Das neue Heft der Militärgeschichtlichen Zeitschrift ist erschienen, wir wünschen anregende Lektüre!
Nchruf
Hans-Erich Volkmann Manfred Messerschmidt (1926-2022) Der Nestor moderner Militärgeschichte
Aufsätze
Kristian Bruhn Nachrichtendienste und Spione im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864
During the Danish-German war 1848-1850, the Danish army had a temporary intelligence service responsible for espionage and counterespionage. When it drew up for war again in December 1863, a similar organization was created, and the organization grew steadily in the following months. The assessment after the war was that the intelligence service did not function at all under the chaotic conditions in Jutland. Whereas our knowledge of the intelligence and counterintelligence services of the Prussian and Austrian armies in this conflict still rests on a vague basis, a detailed picture of the Danish intelligence service can be drawn here thanks to an intact archive. As far as Denmark is concerned, the war of 1864 marked the end of the era in which the army had only an intelligence service in wartime. Shortly after the war, the organization became permanent.
Während des Deutsch-Dänischen Krieges von 1848-50 hatte die dänische Armee vorübergehend einen Nachrichtendienst eingerichtet, der für Spionage und deren Abwehr zuständig gewesen war. Im Zuge der erneuten Mobilmachung im Dezember 1863 schuf sie eine ähnliche Organisation, die in den kommenden Monaten des Deutsch-Dänischen Krieges von 1864 stetig wuchs. Die spätere Auswertung ergab aber, dass sich diese Organisation unter den chaotischen Bedingungen des Feldzugs in Jütland überhaupt nicht bewährt hatte. Während die historischen Kenntnisse über das militärische Nachrichtenwesen der preußischen und österreichischen Armeen in diesem Konflikt bis heute vage sind, erlaubt es die gute Quellenlage, hier erstmals ein detailliertes Bild vom Nachrichtenwesen auf dänischer Seite zu zeichnen. Für dieses Land bedeutete der Krieg von 1864 nämlich das Ende einer Ära, in der der Nachrichtendienst nur für die Dauer eines Krieges eingerichtet wurde. Seitdem besteht er als dauerhafte Organisation.
Olga Sturkin Die Belagerung von Leningrad: Dimensionen der Zeitwahrnehmung
The importance of time in wars has been expressed through a wide range of time terms and metaphors that reflect the perception of various aspects of the violence temporality by the military and the affected civilians, but also the narratives of historians. Among these aspects, various impressions of timepass and its representation can be identified. The article examines the perception of time by the aggrieved parties and the civilian population during the Siege of Leningrad in 1941-1944. In doing so, the semantics of the following selected Russian-language sources were analyzed: Soviet military reports and the transcripts of telephone communications between the Headquarter of the Supreme Commander in Moscow, the Leningrad War Council, and the commands of the Leningrad and Volkhov fronts; as well as the diary entries of the Leningrad citizens, the literature records penned by the survivors, and the publications of Russian historians.
Die Rolle der Zeit in Kriegen ist in der historischen Gewaltforschung bislang nur ansatzweise thematisiert worden. Als eine der Grundkategorien, die die Gewalt modellieren, kann die Zeit einen neuen Blick auf die Gewaltunternehmungen bieten, insbesondere auf ihre Planung, Wahrnehmung und Reflexion. Der Beitrag untersucht die Zeitregime und die Zeitwahrnehmung des sowjetischen Oberkommandos und der Zivilbevölkerung in der ersten Phase der Belagerung von Leningrad Herbst 1941–Winter 1941/42. Analysiert werden sowjetische Militärberichte und Niederschriften der Telefonate zwischen dem Hauptquartier des Kommandos des Obersten Befehlshabers in Moskau, dem Leningrader Kriegsrat und der Führung der Leningrader und der Volchov-Front sowie Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen der Leningrader Stadtbevölkerung. Ziel ist, die Bedeutung von Zeit in der Kriegführung des 20. Jahrhunderts an einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen.
Markus Pöhlmann »Geringe Produktivität auf teilweise recht uninteressanten Randgebieten«? Die Anfänge des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und die Entscheidung für ein amtliches Reihenwerk zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, 1957–1972
Between 1979 and 2008, the Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr (MGFA) published the ten-volume history »Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg«. The series is an early and significant attempt in contemporary military historiography in the Federal Republic of Germany. This article assesses the concept of MGFA’s multi-volume history during the early years of 1957 to 1972. By assessing the genesis of the published product, this article aims at gaining new insights into the MGFA’s organization, its staff, and its academic mission. Thereby, the article contributes to a more general history of the Ministry of Defence’s academic research programs during a momentous period of societal change in Western Germany.
