ÖZG 18 (2007), 2

Title 
ÖZG 18 (2007), 2
Other title information 
Vom Archiv. Erfassen, Ordnen, Zeigen

Published on
Innsbruck 2007: StudienVerlag
Frequency 
vier Bände pro Jahr
Extent
180 S.
Price
Einzelheft: € 19,00; Jahresabo: € 38,00; (privat) € 51,00 (Institutionen)

 

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Organization name
Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften/Austrian Journal of Historical Studies (OeZG)
Country
Austria
c/o
Redaktionsanschrift: Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Universität Wien Universitätsring 1 A-1010 Wien oezg.journal@univie.ac.at
By
Eder, Franz

ÖZG zum Thema: Vom Archiv. Erfassen, Ordnen, Zeigen

Table of contents

Vom Archiv. Erfassen, Ordnen, Zeigen

Stephan Gregory
Unglückliche Sammlungen. Archive und Archivschicksale des Illuminatenordens, ÖZG 18/2007/2, 11-34.

Hubertus Büschel *
Die volkseigenen Akten - materielle und diskursive 'Spuren' staatlicher Archive der DDR, ÖZG 18/2007/2, 35-56.

Friedrich Balke
Archive der Macht und die Erfassung des Singulären im Zeitalter der Demokratie, ÖZG 18/2007/2, 57-81.

Henning Trüper
Das Klein-Klein der Arbeit: die Notizführung des Historikers François Louis Ganshof, ÖZG 18/2007/2, 82-104.

Mario Wimmer
Die Lagen der Historik, ÖZG 18/2007/2, 105-125.

Forum

Peter Melichar
Tote und lebendige Archive. Ein Begriff, seine Verwendungen und Funktionen, ÖZG 18/2007/2, 129-144.

Gregor Kanitz/Ulfert Tschirner
Archiv/Brüche. Ein Review-Essay, ÖZG 18/2007/2, 145-158.

Gespräch

Philipp Müller/Ludolf Kuchenbuch/Alf Lüdtke
Von geküssten Madonnen und Papiergeruch, Schreibtischachsen und Karteileichen. Ein Gespräch über den "Eigensinn des Gewesenen", ÖZG 18/2007/2, 159-176.

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Editorial, ÖZG 18/2007/2, 5-10

Ein Fetzen Stoff: Zwischen den Papieren einer Akte sticht dieser leicht hervor; auf der Rückseite ist er beschrieben. Es handelt sich um einen Brief. Ein Mann, inhaftiert in der Bastille, wendet sich darin an seine Frau. Der Schreiber richtet sich zugleich an den Kurier der Nachricht. Die Waschfrau soll die an der Hose angebrachte Mitteilung seiner Frau überbringen; die geglückte Überbringung der Mitteilung soll die Waschfrau bei der Retoure der Hose des Häftlings durch das Aufsticken eines kleinen blauen Kreuzes anzeigen. Die Ablage des Stofffetzens in den Akten in den Archives de la Bastille zeigt das Scheitern der versuchten Mitteilung an. Der Brief wurde abgefangen.1

Es ist die Aufbewahrung des Fetzens Stoff, die auf das Scheitern der versuchten Verständigung verweist. In der Reflexion der Überlieferung artikuliert sich eine Handhabung von Archivmaterialien, die sich nicht auf den unmittelbaren Sinn der geschriebenen Worte beschränkt. Die Voraussetzung der Ablage, hier der polizeiliche Zugriff, wie auch die stofflichen Eigenschaften des vorgefundenen Gegenstandes bieten Aufschluss über die Umstände des Schreibens. Es ist nicht allein der sich in Worten artikulierende Sinn, sondern auch der Träger desselben, der eine Annäherung an das Vergangene erlaubt.

