkrieges auf und unterliegen im Zuge dessen beständig wiederkehrenden Darstellungsmodi. Dabei wird dem einzelnen SS-Mann häufig die Rolle des NS-Täters und Filmbösewichts zugeschrieben. Mit dem Film »Inglourious Basterds« von Quentin Tarantino erschien 2009 ein Kinofilm, der mit seiner Oscar prämierten Figur des SS-Standartenführers Hans Landa einen entscheidenden Beitrag zu jener Deutung und populärkulturellen Wiedergabe des »Schwarzen Ordens« leistet. In vier Schritten untersucht die Studie daher den fiktiven Protagonisten hinsichtlich des zugrundeliegenden Geschichtsbilds und versucht, die Frage nach dessen Authentizität zu klären. Dabei wird gleichsam beurteilt, wie sich die Figur in ihrer historischen Repräsentationswirkung innerhalb der öffentlichen Wahrnehmung und Aufarbeitung der SS einordnen lässt und welches Urteil der Film damit über das Wesen der Schutzstaffel als Element der verbrecherischen NS-Politik fällt.
Since the end of World War II the Schutzstaffel (SS) and its members have appeared in many TV series and movies as a representation of the National Socialist (NS) tyranny. During that process, a typical method of presentation became established in which the single SS-member is often shown as a National Socialist perpetrator and movie villain. When in 2009 »Inglourious Basterds«, directed by Quentin Tarantino, was released, it made an important contribution to this ongoing interpretation and popular cultural reproduction of the »black order« by using the character of SS-Standartenführer Hans Landa. Therefor, this study is analysing the conception of history that the fictional protagonist is based on. By doing so, the historical authenticity of the character will also be discussed as well as its unique positioning within the actual public perception and reappraisal of the historical SS. In the end, the judgement, the movie is passing about the essence of the Schutzstaffel as an element of the felonious NS-policy, will become apparent.
Agilolf KeßelringDie historische Analyse paramilitärischer Verbände als Herausforderung für die Neueste Militärgeschichte am Beispiel der Kommandoverantwortung im zerfallenden Jugoslawien
Gestützt auf Gerichtsakten des ICTY wird die organisatorische Beziehung zwischen in Bosnien-Herzegowina und Kroatien agierenden paramilitärischen Verbänden und regulären staatlichen Institutionen Serbiens bzw. Kroatiens analysiert. Dabei kann nachgewiesen werden, dass sowohl die in Kroatien als auch die in Bosnien-Herzegowina eingesetzten serbischen paramilitärischen Verbände in geheimdienstliche Strukturen des Belgrader Milošević-Regimes eingebunden waren. Für die in Bosnien-Herzegowina agierenden paramilitärischen kroatischen Verbände ist eine Verbindung zu staatlichen Organen des »Mutterlandes« Kroatien nicht zweifelsfrei nachweisbar; eine Betrachtung der militärisch-geheimdienstlichen Netzwerke zeigt aber engste Verbindungen zwischen der politisch-militärischen Führung in Zagreb und paramilitärischen Verbänden in der Herzegowina. Vorliegender Artikel ist zugleich als Beitrag zur laufenden geschichtswissenschaftlichen Diskussion über Methoden, Möglichkeiten und Grenzen der Neuesten Militärgeschichte ab 1990 zu verstehen. Es wird am konkreten Beispiel der »Jugoslawienkriege« argumentiert, dass ein quellenbasierter, moderner, durch geheimdienstgeschichtliche und kommunikationswissenschaftliche Ansätze erweiterter Umgang mit organisations- und operationsgeschichtlichen »harten« Fragestellungen unabdingbar ist und keineswegs durch theoretisierend abstrakte Betrachtungen ersetzt werden kann.
