Rezensionsessay: Europäische Revolutionsgeschichte 1848/49 in globaler Perspektive

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Titel
Frühling der Revolution. Europa 1848/49 und der Kampf für eine neue Welt. Aus dem Englischen von Norbert Juraschitz, Klaus-Dieter Schmidt und Andreas Wirthensohn


Autor(en)
Clark, Christopher
Erschienen
Anzahl Seiten
1.168 S.
Preis
€ 48,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Wolfgang Hardtwig, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Christopher Clarks „Frühling der Revolution. Europa 1848/49 und der Kampf für eine neue Welt“ hält mehr, als der Titel verspricht. Der Rahmen der Darstellung greift räumlich und zeitlich weit aus: Räumlich umfasst sie Europa, reicht aber darüber hinaus in die kolonialen und postkolonialen Welten Nord- und Lateinamerikas, Australiens und Neuseelands. Zeitlich umfasst sie das Ende der napoleonischen Ära bis zu den späten 1850er-Jahren und vereinzelt noch darüber hinaus. Ein solches Unternehmen wirft grundlegende Fragen auf, wie es konzeptionell sowie methodisch überhaupt zu bewältigen ist, und steht damit exemplarisch für die historiographiegeschichtlich jetzt anstehenden Aufgaben der europäischen Geschichte angesichts der Forderungen der Globalgeschichte.

Die europäischen Revolutionen 1848/49 teilen das 19. Jahrhundert in zwei chronologisch gleiche Teile und stehen damit zeitlich sowie inhaltlich im Zentrum jenes Jahrhunderts, das auch in postkolonialer Terminologie als das globalgeschichtlich wirkungsreichste, als das „europäische Jahrhundert“ erscheint. Wenn man überhaupt je von einer „Weltgeschichte Europas“ sprechen kann, dann für das „lange 19. Jahrhundert“. In diesen Jahrzehnten entfaltete es weltweit seine Macht, in gewaltsamer Unterwerfung wie schon in der frühen Neuzeit, aber jetzt intensiviert durch den Siegeszug des europäisch induzierten Kapitalismus mit seinen ökonomischen, stratifikatorischen und kulturellen Folgen – wobei die kulturellen Errungenschaften Europas weltweit vorbildhaft wurden. Das unausgeglichene Wachstum der weltweit expandierenden kapitalistischen Wirtschaft schuf global neue Konfliktfelder und verschärfte die Spannungen von Stadt und Land.

Insofern die europäische Revolutionsbewegung der Jahrhundertmitte mit ihren kurz- und mittelfristigen Folgen die Basis für einen langfristig tragfähigen Ausgleich von Modernisierung und Beharrung schuf, bot sie auch global einen mehr oder weniger gewaltträchtigen Weg an, auf dem dieser Ausgleich angestrebt oder auch nur hingenommen werden konnte. Zugleich erscheint uns das 19. Jahrhundert heute als eine Ära globaler Verdichtung. Diese führt den innereuropäischen Prozess sich intensivierender Vernetzung weiter, der sich in der Revolutionsbewegung und ihrer Vorgeschichte kataraktartig beschleunigt, erweitert und differenziert hat.

Einen Schwerpunkt in Clarks Werk bildet der Schub für die innereuropäische Vernetzung in der Revolutionsbewegung, speziell in der ersten Jahreshälfte 1848, aber auch schon in den Jahrzehnten der vorrevolutionären Unruhen. Lokalität und Globalität sind dabei die Pole, zwischen denen das Gewebe der Kommunikation gespannt wird, das in den Zentralen des europäischen Revolutionsgeschehens unter anderem in Paris, Berlin, Wien, Mailand, Neapel und Budapest seine Stützpunkte hat. In diachroner Perspektive zeigt sich dabei aber auch, dass die zeitliche Reihung des Gewaltgeschehens nach dem Muster von Zentrum und Peripherie seit dem März 1848 nicht mehr greift. Die revolutionäre Bewegung hat den europäischen Raum rasch ausgemessen und stellt damit ein Grundmuster unserer Vorstellung von Fortschritt und Retardierung in europäischer Perspektive infrage: die einer einseitigen Diffusion von einem Zentrum her. Vielmehr treten jetzt Austauschprozesse zwischen einzelnen Zentren sowie geographisch weit entfernten Räumen hervor, wie sie für die Geschichte Europas im 20. und 21. Jahrhundert generell vielfach signifikant sind. Zu diesem Spektrum von Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie gehört auch das Grundmuster der Aufstände gegen die Zentrale, wie es sich nicht nur in der Krise der alten multinationalen Mächte herausbildete, sondern wie es auch im heutigen – durch die Europäische Union „geeinigten“ – Europa wieder einheitsgefährdend hervortritt.

Zu den von Clark am Beispiel der Revolutionswelle von 1848/49 angeschlagenen Grundthemen einer modernen Geschichte Europas – und der Welt – gehört daher auch die Frage, wie die ökonomische, gesellschaftliche, kulturelle und politische Einheit herrschaftlich abgegrenzter Räume zerfallen und wiederhergestellt werden kann. Auch dabei zeichnet sich eine gedanklich keineswegs weit hergeholte Vergleichbarkeit der 1848er-Revolution und der heutigen Situation ab. Ein gewiss rudimentäres und hochgradig elitäres gesamteuropäisches Einheitsbewusstsein hatte sich seit dem Mittelalter ausgebildet. Sogar eine politische Herrschaft über große Teile Europas war in höchst verschiedenen Formen immer wieder einmal intendiert und partiell auch verwirklicht worden, von Karl dem Großen über die Hegemonialkämpfe zwischen dem Haus Habsburg und Frankreich/England bis zur Herrschaft Napoleons. Die europäische Revolutionsbewegung von 1848/49 aber brachte auf der Basis der Ideen von Aufklärung und Französischer Revolution das Grundmodell einer politischen Ordnung hervor, die sich von unten her – durch das Volk und seine Repräsentanten – konstituiert. Und dieses Modell – auf europäischem Boden durchdacht und propagiert – stiftete tatsächlich europäische Einheit und bildet einen, wenn nicht sogar den Leitfaden einer jeden Darstellung der politischen Geschichte Europas – und eignet sich darüber hinaus für die Anwendung in globalgeschichtlichen Syntheseversuchen. Nur scheinbar paradox nimmt die europäische und weltweite Reaktion auf Modernisierung und Globalisierung in der auf diesem freiheitlichen Modell gegründeten politischen Ordnung gerade dieses Motiv einer Herrschaft von unten her in pervertierter Form wieder auf und stilisiert sich quasi revolutionär als Aufstand der Peripherie gegen die Zentren in Brüssel und Washington.

Clark selbst hält sich in seiner Einleitung mit konzeptionellen und methodischen Erörterungen eher zurück. Auch hält er sich nicht lange auf mit einer Einleitung zur Historiographiegeschichte. Auf die bündige Begründung, warum eine solche Revolutionsgeschichte gerade in unseren Jahren gesteigerter gesellschaftlicher und politischer Unruhe besondere Aufmerksamkeit verdient, folgt ein knapper Abriss der grundsätzlichen Fragen an die Revolution, der Gliederung und der Hauptaspekte der Darstellung. Das Buch geht den sozialen und sozial bedingten politischen Unruhen innerhalb Europas von der Iberischen Halbinsel bis in die Ukraine und die Moldaufürstentümer nach. Je nach Thematik und Fragestellung schildert es aus der Nahperspektive oder urteilt aus mittlerer oder aus großer Distanz. Es baut auf einer Vielzahl einzelner Geschichte auf, integriert diese aber in einem durchgehenden Erzählzusammenhang, sodass das „kleine“ lokale oder regionale Ereignis sein Eigenrecht hat, während das integrierende Großereignis „Revolution 1848/49“ als ein in sich stimmiges Ganzes erscheint. Clark erzählt meisterhaft, versteht es dabei aber auch, Ideen, Ordnungskonzepte und Theorien aus den Ereigniszusammenhängen heraus zu entwickeln und plausibel zu machen.

Im ersten Kapitel fragt Clark auf rund hundert Seiten nach den Ursachen, Formen und politischen Folgen der sozialen Unruhen zwischen Wiener Kongress und Februar/März 1848 in Europa – Europa in seiner ganzen Ausdehnung, unendlichen Vielgestaltigkeit und Komplexität seiner ökonomischen, sozialen und politischen Ordnungen. Fast scheint es, als sei das Werk nicht nur als ein kritisches Werk der Wissenschaft „very british“, sondern aus dem Brexitland Großbritannien auch eine gewaltige Hommage an Europa.

Clark ordnet entlang der Chronologie seinen Stoff in weiteren acht ungefähr gleich langen Kapiteln. Die großräumige Gliederung gibt ihm viel Freiheit für dessen erzählerische Ausbreitung. Dabei ersetzt er alteingeführte Gliederungsschemata durch eine eigenwillige Anordnung. Diese ist aber offen für eine Vielzahl ungewöhnlicher Verknüpfungen von Kausalitäten, Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten in den Ereignisfolgen und Zeitstrukturen. So vermeidet er die Gliederung etwa entlang dem (National-)Staatenprinzip ebenso wie entlang von Klassenstrukturen oder einer reinen politischen Ereignisabfolge. Andererseits arbeitet er spezielle nationale Handlungsbedingungen sowie eigene nationale Politiken durchaus heraus und betont sie mitunter geradezu, ebenso wie von Fall zu Fall geschehensrelevante soziale Schichtungs- und Spannungsverhältnisse, Anstöße, Reaktionen in Übernahme oder Ablehnung über alle Grenzen hinweg in ihrer zeitlichen Abfolge.

Die gesamteuropäische Dimension ist in Clarks Erzählung von Anfang an selbstverständlich präsent. Fast beiläufig referiert er im ersten Kapitel soziale Zustandsbeschreibungen unter anderem aus den späteren Zentren wie Paris, Wien, Berlin oder Mailand, doch mit derselben Selbstverständlichkeit berichtet der Autor aus Nantes oder Lyon, Manchester oder Zürich, Neapel, Krakau, Helsinki und Palermo, aus Leipzig, Dresden, Budapest, den Niederlanden oder den Donaufürstentümern. Die Beiläufigkeit dieser Auswahl hat System, denn sie belegt die transnationale Dimension der sozialen Unruhe und deren Ursprünge an ganz unterschiedlichen Orten und Zentren, die jedoch alsbald zu einem gesamteuropäischen Bedrohungsszenarium zusammenschlossen. Präzise analysiert Clark an ausgewählten Beispielen die Wanderungen der Informationen über riesige Strecken, das Wissen der Akteure an der Peripherie vom Geschehen in den Zentren – wobei die Zentren eben binnen weniger Tage viele waren. „Wanderung der Informationen“ ist daher ein allzu beschaulicher Ausdruck, allenfalls für die Ausbreitung des Wissens über das Meer in die kommunikativen Zentren Westindiens, der USA, Lateinamerikas oder in die pazifischen Kolonien klingt er einigermaßen adäquat. England allerdings spielt eine bescheidene Sonderrolle – nicht, weil es dort keine bedrohliche Unruhe gegeben hätte, sondern weil sie teils schon seit den 1820er-Jahren von der sozialreformerischen Chartistenbewegung gedämpft und diszipliniert wurde, teils seit dem ersten Eintreffen von alarmierenden Nachrichten vom Kontinent ein umfassender und effizienter polizeilicher Überwachungs- und Unterdrückungsapparat hie und da aufflammende Unruhe konsequent unterdrückte.

Das Überraschende an dem amorphen Erscheinungsbild der vorrevolutionären Unruhe, das Clark entwirft, erklärt sich einerseits aus der tatsächlichen Vielzahl vergleichbarer Not- sowie Konfliktlagen und der Berichte darüber quer über den ganzen Kontinent. Andererseits weist der Autor schon in der Einleitung überzeugend auf die Macht der (National-)Staaten hin, die Überlieferung ex post zu prägen und das „Geschehen in eine Vielzahl paralleler auf den Nationalstaat focussierter Narrative“ zu kanalisieren (S. 11). Clark zeigt demgegenüber, in welchem Maß die Berichterstattung über die an ganz unterschiedlichen Stellen aufbrechende Unruhe spätestens seit Januar 1848 die gesamteuropäische Dimension in den Blick nahm – und zwar von der radikalen Linken bis zum Konservativismus, von Marx/Engels bis Tocqueville. Das sollte eigentlich nicht verwundern, kennt man doch Metternichs Obsession mit der gesamteuropäischen Verschwörung gegen Ruhe und Ordnung schon seit 1818 und 1832. Aber der liberal denkende Betrachter pflegte doch das Metternichsche Verschwörungsgespenst für eine Übertreibung zu halten, auch wenn es in Form der Marx/Engelsschen Kommunismusdrohung im „Manifest“ 1848 ausdrücklich auf die Bühne gerufen wurde.

Die zeitliche Erstreckung des revolutionären „Frühlings“ fasst Clark weiter als die herkömmliche Revolutionsgeschichte, sieht man einmal vom Burckhardtschen Terminus des „Revolutionszeitalters“ für die gesamte Moderne seit der französischen Spätaufklärung ab. Er beginnt mit Hungerkrawallen in den 1820er-Jahren und schildert ausführlich an lokalen sowie regionalen Beispielen die Ursachen, Protestformen und politisierenden Folgen der Pauperismuskrise in den vorrevolutionären Jahrzehnten. Schwerpunkte bilden die Weberaufstände in Lyon 1831 und 1834, in Brünn 1843 und in Prag und Schlesien 1844. Umsichtig diskutiert Clark die jenseits der grundlegenden Ähnlichkeit von Fall zu Fall unterschiedliche soziale Konfliktlage und sucht in den Fällen der Pariser Julirevolution 1830 und der galizischen Gewaltexzesse 1846 dem jeweiligen Mischungsverhältnis von sozialer und (national)politischer Motivation gerecht zu werden. Erst auf S. 371 lässt Clark das eigentliche Revolutionsgeschehen des Jahres 1848 beginnen, das er dann in drei Phasen gliedert: Im Februar/März die sprunghafte Ausbreitung der Unruhen über den ganzen Kontinent und die Euphorie über das Wanken der Monarchien; das Frühjahr und der lange Sommer mit der Installierung der Parlamente, aber auch der Spaltung zwischen den reformerischen sowie den radikalen Kräften und der Verdichtung der Gewalt in den Pariser „Juni-Tagen“ mit dem Tod von mindestens 1.000 Aufrührern; und schließlich der Zeitraum vom Herbst 1848 bis zur Jahresmitte 1849 mit den Radikalisierungen in der „zweiten Welle“ der Revolution und dem erfolgreichen Durchmarsch der Konterrevolution in Frankreich, im Habsburgerreich, in Preußen, Sachsen, Baden sowie abschließend der Beseitigung der Römischen Republik und der Wiederherstellung des Papsttums im August 1849.