Ob nun die Lagerung von Akten in einem bestimmten Archiv oder einer Sammlung, die spezifische Verknüpfung von Bild, Zahl und Wort oder das Format des gewählten Papiers, seine Farbe, kurzum jedwede materiale Eigenschaft mag zu einem aufschlussreichen, wenn nicht sogar zu einem entscheidenden Indiz avancieren. Die Gliederung eines dominialen Breve nach Orten erlaubt auf die soziale Praxis der Informationserfassung zu schließen; der Mangel an Verschleißspuren des Prümer Urbars von 1222 verweist auf die mangelnde Praktikabilität des aufwendig hergestellten Buches und damit über seine verfehlte Wirkung.2 Aber auch das Fehlen von typischen Kennzeichen behördlicher Schreiben wie etwa der Mangel an redaktionellen Zwischenstufen, das Fehlen von Signaturen, Paraphen oder Datierungen bieten noch Aufschluss: im Fall der Informationsberichte des Ministeriums für Staatsicherheit verraten diese die geheimdienstliche Kontrolle der Schrift, die darum bemüht war, ein Wuchern der behördlichen Schrift wie ein Zirkulieren des Schriftstückes zu verhindern - schließlich waren die Berichte wieder dem Ministerium für Staatssicherheit zurückzuschicken.3

Es entrollt sich hier "eine auffällig leise Geschichte, in der die großen Ereignisse fehlen."4 Gleichwohl ist die Konzentration auf das Material, seine Verfassung und die Bedingungen seiner Fertigung und Lagerung heuristisch von Vorteil.5 Nicht nur vermeintlich randständige Materialien wie der besagte Stofffetzen geraten hierbei in den Blick, sondern ihre Entzifferung selbst nimmt eine machtanalytische Dimension an: "L’archive ne dit peut-être pas la vérité, mais elle dit de la vérité."6 Die überlieferten Spuren des Vergangenen sind immer schon als das Resultat einer spezifisch historischen Konstellation von Kräften zu betrachten, die in ihrer Analyse notwendig miteinbegriffen werden muss. Darüber hinaus aber wirft die Reflexion materialer Eigenschaften im Hinblick auf eine Geschichte historischen Erkennens und Wissens mehrere Fragen auf. Erstens, wie erfassen und ordnen Institutionen des Wissens ihre Materialien? Ferner, wie eignen sich die Nutzer unter bestimmten institutionellen Bedingungen die aufbewahrten Materialien an? Und zuletzt, wie resultieren hieraus schließlich historische Darstellungen? In variierender Gewichtung verfolgt dieses Heft alle drei Fragen und präsentiert eine Reihe von Antworten, die von Wissenschaftlern unterschiedlicher disziplinärer Herkunft dargelegt werden.

Zunächst ist die Frage nach den Bedingungen zu stellen, unter denen Materialien ausgewählt und gesammelt, sortiert und aufbewahrt werden. In welcher Gemengelage von regulierten Verfahren, sozialen Praktiken und kontingenten Ereignissen werden schließlich Sammlungen, Bibliotheken oder Archive geschaffen? Worin besteht ihr politisches Gewicht, und wie wirkt dieses auf das soziale Feld?

Stephan Gregory untersucht das Bemühen der Illuminaten um die Verwaltung ihres eigenen Ordens. Die theoretisch unterfütterte Lektüre der edierten Briefe präsentiert einen hierarchisch strukturierten Verkehr von Schriften und deren Verwahrung. Dem Orden diente zur eigenen Archivordnung nicht zuletzt die Opposition, die der Arkansphäre des Staates zuzurechnenden Archive, als Vorbild: Ein Mehr an Wissen, von dem nicht jeder wissen konnte, sollte einen entscheidenden strategischen Vorteil gegenüber denjenigen verschaffen, die nicht wissen konnten - selbst wenn Nichtwissende diesen Vorteil nur imaginierten.

Die Archive der DDR sind ebenso wenig jenseits moderner Staatlichkeit zu denken. Hubertus Büschel zeichnet die administrative Kontrolle und die sich verändernde Gestaltung der Archive in der DDR nach. Die Führungselite war sich der historischen Dimension des Archivs in doppelter Hinsicht bewusst. Inhaltlich galt es nach ideologischen Gesichtspunkten Akten auszuwählen, womöglich zu edieren oder zu kassieren. Aber auch der Ordnung der Akten wurde historische Bedeutung zugemessen. Konsequent wurde mit verschiedenen Mitteln um eine politische Gestaltung der eigenen Archive gerungen - mit unterschiedlichem Erfolg.

Archiv und Polizei, die geordnete Aufbewahrung und Bereitstellung spezifischer Information und deren operative Erfassung wie Anwendung stehen in einem intrikaten Verhältnis zueinander. Dass dies nicht allein für absolutistische oder diktatorische Staatsgebilde, sondern auch für demokratische gilt, unterstreicht der Philosoph Friedrich Balke in seinen auf Michel Foucaults und Jacques Derridas Überlegungen gründenden Erörterung des Verhältnisses von Polizei und Archiv: Nicht erst mit der Gründung eines demokratischen Staates bedarf derselbe eines Archivs zur Aufbewahrung anfallender Akten. Der konstitutive Akt der Gründung im Gesellschaftsvertrag setzt, wie Balke anhand von Rousseau exemplifiziert, bereits ein Archiv, die Ansammlung eines spezifischen Wissens über Land und Leute, voraus.

Eine zweite Frage ist die nach dem Gebrauch der von den Institutionen aufbewahrten Material. Archive, aber auch Bibliotheken, Sammlungen oder Museen sind der Historie keineswegs vorgelagerte Phänomene. Historiker waren stets verstrickt in die Politik des Archivs, wie das Beispiel Heinrich von Sybel zeigt.7 Letzterer modifizierte 1881 die Regeln, nach denen eingehende Akten im Geheimen Staatsarchiv abzulegen waren. Für die Ordnung der Materialien sollte nach dem Willen des Archivdirektors nicht mehr das Prinzip der Herkunft, sondern das ihrer Entstehung gelten. Umgekehrt sollte die mit der Reform des Droysen Schülers angelegte genetische Ordnung der Dokumente das autonome und souveräne Handeln desjenigen Gebildes erkennen helfen, das nach der historistischen Geschichtsvorstellung den Status einer geschichtsmächtigen Idee innehatte, des Staates. Die Ordnung der Dokumente sollte den Blick auf den Gegenstand, die Akte(n) des Staates, figurieren.8

Ob Konzeption und Formation von "Quellen", Regulierung oder Verweigerung von Zugriffen, Konservierung, Edition oder Zerstörung von Akten - epistemische Praktiken der Historiker entfalteten sich in einem Feld, in dem sich Historiker mit ihrer Arbeitsweise positionieren und agieren. Pointiert könnte man sagen: Historisches Arbeiten operiert inmitten einer Gemengelage von Kräfterelationen, welche an der epistemischen Praxis stets teilhaben. Es ist das Ensemble historisch spezifischer Akte des Ordnens und Aneignens, Verarbeitens und Übersetzens zu ermitteln, um die Prozesse und Metamorphosen aufzuspüren, an deren Ende Darstellungen von Geschichte stehen.9 Gleichwohl ist die Frage nach dem Gebrauch des Materials, vom "tacit knowlegde"10 der Nutzer bis hin zum "plaisir physique"11 am Material, wenig erforscht. Während die Wissenschaftsgeschichte faszinierende Studien zur materialen Kultur naturwissenschaftlichen Arbeitens vorgelegt hat,12 liegen über die Geschichtswissenschaften im Besonderen und die Geisteswissenschaften im Allgemeinen nur wenige Arbeiten vor.13 Henning Trüper analysiert in einer Mikrostudie den historischen Arbeitsprozess von François Louis Ganshof. Letzterer verfertigte seine Studien auf der Grundlage gesammelter Notizen, die dem belgischen Historiker weniger zu einem streng angelegten und geschlossenen System verhalfen als vielmehr zu einer pragmatisch orientierten und intelligiblen Sammlung differenzierter Aufzeichnungen.

Offen bleibt zuletzt wie am Ende "Werke" entstehen, jene Größen, die in rechtlicher wie auch in materialer Hinsicht Geschlossenheit, Einheit und intellektuelle Urheberschaft in Anspruch nehmen und offensiv ausstellen.14 Mario Wimmer analysiert in seiner wissenschaftstheoretisch fundierten Studie die Lage von Johann Gustav Droysens Historik und bestimmt die Emergenz des Werkes am Schnittpunkt mehrerer Dimensionen: des medialen Wechsels der mündlichen Vorlesung in die Schrift, der Edition der Vorlesung und der kritischen Position des Historikers im wissenschaftlichen Feld.

Das Forum widmet sich dem Begriff des Archivs. Unzweifelhaft hat der Terminus Konjunktur und droht neben Text, Gedächtnis, Medien oder Identität zu einem neuen Plastikwort aufzusteigen.15 Man mag einen Anfang bei Michel Foucault setzen, als dieser in der Archäologie des Wissens aus dem französischen Plural les archives kurzerhand den Singular l’archive machte - eine im Französischen unübliche Verwendung des Begriffes, die allerdings prominente Fortsetzung erfuhr etwa durch Arlette Farge oder Jacques Derrida. Die Verwendung des Begriffs in rezenten Studien verdankt sich seinem Versprechen eines voraussetzungslosen Anfangs, eines Wunderursprungs.16 Erscheint der Begriff für theoretische Legierungen des Vergangenen oder institutionelle Manifeste und Programmschriften geeignet, so erweisen sich letztere bei genauer Analyse selten als Blaupausen für die alltäglichen Politiken im Archiv.17 Mehr noch: Abhängig von der Setzung und Verwendung des Begriffs erliegen Argumentationen, die das Archiv als eine theoretische Letztbegründung einführen, mit Derrida gesprochen, einem "archive fever", einem "compulsive, repetitive and nostalgic desire for the archive."18 Peter Melichar analysiert die unterschiedlichen Redeweisen vom Archiv und ihren Funktionen. Dient den einen das Archiv zu einem fetischartigen Ort des Wahren, dient den anderen der Begriff allein zur metaphorischen Verklärung. Entscheidende und in vielerlei Hinsicht offene Fragen wie etwa die nach den Archivaren oder der Nutzung des Archivs durch gerade nicht-professionelle Nutzer werden hingegen marginalisiert. Gregor Kanitz und Ulfert Tschirner setzen in ihrem Review-Essay zu jüngeren Veröffentlichungen die Kritik der metaphorischen und theoretischen Verwendung des Begriffes fort.

Den Abschluss des Heftes bildet ein Interview des Herausgebers mit den Historikern Ludolf Kuchenbuch und Alf Lüdtke. Das Gespräch zentriert sich um den Reiz der Oberflächen, der Notwendigkeit ihrer historischen Reflexion, den Grenzen ihrer Ausstellung sowie ihrem Potential für das Denken von Geschichte.

Zu danken habe ich Thorsten Bothe, Gregor Kanitz und Ulfert Tschirner für intensive Lektüren und anregende Diskussionen. Die gemeinsame Auseinandersetzung über verwandte Fragen und zu unterschiedlichen Projekten im Rahmen einer kleinen Arbeitsgruppe an der Universität Erfurt führten schließlich zu dem gemeinsam konzipierten Workshop Erfassen - Ordnen - Zeigen, der im Rahmen des Graduiertenkollegs Mediale Historiographien. History of Media - Media of History am 2. und 3. Dezember 2005 stattfand.

Philipp Müller (London)

Anmerkungen

1 Vgl. Arlette Farge, Le goût de l’archive, Paris 1988, 16f.; vgl. auch Michel Foucault und die Historiker. Ein Gespräch zwischen Arlette Farge, Collin Jones und Martin Dinges, in: ÖZG 4 (1993) 4, 355-366. Die Abhandlung Le goût de l’archive ist bislang nicht ins Deutsche übersetzt worden; eine Übersetzung eines Ausschnitts ist zu finden in Werkstatt Geschichte 5 (1993), 13ff.; ferner in SoWi. Das Journal für Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur 34 (2005) 4, 88ff.

2 Vgl. Ludolf Kuchenbuch, Sind mediävistische Quellen mittelalterliche Texte? Zur Verzeitlichung fachlicher Selbstverständlichkeiten, in: Aktualität des Mittelalters, hg. v. Hans-Werner Goetz, Bochum 2002, 317-354, hier 351; Ludolf Kuchenbuch, Ordnungsverhalten im grundherrlichen Schriftgut vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, in: Dialektik und Rhetorik im früheren und hohen Mittelalter, hg. v. Johannes Fried, München 1994, 175-268, hier 182. Vgl. hierzu auch Gabrielle M. Spiegel, Geschichte, Historizität und die soziale Logik von mittelalterlichen Texten, in: Geschichte schreiben in der Postmoderne, hg. v. Christoph Conrad u. Martina Kessel, Stuttgart 1994, 161-201.