Based on legal files produces by the ICTY, this article analyses the organisational relationship between paramilitary units and regular Serbian respective Croatian state institutions. It is proofed that the Serbian paramilitary units, which had been deployed to Croatia and Bosnia-Herzegovina formed part of the secret service structures of the Belgrade based Milošević-regime. Concerning the Croatian paramilitary units in Bosnia-Herzegovina, there is still little proof for an organisational connection to their Croatian motherland; anyway a deeper look into the personal networks formed by the political and secret service networks in Zagreb and paramilitary units in Herzegovina shows closest relations. This article is also aimed as a contribution to the historiographic debate on chances and limits of »Newest Military History«, dealing with the post-1990 era. By using the example of the »Yugoslavia Wars« there is argued that a source based modern approach towards »hard« questions of the history of military organisations and operations, including intelligence history as well as communication science, cannot be replaced by research focussed on theories and abstraction.
NACHRICHTEN AUS DER FORSCHUNG
Katherine Barbara Aaslestad»›War, Violence, and Visual Culture‹ Panels sponsored by the interdisciplinary Network ›War and Violence‹« German Studies Association annual Conference, Atlanta (Georgia), 5 to 8 October 2017
Friederike Hartung»Die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik nach dem Ende des Kalten Krieges. Von der Landesverteidigung zur Interventionsarmee?« Workshop des ZMSBw in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Universität Potsdam, Berlin, 17./18. Oktober 2017
Richard Rohrmoser und Philipp Scherzer»The INF-Treaty of 1987. A Re-Appraisal« Internationale Konferenz, veranstaltet von der Europäischen Akademie, Berlin, 30. November bis 2. Dezember 2017
Benedikt Neuwöhner»Der Alltag der Ausnahme. Besatzungsregime im 20. Jahrhundert« Workshop, veranstaltet vom Historischen Institut der Universität zu Köln und der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne, Köln, 7. bis 8. Dezember 2017
Markus Müller»Der Siebenjährige Krieg 1756–1763. Mikro- und Makroperspektiven« The Seven Years War 1756–1763: Micro- and Macroperspectives«. Veranstaltet vom Historischen Kolleg Göttingen, München, 1. bis 3. März 2018
Carsten Siegel»Militär(s) in der Politik. Soldaten und politische Verantwortung in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert« Workshop des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Potsdam, 22. bis 23. März 2018
BUCHBESPRECHUNGEN
AllgemeinesJürgen Osterhammel, Die Flughöhe der Adler. Historische Essays zur globalen Gegenwart Martin Rink
Jeremy Black, Insurgency and Counterinsurgency. A Global History Martin Rink
Krieg in der Region. Hrsg. von Reinhard Baumann und Paul Hoser Max Plassmann
Salvatore Bono, Schiavi. Una storia mediterranea (XVI–XIX secolo) Martin Rink
Thomas Hippler, Die Regierung des Himmels. Globalgeschichte des Luftkriegs Reiner Pommerin
Kurt Walter Stengert und Otto-Eberhard Zander, ... die im Schutze Sankt Barbaras kommen ... Die Tradition der Barbarafeiern bei der deutschen Artillerie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart Markus Thurau
Kiel und die Marine 1865–2015. 150 Jahre gemeinsame Geschichte. Hrsg. von Oliver Auge und Doris Tillmann Dieter Hartwig