Zwischen 1979 bis 2008 gab das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr (MGFA) das zehnbändige Reihenwerk »Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg« heraus. Dieses Werk stellt einen frühen und bedeutenden Versuch dar, in der Bundesrepublik militärische Zeitgeschichte zu schreiben. Der Aufsatz untersucht die Konzeption des Reihenwerkes in den Aufbaujahren des MGFA zwischen 1957 und 1972. Ziel ist es, über die Entstehungsgeschichte des Forschungsprodukts weitergehende Erkenntnisse zur Organisation, zum Personalkörper und zum wissenschaftlichen Selbstverständnis des MGFA gewinnen. Damit soll auch ein Beitrag zur Geschichte der Ressortforschung im Bereich des Bundesministeriums der Verteidigung während einer wichtigen Phase des gesellschaftlichen Wandels in der Bundesrepublik geleistet werden.
Forschungsbericht
Jaan Järve Mineralöleinsätze der Wehrmacht im Ostfeldzug. Ein Forschungsbericht
Nachrichten aus der Forschung
Erik Linkogel Die Streitkräfte der Weimarer Republik – Neue Forschungen zur Reichswehr Workshop des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Potsdam, 1. Juni 2022
Philipp Lölke Warum Luftstreitkräfte? Aufbau, Einsatz und Bedeutung eines politischen Instruments vom 19. Jahrhundert bis heute Tagung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, Flugplatz Berlin-Gatow (MHM Berlin-Gatow), Potsdam, 17. und 18. August 2022
Leonard Kleiber Historische und Globale Perspektiven auf den Kriegsschauplatz Asien Jahrestagung des Arbeitskreis Militärgeschichte 2022, Internationales Wissenschaftsforum Heidelberg, 28. bis 30. September 2022
Victor Marnetté Der Krieg hat kein Geschlecht, das Militär schon? Militär. Geschichte. Geschlecht. Tagung am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Potsdam, 16. bis 18. November 2022
Buchbesprechungen
Allgemeines
Klaus Mühlhahn, Geschichte des modernen China. Von der Qing-Dynastie bis zur Gegenwart Michael Schuman, Die ewige Supermacht. Eine chinesische Weltgeschichte Michael Epkenhans
Peter Longerich, Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte. Von der Aufklärung bis heute Björn Hofmeister
Dieter Hartwig, Marinegeschichte auf dem Kieler Nordfriedhof Frank Ganseuer
Christian Frech, Markus Pichler, Peter Steiner und Iakovos Vlachos, Österreichs Generäle 1919-1955. Die Generäle der 1. Republik und des Bundesstaates bis zur 2. Republik 1955. Biografische Reihe zur neueren Geschichte Österreichs, Bd II/1: Einleitung, Kommentare, Anhänge, Dokumente, Fotos, VII, 512 S.; Bd II/2: Biografien. Adametz Irlweck, III, 635 S.; Bd II/3: Biografien. Jaeger Putzker, III, 668 S.; Bd II/4: Biografien. Quandest Zygadlowicz, III Günther Kronenbitter
Altertum und Mittelalter
Rafael Wagner, Schwertträger und Gotteskrieger. Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Kriegergesellschaft Alemanniens Timo Bollen
Franco Cardini und Antonio Musarra, Die große Geschichte der Kreuzzüge. Von den Soldaten Christi bis zum Dschihad Stephan Nicolussi-Köhler
Die Kapitalisierung des Krieges/The Capitalisation of War. Kriegsunternehmer im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit/Military Entrepreneurs in the Late Middle Ages and the Early Modern Period. Hrsg. von/Ed. by Matthias Meinhardt und/and Markus Meumann Alexander Querengässer
Frühe Neuzeit
Peter H. Stoldt, Diplomatie vor Krieg. Braunschweig-Lüneburg und Schweden im 17. Jahrhundert Martin Meier
»Was uns bunte Röcke sagen«. Neue Blicke auf den Bilderreichtum im Schloss Königs Wusterhausen. Bearb. von Margrit Christine Schulze und Jürgen Kloosterhuis Robert Riemer
Marc van Alphen, Jan Hoffenaar, Alan Lemmers and Christiaan van der Spek, Military Power and the Dutch Republic. War, Trade and the Balance of Power in Europe, 1648—1813 Andreas R. Hofmann
Gleb Kazakov, Die Moskauer Strelitzen-Revolte 1682. Diplomatische Spionage, Nachrichtenverkehr und Narrativentransfer zwischen Russland und Europa Andreas R. Hofmann
1789–1870
Alexander Mikaberidze, The Napoleonic Wars. A Global History Alexander Querengässer
Hans Delbrück und Peter Paret, Krieg, Geschichte, Theorie. Zwei Studien über Clausewitz. Hrsg. von Peter Paret Thorsten Loch
Marion Schulte, Preußische Offiziere über Judentum und Emanzipation 1762-1815 Thorsten Loch
Ingrun Klaiber, Krieg in der Stadt. Ulm und seine Bevölkerung während der Koalitionskriege (1792-1815) Andreas R. Hofmann