3 Alf Lüdtke, Sprache und Herrschaft in der DDR. Einleitende Überlegungen, in: Akten, Eingaben, Schaufenster. Die DDR und ihre Texte, hg. v. dems. und Peter Becker, Berlin 1997, 12-26, 23; Alf Lüdtke, "... den Menschen vergessen"? oder: das Maß der Sicherheit. Arbeiterverhalten der 1950er Jahre im Blick von MfS, SED, FDGB und staatlichen Leitungen, in: ebd., 189-222, hier 190f., 194f. u. 206.

4 Ludolf Kuchenbuch u. Uta Kleine, Textus im Mittelalter - Erträge, Nachträge, Hypothesen, in: Textus im Mittelalter. Komponenten und Situationen des Wortgebrauchs im schriftsemantischen Feld, hg. v. dens., Göttingen 2006, 417-61, hier 461.

5 Es ist wenig verwunderlich, wenn polizei- und kriminalitätsgeschichtliche Studien die Tiefe der Oberflächen ihrer behördlichen Schreiben bedenken, hierzu allgemein Rebekka Habermas, Von Anselm von Feuerbach zu Jack the Ripper. Recht und Kriminalität im 19. Jahrhundert. Ein Literaturbericht, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte (2003) 3, 128-165; Gerd Schwerhoff, Aktenkundig und Gerichtsnotorisch. Einführung in die Historische Kriminalitätsforschung, Tübingen 1999. Prominente Beispiele sind polizeiliche Mittel der Erfassung, vgl. hierzu Susanne Regener, Fotografische Erfassung. Zur Geschichte medialer Konstruktionen des Kriminellen, München 1999; Valentin Gröbner, Der Schein der Person. Ausweise, Steckbriefe und Kontrolle im Mittelalter, München 2004.

6 Farge, Gôut 1988, 40 [Herv. im Orig.]. 7 Apropos Beispiel: Thorsten Bothe forscht im Rahmen seiner Dissertation über Die Rhetorik des Beispiels - Die Beispielhaftigkeit der Rhetorik: memoriale Exemplarizität.

8 Vgl. Cornelia Vismann, Akten. Medientechnik und Recht, Frankfurt am Main 2000, 250f.

9 Vgl. Philipp Müller, Geschichte machen. Überlegungen zu lokal-spezifischen Praktiken in der Geschichtswissenschaft und ihrer epistemischen Bedeutung im 19. Jahrhundert. Ein Literaturbericht, in: Historische Anthropologie 12 (2004) 3, 415-433.

10 Michael Polanyi, The tacit dimension, New York 1966.

11 Farge, Goût 1988, 70; vgl. auch Alf Lüdtke, Stofflichkeit, Macht-Lust und Reiz der Oberflächen. Zu den Perspektiven von Alltagsgeschichte, in: Sozialgeschichte, Alltagsgeschichte, Mikro-Historie, Göttingen 1994, 65-80, hier 66-69.

12 Vgl. unter anderen Mario Biagioli, Galileo, courtier. The practice of science in the culture of absolutism, Chicago u. London 1993; Steven Shapin, A social history of truth. Civility and science in seventeenth- century, Chicago 1994; Bruno Latour, The pasteurization of France, Cambridge (Mass.) u. London 1993; Lorraine Daston, The nature of nature in early modern Europe, Berlin 1997; Hans-Jörg Rheinberger, Experiment, Differenz, Schrift. Zur Geschichte epistemischer Dinge, Marburg 1992; Anke te Heesen u. E. C. Spary, Hg., Sammeln als Wissen. Sammeln und seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung, Göttingen 22001.

13 Vgl. Bonnie G. Smith, The gender of history. Men, women, and historical practice, Cambridge (Mass.)

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Abstracts, ÖZG 18/2007/2, 126-128

Stephan Gregory: Collections in distress. Archival drives and archival fates of the Illuminati, pp. 11-34

Converting Sigmund Freud’s model of meta-psychology into a tool for the analysis of archives the article proposes to distinguish three different meta-archivological aspects: under a dynamic aspect archival phenomena can be described as a result of conflicts and combinations of forces; topologically speaking, one can locate the archival functions in distinct sites of the storage system; finally, the description has to allow for the economic problem of the archive, that is its precarious balance between constitution and dissolution, conservation and loss, secretion and publication, scarcity and redundancy, evidence and obscurity, sense and nonsense, history and dust. As is shown in my analysis of the late 18th century secret society of the Illuminati, these basic functions can not only explain how archival power is constituted and exercised but also how the will for a centralized and controlled knowledge meets the fate of epistemological and political disorder. Finally, the story of the Illuminati is apt to demonstrate how - in a very literal sense - the order and the continuous re-ordering of the archive accounts for the constitution of an historical object and its various appearances.