Francisco Contente Domingues, João Gouveia Monteiro e Nuno Severiano Teixeira, História Militar de Portugal Martin Rink
Altertum und Mittelalter
Der Adler Roms. Carnuntum und die Armee der Cäsaren. Hrsg. von Franziska Beutler [u.a.] André Schade
Michael Losse, Burgen und Festungen des Johanniter-Ritterordens auf Rhódos und in der Ägäis (Griechenland 1307–1522) Thomas Freller
Frühe Neuzeit
Silke Wenzel, Lieder, Lärmen, ›L'homme armé‹. Musik und Krieg 1460–1600 Eckart Haupt
Peter H. Wilson, Der Dreißigjährige Krieg. Eine europäische Tragödie 1618. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Hrsg. von Robert Rebitsch Christian Pantle, Der Dreißigjährige Krieg. Als Deutschland in Flammen stand Bernhard R. Kroener
Gregory Hanlon, Italy 1636. Cemetery of Armies, Oxford: Oxford University Press 2016, XV, 224 S., £ 65.00 [ISBN 978-0-19-873824-4] Martin Meier
Klaus-Jürgen Bremm, Preußen bewegt die Welt. Der Siebenjährige Krieg 1756–63 Thomas Lindner
Barbara Stollberg-Rilinger, Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit. Eine Biographie Thomas Lindner
Marc Höchner, Selbstzeugnisse von Schweizer Söldneroffizieren im 18. Jahrhundert Janine Rischke-Neß
1789–1870
Visual Culture and the Revolutionary and Napoleonic Wars. Ed. by Satish Padiyar, Philip Shaw and Philippa Simson Andreas R. Hofmann
Eberhard Birk, »Auf Euch ruht das Heil meines theuern Württemberg!« Das Gefecht bei Tauberbischofsheim am 24. Juli 1866 im Spiegel der württembergischen Heeresgeschichte des 19. Jahrhunderts Lars Zacharias
1871–1918
Hans-Erich Volkmann, Die Polenpolitik des Kaiserreichs. Prolog zum Zeitalter der Weltkriege Hans Hecker
Eva Ingeborg Fleischhauer, Die Russische Revolution. Lenin und Ludendorff (1905–1917) Georg Wurzer
Minderheiten-Soldaten. Ethnizität und Identität in den Armeen des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von Oswald Überegger Martin Moll
Ulrich Keller, Schuldfragen. Belgischer Untergrundkrieg und deutsche Vergeltung im August 1914. Mit einem Vorw. von Gerd Krumeich Benjamin Ziemann
Die Kaiserliche Marine im Krieg. Eine Spurensuche. Hrsg. von Jürgen Elvert, Lutz Adam und Heinrich Walle Sebastian Rojek
Vincent P. O'Hara and Leonard R. Heinz, Clash of Fleets. Naval Battles of the Great War, 1914–18 Michael Epkenhans
Walter Reichel, »Pressearbeit ist Propagandaarbeit«. Medienverwaltung 1914–1918. Das Kriegspressequartier (KPQ) Max Plassmann
1914/18 badisch direkt ... Kriegserinnerungen des Landwehrmannes Emil Steinle. Hrsg. von Jürgen Scheuerer und Markus Kiefer Martin Moll
1918. Die Deutschen zwischen Weltkrieg und Revolution. Hrsg. von Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich und Irina Renz Martin Moll
1919–1945
Christian Teichmann, Macht der Unordnung. Stalins Herrschaft in Zentralasien 1920–1950 Hans Hecker
Ernst Mohnike, Joseph P. Kennedys Weg nach Trafalgar. US-Botschafter in London am Vorabend des 2. Weltkriegs Detlef Vogel
Martin Böhm, Die Royal Air Force und der Luftkrieg 1922–1945. Personelle, kognitive und konzeptionelle Kontinuitäten und Entwicklungen Harald Potempa
Gabriele Faggioni, Geheime Operationen der Wehrmacht. Angriffspläne von 1935–1945 Detlef Vogel
Maria Teresa Giusti, La campagna di Russia 1941–1943 Bastian Matteo Scianna
Valeriy Zamulin, The Battle of Kursk. Controversial and Neglected Aspects. Transl. and ed. by Stuart Britton Roman Töppel