Dirk Götschmann, Georg von Reichenbach (1771-1826). Meister der Präzision, innovativer Militärtechniker und Wegbereiter der Industrialisierung in Bayern Helmut R. Hammerich
Napoleonic French Military Uniforms 1798 to 1814. As Depicted by Horace and Carle Vernet and Eugène Lami. Transl. and ed. by Guy Dempsey Andreas R. Hofmann
Margareth Lanzinger und Raffaella Sarti, Eine Löwin im Kampf gegen Napoleon? Die Konstruktion der Heldin Katharina Lanz Martin Moll
Henrietta Harrison, The Perils of Interpreting. The Extraordinary Lives of Two Translators between Qing China and the British Empire Carmen Winkel
1871-1918
Nation im Siegesrausch. Württemberg und die Gründung des Deutschen Reiches 1870/71. Begleitbuch zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Hrsg. und bearb. von Wolfgang Mährle Thorsten Loch
Christopher M. Buckey, Genesis of the Grand Fleet. The Admiralty, Germany, and the Home Fleet, 1896-1914 Michael Epkenhans
Gerhard P. Groß, Das Große Hauptquartier im Ersten Weltkrieg Lukas Grawe
The First World War as a Caesura? Demographic Concepts, Population Policy, and Genocide in the Late Ottoman, Russian, and Habsburg Spheres. Ed. by Christin Pschichholz Christian Koller
Francesco Frizzera und Davide Zendri, Die italienische Armee. Geschichte, Uniformierung und Ausrüstung der italienischen Armee im Ersten Weltkrieg Werner Augustinovic
1919-1945
Patrick Oliver Heinemann, Rechtsgeschichte der Reichswehr 1918-1933 Katharina Kellmann
Vom drohenden Bürgerkrieg zum demokratischen Gewaltmonopol (1918-1924). Hrsg. von Andreas Braune, Michael Dreyer und Sebastian Elsbach Pierre Köckert
Martin Sabrow, Der Rathenaumord und die deutsche Gegenrevolution Armin Wagner
Mark Jones, 1923. Ein deutsches Trauma Dennis Werberg
Giles Milton, Das Inferno von Smyrna. Wie der Traum einer Vielvölkerstadt in Flammen aufging Markus Koller
Tobias Engelsing, Kein Mensch, der sich für normale Zeiten eignet. Mein Vater zwischen NS-Film und Widerstand Winfried Heinemann
Ingrid Wölk, Zwischen Heimat, Front + Revolution. Bochum 1914 bis 1920. Unter Mitarb. von Monika Wiborni Max Plassmann
Kathy Peiss, Information Hunters. When Librarians, Soldiers, and Spies Banded Together in World War II Europe Gabriele Bosch
Bert Edström, Master Spy on a Mission. The Untold Story of Onodera Makoto and Swedish Intelligence 1941-1945 Tore Pryser, Storspion, dobbeltagent eller svindler? Historien om Karl-Heinz Krämer og hans spionnettverk under andre verdenskrig Michael F. Scholz
Heinz-Dieter Schneider, Messerschmitt Bf 108. Von der Taifun zur Pingouin und Noralpha – Eine technologische und chronologische Entwicklungsgeschichte Harald Potempa
Potsdamer Konferenz 1945. Die Neuordnung der Welt. Hrsg. für die Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg von Jürgen Luh unter Mitarbeit von Truc Vu Minh und Jessica Korschanowski Winfried Heinemann
Nach 1945
Ljiljana Radonić, Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen. Geschichtspolitik zwischen der »Anrufung Europas« und dem Fokus auf »unser« Leid Andreas Eichner
Reinhard Zöllner, Wahrheitseffekte und Widerstreit. Die »Trostfrauen« und ihre Denkmäler Gerhard Krebs
Deutsche Militärgeschichte in Europa 1945-1990. Repräsentation, Organisation und Tradition von Streitkräften in Demokratie und Diktatur. Im Auftrag des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr hrsg. von Jörg Echternkamp und Christoph Nübel Martin Moll
Oxana Kosenko, Sowjetische Archivpolitik in der SBZ 1945 bis 1949 Cynthia Flohr
Gerd Bolik, NATO-Planungen für die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland im Kalten Krieg Helmut R. Hammerich
Martin Otto, »Ich hab’ die Stadt Berlin regiert ...«. Ulrich Biel, ein stiller Stratege auf der Weltbühne Winfried Heinemann
Olaf Rönnau, Eine totale Institution als Zwischenspiel. Die Kadettenschule der NVA von ihrer Gründung 1956 bis zu ihrer Auflösung 1961 Rüdiger Wenzke
Günter Bischof und Peter Ruggenthaler, Österreich und der Kalte Krieg. Ein Balanceakt zwischen Ost und West Dieter Krüger
Jarosław Pałka, Polskie Wojska Operacyjne w Układzie Warszawskim Siegfried Lautsch
Deutsche Einigung 1989/1990. Zeitzeugen aus Ost und West im Gespräch. Hrsg. von Michael Gehler und Oliver Dürkop Michael Vollert
Friederike C. Hartung, Ein Dach über Europa. Politische Symbolik und militärische Relevanz der deutschen bodengebundenen Luftverteidigung 1990 bis 2014 Reiner Pommerin
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter