Inhalt:
Zu den unbekannten Bekannten aus der Generation der 68er gehört Lothar Menne, einer der erfolgreichsten Bestseller-Verleger der BRD. Was der umtriebige junge Mann vor seinem Eintritt in die Verlagswelt getan hat, schildert Menne unter der Überschrift »Vom Regenwald der Guerilla in den Mediendschungel« in einem Gespräch mit Wolfgang Kraushaar.
Eine ganz andere Facette der zeitgenössischen Medienwelt thematisiert Jan Philipp Reemtsma. Sein Aufsatz »Gewaltopfer – kann man Abstinenz von der Öffentlichkeit fordern?« plädiert für eine Medienethik, die sich verbietet, Informationsinteressen der Öffentlichkeit als Vorwand dafür zu missbrauchen, erlittene Traumatisierungen durch bewusste Zurschaustellung noch einmal zu wiederholen.
In der Literaturbeilage blättert der Fotohistoriker Anton Holzer ein fast vergessenes Kapitel aus der Publikationsgeschichte des Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld auf. »Gräuel. Die Rückkehr des ›schmutzigen‹ Krieges« ist sein medienhistorischer Rückblick auf die von Hirschfeld und Andreas Caspar 1930 herausgegebene »Sittengeschichte des Weltkrieges« überschrieben. Auf neuere Publikationen zum Themenfeld »Medien und Krieg« lenkt Jan Süselbecks Sammelrezension »Vorsicht, Military Turn!« die Aufmerksamkeit.
Wie Margarete und Alexander Mitscherlich die Psychoanalyse uminterpretieren mussten, zeigt Christian Schneider in seiner Studie »Die Unfähigkeit zu trauern: Diagnose oder Parole?« Der Soziologe Ulrich Bröckling liefert mit »Enthusiasten, Ironiker, Melancholiker« eine Typologie, in der sich der zeitgenössische Umgang mit der unternehmerischen Anrufung niedergeschlagen hat.
Wie immer wird das Heft mit einem Beitrag »Aus der Protest-Chronik« abgeschlossen.