Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,
nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der zuletzt neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.
Essay/Artikel:
Sarah Frenking: Grenzkontrolle am Nationalfeiertag. Deutsch-französisches border making um 1900.
Abstract:
Am 14. Juli 1906 kam es am belebten modernen Grenzbahnhof der oberelsässischen Stadt Altmünsterol (Montreux-Vieux) an der Strecke zwischen Mülhausen und Belfort zu einem Konflikt. Mit Einführung des französischen Nationalfeiertags hatte sich ab 1880 ein Festtagstourismus entwickelt, bei dem die Bevölkerung des annektierten Oberelsass die Grenze in Richtung Frankreich überquerte, um an den nationalen Festlichkeiten im französischen Belfort teilzunehmen. In dem hier dargestellten Konflikt ging es um Interaktionen von GrenzgängerInnen und Grenzpolizei, den Umgang mit Gefühlsausdrücken, emotional codierten Praktiken und Dingen.
In Grenzregionen waren Konflikte zwischen BürgerInnen und staatlicher Autorität besonders brisant. Während für die Grenzbevölkerung meist ein lokaler Sinn ausschlaggebend war, handelte es sich in den Augen der Verwaltung und überregionalen medialen Öffentlichkeit eben nicht nur um soziale Konflikte, sondern im Zeitalter des nation building immer auch um größere Dimensionen der Raumordnung, der Nationalisierung und Territorialisierung. Gerade in der deutsch-französischen Grenzregion, die für die Grenzbevölkerung ein in sich verflochtenes borderland mit sozialen, ökonomischen und religiösen Bezügen darstellte, konnten sich kleine Vorkommnisse zu großen diplomatischen Affären ausweiten. Die affektive Aufladung der Grenze, ihrer Überschreitung und des Umgangs mit Dingen trug zu dieser Brisanz bei. (….)
In: Themenportal Europäische Geschichte, 2020, <https://www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-29144>.
Bernhard Unterholzner, Vampirismus als imaginäre Vorlage für sexuelle Pathologien in der Psychiatrie des 19. Jahrhunderts – Claude-François Michéas „Über krankhafte Abweichungen des geschlechtlichen Triebes“.
Abstract:
Im Juli 1849 elektrisierte der aufsehenerregende Prozess gegen den „Vampir von Montparnasse“ die französische Öffentlichkeit. Als Angeklagter stand der 25-jährige Unteroffizier François Bertrand vor einem Pariser Militärgericht, den man beschuldigte, zwischen 1847 und 1849 auf Friedhöfen in Paris und Umgebung mehrfach Leichen ausgegraben und verstümmelt zu haben. Die Presse hatte die ungeheuerlichen Fälle von Anfang an fasziniert verfolgt und den unbekannten Täter, der die zerstückelten Leichen in grausigen Arrangements anordnete, bald „Vampir“ genannt. Polizei und Friedhofsverwaltungen setzten einiges daran, ihn zu fassen. Nach knapp zwei Jahren hatten sie Erfolg: Im März 1849 wurde Bertrand von einer Selbstschussanlage schwer verletzt, die man auf dem Friedhof Montparnasse installiert hatte, um die Ruhe der Toten gegen den „Vampir“ zu verteidigen. Er konnte noch in ein nahegelegenes Militärkrankenhaus fliehen, wo er aber gestand.
Der Prozess gegen Bertrand war ein zeitgenössisches Medienereignis, das eine Reihe von Quellen – Presseberichte, Gerichtsakten und medizinisch-psychiatrische Gutachten – hervorbrachte. Die wichtigste darunter ist der Artikel „Des déviations maladives de l’appétit vénérien“ („Über krankhafte Abweichungen des geschlechtlichen Triebes“) des Gerichtsgutachters Claude-François Michéa (1815-1882) in der medizinischen Fachzeitung L'Union médicale. (….)
In: Themenportal Europäische Geschichte, 2020, <https://www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-29005>.
Material/Quellenauszug:
Quellen Grenzkontrollen 14. Juli 1906. In: Themenportal Europäische Geschichte, 2020, <https://www.europa.clio-online.de/quelle/id/q63-59444>.
Claude-François Michéa (1815-1882), „Über krankhafte Abweichungen des geschlechtlichen Triebes“ („Des déviations maladives de l’appétit vénérien“). In: Themenportal Europäische Geschichte, 2020, <https://www.europa.clio-online.de/quelle/id/q63-59715>.
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Mit freundlichen Grüßen
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