Clark betont in Übereinstimmung mit der bisherigen Forschung, dass die Revolution nicht „gescheitert“ sei, fügt den bekannten Argumenten aber einige neue und bedenkenswerte hinzu. Dass Europa nach und durch 1848 ein „völlig anderer Ort“ wurde, lag demnach nicht nur am dauerhaften Wandel zum Konstitutionalismus mit der anfänglich verdeckten, später offenen Verfestigung der Parteien, der vielfachen Abschaffung feudaler Rechte in der politischen und sozialen Verfassung sowie den Reformen im Rechtswesen. In vielen Varianten, aber langfristig stabil, fanden moderate Konservative und Liberale zu Modernisierungsinitiativen aller Art zusammen. Die ungemein folgenreiche Trennung von Staat und Kirche mit den von ihr losgetretenen „Kulturkämpfen“ in vielen Staaten konnte die nachrevolutionäre politische Ordnung nicht mehr grundlegend erschüttern, unter anderem weil die radikale Linke dauerhaft geschwächt war und der radikale Konservativismus nicht mehr anders konnte, als sich mit den parlamentarischen Prozeduren abzufinden. Unter dem Druck der Revolutionserfahrung, aber auch der Take-off-Phase der Industrialisierung modernisierten die Regierungen die Wirtschaftsverfassung sowie ihr eigenes ökonomisches und soziales Denken. Sie entwickelten kreditfinanzierte Infrastrukturprojekte vom Eisenbahn- bis zum Städtebau, sie übernahmen sozialpolitisches Denken von einzelnen zivilgesellschaftlichen Gruppen der vorrevolutionären Ära, sie förderten das Expertentum sowie seinen Einfluss auf die Administrationen und sie transformierten die vorrevolutionären Zensurapparate nach und nach in Instrumente prospektiver Öffentlichkeitsarbeit.

Auch bei der politischen Ideengeschichte des „langen Vormärz“ geht Clark neue Wege. Er gliedert nicht herkömmlich nach „politischen Strömungen“ oder Parteien, sondern nach „Ordnungskonzepten“. Er beginnt mit der Geschlechterordnung und behandelt in dem Abschnitt „Eine Welt der Männer“ diejenigen Frauen, die in dieser Welt der Männer einen gewichtigeren Platz beanspruchen – und ausfüllten – als den Frauen bislang (sexuell und in der Eherolle) zugebilligt war. Er stellt politisch-radikale Schriftstellerinnen und Aktivistinnen vor, die „neue Formen des politischen Ichs“ prägten, wie Claire Démar, Jeanne Dewin, Louise Otto und Mathilde Anneke, deren Forderung nach Gleichstellung auch von Männern wie Fourier und Saint-Simon unterstützt wurde. Dass Clark bei den nächsten Schritten nicht einfach von „Liberalismus“ und „Demokratie“, sondern von „Kämpfern der Freiheit“ und „Radikalen“ spricht, bindet die politischen Ideen entschieden an die Personen zurück, die sie vertreten, nimmt ihren dogmatischen Charakter zurück und gibt ihnen die Flexibilität und Wandelbarkeit, die sie vielfach noch hatten, bei ihren „mäandernden Reisen“ in der Epoche vor festen Parteiprogrammen und Organisationsstrukturen. Auch diese letzteren vernachlässigt Clark nicht, aber er bringt sie nicht bei den „Ordnungskonzepten“, sondern dort unter, wo sie handlungsrelevant wurden – in der Ereignisgeschichte von Unruhen und ihrer Verbreitung sowie später, wenn von der Arbeit der Parlamente in der Revolution die Rede ist. Zu den „Ordnungskonzepten“ gehören die Religionen mit der enormen Bedeutung der kulturell konservativen katholischen Erneuerung – von polnischen Wortführern wie Adam Mickiewiecz über die französischen Großautoren Montalambert und Lamenais bis zu Joseph Görres, den „Lichtfreunden“ und Deutsch-Katholiken.

Die europäische Dimension von Clarks Werk verlangt über die Einbeziehung der kolonialen Besitzungen der Seemächte England, Frankreich, Niederlande, Spanien und Portugal auch die der Sklaverei („Frei und unfrei“), vom Beginn des englischen Abolitionismus über die Emanzipationsgesetze in den Revolutionsjahren und ihre vielfache Rücknahme danach bis zum endgültigen Ende der Sklaverei im spanischen Kuba, portugiesischen Angola und französischen Westafrika zwischen 1875 und 1905.

Clarks größte Leistung besteht aber nicht in der Ergänzung, Modifikation und Erweiterung der Sicht auf die Revolution von außen. In ihrer Form neu und aufregend ist die Sicht auf die Geschehnisse gleichsam von innen heraus, aus der Sicht der Beteiligten. Er hat ein Verfahren erfunden beziehungsweise erstmals auf diesen Gegenstand – die Revolution – angewandt, das ihm erlaubt, ebenso genau wie farbig nicht nur zu erzählen, sondern multiperspektivisch zu erzählen und damit den Voreinstellungen, Erwartungen, Reaktionen sowie Reflexionen der Akteure so nahezukommen wie nur irgend möglich. Clark hat all die klassischen sowie zahlreiche unbekanntere Quellentexte zum Pauperismus und zur sozialen Revolution, zur Theorie- und Organisationsgeschichte der Parteibildungen, zum Agieren von unteren und oberen Behörden, zum Handeln von Revolutionsführern, revolutionären Massen und Königen aufs Gründlichste gelesen und rekonstruiert die Ereignisabläufe, soweit es geht, unmittelbar aus den Quellen heraus. Bezeichnenderweise beginnt die eigentliche Darstellung auf S. 28 mit dem Unterkapitel „Die Politik der Beschreibung“, und dieses wiederum mit einer Beschreibung der Stadt Nantes durch die beiden Ärzte A. Guépin und E. Bonamy im Jahr 1835. Dabei handelte es sich um eine soziologische Studie über die topographische, gewerbliche und demographische Struktur der Stadt mit einem abschließenden Kapitel über die „Daseinsformen verschiedener Klassen [...]“. Die Autoren unterscheiden acht Klassen, wobei die untersten vier am präzisesten beschrieben werden, nach Beruf und Einkommen, Wohnung und Kleidung, Konsum und Sterblichkeitsrate. Die Schrift ist eine von vielen aus der europäischen Pauperismusliteratur – in Deutschland etwa von Friedrich Wilhelm Wolff über Breslau, Bettina von Arnim und Ernst Dronke über Berlin oder Friedrich Engels über England.

Für die Barrikadenkämpfe in Paris zwischen dem 22. und 24. Februar 1848 sind der Journalist Philipp Faure, die Redakteure der Zeitschrift „La Réforme“ und die Beobachterin Amélie Grémieux die Kronzeugen, für Wien vom 3. bis 13. März die radikalen Ärzte Dr. Alexander Bach und Dr. Ludwig von Löhner, der Führer der ungarischen Oppositionsbewegung Lajos Kossuth, der jüdische Arzt Adolf Fischhof aus Buda, der 18-jährige Student Carl Wilhelm Ritter von Borkowski aus Cernowitz und der Nationalgardist Matthias Kneisel; für die Berliner Trauerfeier am 22. März 1848 für die am Tag zuvor Getöteten im Beisein des Königs der Augenzeuge Paul Boerner, der Vorsitzende des Demokratischen Klubs Georg Jung, und die protestantischen, katholischen und jüdischen Geistlichen Adolf Sydow, Johann Nepomuk Ruland und Michael Sachs. Was zum Verständnis der Situation und der Zusammenhänge sonst noch gebraucht wird, trägt Clark in der herkömmlichen Weise historischer Erzählung nach. Gern reiht er Beispiel an Beispiel – jeweils als Beleg für die diversen Varianten von Abläufen und Entscheidungen – und fasst die Fülle der Informationen, so weit als möglich, am Kapitelende kurz zusammen, manchmal allzu kurz. Die Erzählung sprengt dann ihren Rahmen und verweist damit auf eine Überfülle der Handlungsvarianten, die sich nicht auf eine Formel bringen lassen.

Es macht viel Sinn, dass und wie Clark im Kapitel drei („Konfrontation“) zeigt, wie sich in den Jahrzehnten vor 1848 an einigen Orten quer durch Europa so viel sozialer und politischer Sprengstoff ansammelte, dass es zu blutigen Aktionen des Aufruhrs kam, die aber noch nicht die Kraft hatten, die einzelnen Ausbrüche in eine dynamisch sich entwickelnde Revolutionsbewegung zu überführen. Das geschah dann ab Januar 1848 (Kapitel vier namens „Explosionen“) in gleitendem Übergang aus der vorrevolutionären Epoche heraus. Die Spannungen in den europäischen Gesellschaften ließen sich ungeachtet breiter und heftiger sowie Positionen klärender Diskurse nach jedem Ausbruch – besonders nach dem Aufstand der schlesischen Weber 1844 – nicht mehr in einzelnen Reformen kanalisieren. Die tiefen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in den Agrarverfassungen sowie die gewerbliche Not an vielen Orten trafen zusammen und luden sich mit Verzweiflung und Wut gegen die Herrschenden auf. In Lyon 1830 und 1834, in Schlesien 1844, in Prag 1848 waren es die niedrigen Löhne in der Textilindustrie, in Galizien die Spannungen zwischen Bauern und Grundherren, die in plötzliche Konfrontationen ausarteten. Überall lag den Spannungen die Pauperismuskrise mit der Kluft zwischen Bevölkerungswachstum und statischem Nahrungsspielraum zugrunde.

In Italien, in Polen, Böhmen und Ungarn gingen Sozialproteste und Nationalbewegungen komplexe, manchmal auch widersprüchliche Verbindungen ein, so etwa wenn die Grundherren in Galizien von ihren Bauern Unterstützung für ihre geplante Nationalrevolution erwarteten, diese aber aus ihren Erfahrungen mit den Feudalherren misstrauisch gegenüber deren Versprechungen blieben und in der gereizten Atmosphäre ein Schuss urplötzlich einen mörderischen Tumult auslöste. Überhaupt – die Rolle des versehentlich oder absichtlich abgegebenen Schusses aus Überreiztheit oder Angst erscheint als der Funke im Pulverfass erwartungsvoller und erregter Stimmungen in dicht gedrängten Menschenmassen relevant. In Paris kamen dabei am 23. Februar 1848 52 Menschen ums Leben, 74 wurden verletzt; in Berlin zählte man am 29. März 1848 über 300 tote Demonstranten sowie rund 400 tote Soldaten und Offiziere. Trotz vieler Vergleichbarkeiten: Es gab so viele unterschiedliche Abläufe der Kämpfe wie Aufruhrsituationen. Entscheidend wichtig war das jeweilige Verhalten der Regierungen und Monarchen sowie der bewaffneten Macht. Mancherorts – wie in Mailand – kam das Geschehen zunächst als eine Revolution ohne Revolutionäre in Gang und schuf diese erst im kataraktartig beschleunigten Geschehen. Andernorts – wie in Venedig – ergriffen die vormärzlichen „Männer der Bewegung“ die Initiative oder die Steuerung des Geschehens – so weit davon die Rede sein kann. Oder sie ging wie in Paris 1848 von zwei Vereinen oder wie in Wien von einem Komitee radikalisierter Studenten aus.

Immer hat der Leser bei der Darstellung von Ideen und Diskursen, bei der Beschreibung von Emigranten- und Häftlingsschicksalen, vor allem aber auch bei der Schilderung der dramatischen Ereignisse auf den Straßen und Plätzen der Aufstandszentren konkrete Akteure vor Augen. Bei der Beschreibung von Charakteren, Programmatik und Lebensschicksalen einzelner „Helden“ der Geschichte läuft Clarks Erzählkunst wieder und wieder zu Hochform auf. Im Gedächtnis des Lesers bleiben die „Pose des hochmütigen, unbeugsamen Trotzes“ des Anführers Martin Bernard während seiner langen Haftzeit im Mont Saint Michel, das körperliche Erscheinungsbild des alten Pisaner Schriftstellers und glühenden Jakobiners Ludovico Buonarotti im Alter von 70 Jahren. Höchst einprägsam ist das Charakterbild des notorischen Unruhestifters und Gewaltanhängers Giuseppe Mazzini, der seine Politik „auch physisch“ verkörperte: Dem „ausgemergelten Gesicht und der geradezu schmerzhaften Magerkeit waren die Enthaltsamkeit und die Selbstverleugnung“ anzusehen. Am Beispiel der Trauerredner für die Gefallenen am 13. März 1848 in Wien skizziert Clark die Persönlichkeiten des Reformrabbiners Isaac Noah Mannheimer und des katholischen Theologen Anton Füster, eines „Vertreters jener faszinierenden und nicht sehr verbreiteten Spezies von 1848: des radikalen Priesters“.