Hubertus Büschel: "Files owned by the people". Archives in GDR and their material and discoursive Traces, pp. 35-56

The article presents an interpretation of material and discourse traces of the national archives in the GDR. The historical importance of archives and their crucial role in providing material for the representation of the past was clearly seen by the ruling elites of the GDR. According to the official archive policy, particular files were renamed, particular materials edited and other files, considered to be less, important destroyed. What is more, the central archive administration embarked on socialistic archival revolution in order to destroy the traditional historical order of files and adjust it to the state’s official ideology. This dream of socialist archives points to the outstanding significance attributed to the traces of the past and its institutions. The national archives of the GDR were based on ideological plan due to the Cold War and the contentious competition against its neighbouring German state, the FRG. However, as I am able to show, the archival policy underwent a crucial change in the 1970s since the revolutionary measures faced severe practical difficulties. The revolutionary dream gave way to a programme which, less politically loaded, aimed for more efficient control and standardization of the archivist’s practice.

Friedrich Balke: Archives of power and the 'police text' in the age of democracy, pp. 57-81

"Police power", as Michel Foucault states, "must bear 'over everything'", not just the whole territory of a state, but everything that happens. The archive in the age of the modern sciences of man relies on small techniques of notation, of registration, of constituting files, of arranging facts in columns and tables and solves the problem of the entry of the individual into the field of knowledge. These 'ignoble archives' (Foucault) that make each individual a 'case' must not be confounded with the juridico-political archive of the 'archontes' who ruled over the city-state in the name of the law and whose government therefore depended on a legal deposit. The essay then discusses Walter Benjamin’s thesis that claims a 'ghostly' character of the modern police techniques of control and surveillance. Although Benjamin is right in focussing on the way modern power transforms the economy of visibility he is wrong in describing this power regime as a relict of the absolutist order, where the sovereign was not only the one who laid down the law, but also the privileged subject that could 'legitimately' break it. The usage of the infamous "lettres de cachet" in the age of the French absolutist regime demonstrates that the 'private' will of the monarch manifests itself in the name of the people who draw on him for their purposes; even the 'revolutionary' constitution of the 'general will' of the people as it is theorized by Rousseau relies heavily on a certain 'police power' that collects all the information about a population and its 'physico-political' status necessary to decide whether such a population is eligible for legislation.

Henning Trüper, Working little by little: the note taking habits of the historian François Louis Ganshof, pp. 82-104

The Belgian mediaevalist François Louis Ganshof (1895-1980) was in the habit of approaching his research topics with the help of large numbers of small slips of paper. The present examination explores his note taking practice in detail, and from 128 ÖZG 18.2007.2 different angles. The aim is to show, within the limits of a case study, how strongly material, methods, practice, and concepts were intertwined, and how different traditions and customs were interwoven in Ganshof ’s everyday work. The examination of this complex state of affairs can help broaden our perspective on how historical knowledge is produced and suggests that this production must itself be seen as the result of contingent, historical constellations.

Mario Wimmer, Various positions of Droysen’s Historik, pp. 105-125

This article examines the emergence of Johann Gustav Droysen’s famous essay "Historik". Using a combination of praxeological and discourse analytical tools this article presents a close reading of this classic text which reveals specific and crucial preconditions of the making of this oeuvre. Droysen’s "Historik" has to be situated first between the spoken lectures and the various kinds of writings and rewritings of the text. This distinction is used to describe both the speaker and writer Johann Gustav Droysen and the specific characteristics of the "Historik" as a text which has been a series of lectures before its publication. Furthermore, the "Historik" has to be embedded into the history of its reception and transmission: the genealogy of the traditional academic family provided a model for the rules of inheritance and tradition of the "Historik". The second part of the article focuses on aspects of historiographical and media techniques that are ingrained in the "Historik": first, the distinction between spectre/spirit ("Geist") and nature constituted an epistemological war between natural sciences and humanities, and second, the misery that came into the world of representation of the past triggered by the "photographic similarity" produced by the camera.

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