Peter Joachim Lapp, Kampf und Untergang der 17. Armee im 2. Weltkrieg. Militärhistorische Skizze eines Großverbandes der Wehrmacht an der Ostfront Roman Töppel
Operation Market Garden: The Campaign for the Low Countries, Autumn 1944: Seventy Years On. Ed. by John Buckley and Peter Preston-Hough Jens Westemeier
Mirosław Sikora, Die Waffenschmiede des »Dritten Reiches«. Die deutsche Rüstungsindustrie in Oberschlesien während des Zweiten Weltkrieges. Hrsg. von Helmut Maier Roman Töppel
Alex J. Kay, The Making of an SS Killer. Das Leben des Obersturmbannführers Alfred Filbert 1905–1990 Bertram Wojaczek
Veit Scherzer, Himmlers militärische Elite. Die höchst dekorierten Angehörigen der Waffen-SS. Eine Auswertung nach den Akten des Bundesarchivs und des National Archives der USA, Bd 1: A Ka Carsten Siegel
István Deák, Kollaboration, Widerstand und Vergeltung im Europa des Zweiten Weltkriegs. Aus dem Ungar. übers. von Andreas Schmidt-Schweizer Tatjana Tönsmeyer
Repressalien und Terror. »Vergeltungsaktionen« im deutsch besetzten Europa 1939–1945. Hrsg. von Oliver von Wrochem Jost Dülffer
Mechtild Brand, Weggesperrt. Kriegsgefangenschaft im Oflag VI A Soest Rüdiger Overmans
Aleksej A. Dolgoljuk i Natal'ja M. Markdorf, Inostrannye voyennoplennye i internirovannye v Sibiri (1943–1950) [Ausländische Gefangene und Internierte in Sibirien (1943–1950)] Georg Wurzer
Moisej Beniaminowitsch Temkin, Am Rande des Lebens. Erinnerungen eines Häftlings der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Hrsg. von Reinhard Otto Christian Streit
Walter Ritter, Verlorene Jahre (1939–1949). Mit dem Abitur ins Leben? Hrsg. und bearb. von Alexander Ritter Martin Moll
Takuma Melber, Zwischen Kollaboration und Widerstand. Die japanische Besatzung in Malaya und Singapur (1942–1945) Gerhard Krebs
Jon Diamond, The War in the South Pacific. Rare Photographs from Wartime Archives Gerhard Krebs
Nach 1945
Peter Huber, Fluchtpunkt Fremdenlegion. Schweizer im Indochina- und im Algerienkrieg 1945–1962 Adrian Wettstein
Erich Schmidt-Eenboom und Ulrich Stoll, Die Partisanen der NATO. Stay-Behind-Organisationen in Deutschland 1946–1991 Thomas Riegler
Keith R. Allen, Interrogation Nation. Refugees and Spies in Cold War Germany Rolf Steininger
Wilfried von Bredow, Die Geschichte der Bundeswehr Reiner Pommerin
Konrad Adenauer – Der Vater, die Macht und das Erbe. Das Tagebuch des Monsignore Paul Adenauer 1961 1966. Hrsg. von Hanns Jürgen Küsters Dorothee Hochstetter
Jan Ole Wiechmann, Sicherheit neu denken. Die christliche Friedensbewegung in der Nachrüstungsdebatte 1977–1984 Markus Thurau
Ralph L. Dietl, Beyond Parity. Europe and the SALT Process in the Carter Era, 1977–1981 Wilfried Loth
Adrian Hänni, Terrorismus als Konstrukt. Schwarze Propaganda, politische Bedrohungsängste und der Krieg gegen den Terrorismus in Reagans Amerika Martin Rink
Stefan Büttner und Martin Kaule, Spuren des Kalten Krieges. Bunker, Grenzen und Kasernen Stefan Büttner und Martin Kaule, Geheimprojekte der Luftwaffe sowie Bauten und Bunker 1935–1945 Marius Kettmann
Bernd Mütter, Ost- und Südosteuropa – Beispiele zur Umwertung ihrer Geschichte nach dem Ende des »Kalten Krieges«. Forschung – Darstellung – Didaktik Hans Hecker
Krieg im 21. Jahrhundert. Konzepte, Akteure, Herausforderungen. Hrsg. von Hans-Georg Ehrhart Martin Rink
James Stavridis and R. Manning Ancell, The Leader's Bookshelf Gabriele Bosch