In dem – sehr gelungenen – Kapitel über den ersten badischen Aufstand im Frühjahr 1848 treten ungemein anschaulich der in Deutschland legendär gewordene, stürmische und theatralische Demokrat Friedrich Hecker sowie der Dichter und Freischarenführer Georg Herwegh auf. Der badische Aufstand bietet auch die Gelegenheit, die kurze Stunde „radikaler celebrity“ zu würdigen, in der Frauen wie Emma Herwegh und Amalie Struve aus der weiblichen Anonymität hervortraten. Überraschend zollt Clark der Nervenstärke des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. in den tumultuösen Tagen seit dem 18. März 1848 einen gewissen Respekt. Die leise Ironie, mit der Clark das kurze revolutionäre Abenteuer von Bakunin und Richard Wagner schildert – Wagners ernüchternde Nacht auf dem Turm der Dresdner Kreuzkirche als Beobachter des preußischen Aufmarschs vor der Stadt am 7. April 1849 – mindert nicht die Wucht, mit der Clark die Niederwerfung der zweiten großen Welle der Revolution sowie deren tragisches Ende in Deutschland, Polen und Ungarn darstellt. In einem kurzen Kapitel würdigt er die „große, traurige Geschichte der Verlierer“ (Thomas Nipperdey) und, pars pro toto, ihre „emblematischen Figuren“ ebenso wie die 40.000 bis 50.000 anonymen Toten des ungarischen Unabhängigkeitskriegs. Wo bei aller geschichtswissenschaftlichen „Objektivität“ die Sympathien Clarks liegen, zeigt seine einfühlsame wie sachliche Darstellung der tragischen emblematischen Figur des ebenso besonnenen wie mutigen Demokraten Robert Blum.

Versucht man, die Innovationen dieses Buches zusammenzufassen, so ist vorab noch einmal an die gesamteuropäische Dimension mitsamt ihren weitreichenden Auswirkungen in die außereuropäischen Räume zu erinnern, ebenso wie an die zeitliche Tiefenerstreckung von der Vorgeschichte über das eigentliche Revolutionsgeschehen bis zu den Nachwirkungen praktisch über ein ganzes Jahrhundert hinweg. Diese Revolutionsgeschichte ist zudem ein Meisterwerk der Erzählkunst. Mit und durch die erzählerische Struktur wird der Ablauf der Ereignisse von den anfänglich offeneren Handlungssituationen über die Schürzung des Knotens bis zu den Gewaltausbrüchen sowie ihrer Unterdrückung oder partiellen Kanalisierung in kurz- und langfristigen Befriedungsstrategien deutlich. Als Grundmuster arbeitet Clark heraus, wie die im Feld der sozialen Krisenlagen erzeugten Energien sich in verschiedensten Formen sozial und/oder auf dem Umweg über die erzeugten Widerstände auf einer höheren Ebene zur Politik zurückfinden und wie schließlich die nachrevolutionären Regierungen – geprägt von der Revolutionserfahrung – in einer Mischung von konservativ-reaktionären und fortschrittlichen Maßnahmen zu trag- und entwicklungsfähigen Herrschaftsformen fanden. In welcher Weise und mit welcher Intensität sich die angesammelten Energien jeweils entladen, hängt ganz wesentlich von strukturellen Gegebenheiten ab: den unendlich vielgestaltigen, aber im Grundmuster hierarchischer und traditioneller Herrschaft übereinstimmenden Agrar- und Gewerbeverfassungen sowie ihrer Bedrohung durch neue Formen von Produktion und Distribution; vom Anwachsen politischer Spannungen zwischen Unter- beziehungsweise Mittelschichten im säkularen Prozess der Bevölkerungszunahme einer- und den ihre Privilegien verteidigenden Oberschichten andererseits; von neuen Organisationen und Medien zur Erzeugung, Verbreitung, Diskussion und politischen Zuspitzung von Wissen in Vereinen und Schriftmedien verschiedenster Art; von einem im ganzen 19. Jahrhundert dominanten Deutungsmuster für den Wandel in Kultur, Gesellschaft und Politik, den historischen Narrativen von starrem Konservativismus bis zum bewegungssüchtigen Radikalismus.

Den eigentlichen Sound der revolutionären Prozesse erzeugen aber die jeweiligen Emotionen an Ort und Stelle, denen Clark beharrlich nachspürt und denen er einen hohen Stellenwert in den Kausalketten zuspricht: die aggressionslähmende und vor allem die aggressionsstimulierende Angst, die Wut und der Hass auf Ausbeuter und Unterdrücker, auf die Wohlhabenden und die Soldaten, die Trauer in spannungsgeladenen Veranstaltungen des Totengedenkens wie nach den Gemetzeln in Paris 1830 und 1848, in Wien und in Berlin. Die erzählerische Diktion des Werks erlaubt es schließlich, der geschichtsmächtigen Kausalitätslücke – dem Zufall – seinen bedeutsamen Platz in der Rekonstruktion der Geschehnisse zuzuweisen, so wie etwa beim Ausbleiben der Revolution in den Niederlanden durch das frühzeitige, beruhigende Nachgeben eines im Privatleben straffällig gewordenen Monarchen.

