Die Bewerbung als formalisiertes Scharnier zwischen Stellensuchenden und Arbeitgebenden hat ihre Anfänge in der Supplikationspraxis der Frühen Neuzeit. Wer um eine Stelle nachsuchte, hoffte allerdings nicht auf ein Almosen, sondern präsentierte selbstbewusst seine Eignung dafür. Daher erforderte das Supplizieren um Stellen ein spezifisches Know-how, es handelte sich um eine elaborierte Praxis, die in der Sattelzeit in eine der ambivalenten Kulturtechniken der Moderne überging. Die Beiträge verdeutlichen diese Dynamik an höfischen und städtischen Beispielen, mit Blick auf den Reichstag und die Kurie.
Editorial
André Krischer Praktiken des Bewerbens zwischen Früher Neuzeit und Sattelzeit. Editorial
Brigitta Schmidt-Lauber und Beate Wagner-Hasel Nachruf auf Rebekka Habermas (1959–2023)
Aufsätze
Jon Mathieu und Jakob Messerli Die Entdeckung der Pilze in der Moderne. Das Beispiel Schweiz, 18.–20. Jahrhundert
Themenschwerpunkt: Praktiken des Bewerbens zwischen Früher Neuzeit und Sattelzeit
Kevin Klein Auf Stellensuche im Zentrum der Macht. Bewerbungspraktiken am Kaiserhof Rudolfs II. (1576–1612)
André Krischer Vom Fähnrich zum Einspännigen. Söldner auf Stellensuche in Frankfurt nach dem Dreißigjährigen Krieg
Andreea Badea Talente im Blick. Erfolgreiche Bewerbungen um das Amt des päpstlichen Referendars in der Frühen Neuzeit
Susanne Friedrich „[M]ich allerdings genuegsamb capabel halte“. Die Bittschreiben um die Stelle des kurbayerischen Legationssekretärs auf dem Immerwährenden Reichstag 1694 [OPEN ACCESS]
Timo Luks Bewerbungspraktiken im 19. Jahrhundert. Transformation einer Kulturtechnik
Forum
Michaela Fenske Nach Mücken fragen. Dipesh Chakrabartys neues Buch aus Sicht der Multispecies Studies
Lektüren
Janna Commans Community, Urban Health and Environment in the Late Medieval Low Countries Hélène Noizet
Bernhard Jussen Das Geschenk des Orest. Eine Geschichte des nachrömischen Europa 526–1535 Ludolf Kuchenbuch
Rolf Lindner In einer Welt von Fremden. Eine Anthropologie der Stadt Simone Egger
Louise Toupin Lohn für Hausarbeit. Chronik eines internationalen Frauenkampfs (1972–1977) Anja Peter