Zusammenbruch der alten Weltordnung, beschleunigte Globalisierung, Erweiterung der Union – all dies hat Europa tiefgreifend verändert. Seit 1990 setzt sich die am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien herausgegebene Zeitschrift Transit – Europäische Revue mit den neuen Herausforderungen für den alten Kontinent auseinander.
Die lange Teilung Europas hat Unterschiede in den Erfahrungen, Sehweisen und Werten hervorgebracht – Transit reflektiert diese Sichtweisen und gibt ihnen Raum - es ist ein intellektuelles Medium zur Selbstverständigung politisch denkender Europäer. Zu den Schwerpunktthemen, die Transit mit kritischen Essays aus Ost und West behandelt, gehören Erinnerungspolitik, gesellschaftliche Solidarität und Transformationsprozesse Europas; jedes Heft enthält thematisch korrespondierende, aktuelle Foto-Reportagen.
Transit denkt. Die Europäische Revue versteht sich als Seismograph für das, was eine gemeinsame Geschichte und Zukunft Europas sein könnte.
TRANSIT 35
Neubewertungen und Neuerzählungen europäischer Geschichte sind Thema des aktuellen Heftes. Transit 35 widmet sich mit Texten von Heidemarie Uhl, Burkhard Olschowsky, Aleksander Smolar, Dirk Rupnow, Timothy Snyder und Alexander J. Motyl der europäischen Gedächtnispolitik – den Transformationen, Überblendungen und Teilungen der Erinnerung an den Holocaust. Der zweite Schwerpunkt des Hefts gilt dem „Schlüsseljahr 1968“. Das Jahr 68 ist, wenn man so will, ein wahrhaft gesamteuropäischer lieu de mémoire, insofern es Ereignisse umschließt, die die Ost- West-Teilung unterlaufen. Zugleich illustriert »’68« die damaligen Fehlwahrnehmungen und Missverständnisse zwischen West und Ost. Außerdem enthält Transit 35 zwei Beiträge über Russland. Ivan Krastev fordert, die brüchig gewordene europäische Ordnung neu zu begründen und Russland in diesen Prozess einzubeziehen. Nachdem Martin Hala im letzten Heft untersucht hat, wie Bürger in China versuchen, sich das Internet von unten als Raum freier Meinungsäußerung anzueignen, demonstriert Henrike Schmidt, wie in Russland die neuen Technologien nicht weniger kreativ von oben zur Imagebildung des Präsidenten eingesetzt werden.
TRANSIT. Euopäische Revue 35
Europäische Gedächtnispolitik
Heidemarie Uhl: Post-Mémoire. Wozu Gesellschaften erinnern Burkhard Olschowsky: Erinnerungslandschaft mit Brüchen Aleksander Smolar: Geschichtspolitik in Polen Dirk Rupnow: Transformationen des Holocaust Timothy Snyder: Der vergessene Holocaust Alexander J. Motyl: Warum ist die KGB-Bar möglich?
Mai 1968 – Ost/West
Jacques Rupnik: Zweierlei Frühling: Paris und Prag 1968 Das Missverständnis von 1968. Interview mit Rudi Dutschke (1978) Aleksander Smolar: 1968 – Zwischen März und Mai Mykola Riabchuk: Wie ich zum Tschechen und Slowaken wurde
Russland
Ivan Krastev: Die Krise der europäischen Ordnung und Russlands neuer Konfrontationskurs mit dem Westen Henrike Schmidt: Virtual Vova und Präsident Medved. Kunst, Literatur und Politik im russischen Internet