Nach dem Rühmen der Vorzüge bleibt dem Rezensenten schließlich noch die für dieses Genre obligatorische Aufzählung von „Fehlern“ und Mängeln. Diese pflichtgemäß erstellte Liste fällt hier allerdings kurz aus und betrifft vor allem Ermessensfragen. Bei der Lektüre von Clarks Buch stellt sich der Eindruck ein, die rund drei Jahrzehnte zwischen Wiener Kongress und Revolution 1848 seien eine Ära permanenter sozialer und politischer Unruhe gewesen. Im bürgerlichen Geschichtsbild figurierten sie aber mehr als ein Jahrhundert lang hauptsächlich als die Ära einer – wenn auch teilweise erzwungenen – Ruhe, in Deutschland und Österreich als die Ära des „Biedermeier“, eines nach den Kriegs- und Katastrophenjahren der napoleonischen Ära beruhigten und beschaulichen Daseins, nach Rankes Formulierung ex post die „halkyonischen Tage“ vor dem endgültigen Durchbruch der revolutionären Unrast. Naturgemäß legt Clarks „Frühling der Revolution“ das Gewicht der Erzählung auf Konflikt und Aufruhr. Aber das Gesamtbild der Epoche hätte doch noch an Gehalt und Konturiertheit gewonnen, wenn Clark die faktisch weithin bestehende gesellschaftliche, politische und kulturelle Ruhelage und vor allem auch ihre zeitgenössische Wahrnehmung mit ein paar Umrissen in das Bild aufgenommen hätte.

Auch die Beziehungsgeschichte der betroffenen Staaten in den Monaten der Revolution bleibt etwas unterbelichtet. Zwar kommt die konterrevolutionäre Kriegsdynamik mit der Intervention der russischen Truppen in Ungarn zutreffend ins Spiel, nicht aber die Kriegsfurcht etwa der deutschen Liberalen vor einem neuerlich revolutionär-expansiven Frankreich in der ersten Jahreshälfte 1848, sowie umgekehrt die Kriegsagitation von Karl Marx und anderer Radikaler gegen das Zarenreich im Sommer 1848, von der sich die Radikalen nach dem Muster der Levée en masse des Jahres 1793 eine Dynamisierung und Ausweitung der inzwischen abgebremsten revolutionären Welle erhofften. Für die deutsche Staatenwelt bleibt auch die Arbeit der vormärzlichen Kammern ein wenig unterbelichtet, in der sich die aufstrebende bürgerliche Politikelite in parlamentarisches Denken und Handeln einüben konnte.

In Clarks Beschreibung der direkten und indirekten langfristigen Erfolge wäre noch ein Aspekt nachzutragen, der in der kleinteiligen deutschen Staatenwelt vielleicht auffälliger hervortritt als andernorts, gleichwohl überall eine politisch nicht unproblematische, aber doch befriedende und jedenfalls stabilisierende Rolle gespielt haben dürfte: Die kulturpolitischen Initiativen der Monarchen und Regierungen zur inneren Staatsbildung nach der revolutionären Zerreißprobe durch nationalkulturell konzipierte Museen, öffentliche Bauten mit ihren Bild- und Ausstattungsprogrammen, Denkmälern – insgesamt also mit einer intensiven, zwar konservativen, aber den politisch-kulturellen Bedürfnissen der aristokratisch-bürgerlichen und durchaus fortschrittsoffenen neuen Führungsschichten entsprechenden Ausrichtung. Hier wurde der schon seit der Spätaufklärung vielfach eingeschlagene Weg zur modernen Kulturstaatlichkeit noch einmal befestigt und erweitert.

Und schließlich muss noch erwähnt werden, dass die so beeindruckende und in vieler Hinsicht erkenntnisfördernde erzählerische Diktion des Clarkschen Werks auch eine Kostenseite aufweist. Zwar ist es Clark weitgehend gelungen, Erzählstruktur und systematische Gesichtspunkte zu synchronisieren beziehungsweise letztere in erstere zu integrieren. Aber die strukturellen Analysen fallen im Fluss der Erzählung doch meist recht knapp und manchmal auch begrifflich unscharf aus – so etwa, wenn der Begriff der „Klasse“, der ohnehin sehr weitgehend zurückgenommen ist, einmal in Anführungsstrichen steht, ein andermal aber auch nicht. Gelegentlich fühlt sich der Leser auch von der Ausführlichkeit und Fülle der erzählten Geschichten etwas erdrückt und wünscht sich ein häufigeres Innehalten im Fluss der Erzählung, das die Gesichtspunkte bündelt und einordnend reflektiert. Aber man kann eben nicht alles haben – auch nicht bei einem maßstabsetzenden Meisterwerk wie diesem.

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