1991 traf sich in Wien am Institut für die Wissenschaften vom Menschen eine Gruppe von Historikern aus dem Westen und aus Osteuropa, um über eine europäische Geschichtsschreibung nach dem Ende der Teilung Europas nachzudenken. Daraus erwuchs das Forschungsprojekt Rethinking Post-War Europe, das von 1993 - 1998 unter der Leitung des Historikers Tony Judt am IWM verfolgt wurde. Es markiert einen Paradigmenwechsel in der Historiographie des 20. Jahrhunderts.
Tony Judt starb am 6. August 2010. Dieses Heft ist seinem Gedächtnis gewidmet. Timothy Snyders Essay würdigt Leben und Werk des britischen Historikers und dient zugleich als Einleitung zu einem Text, den die beiden gemeinsam verfasst haben. Es handelt sich um das sechste, der Begegnung mit Osteuropa gewidmete Kapitel aus Judts Erinnerungen an die Stationen seines Lebens, denen sich jeweils ein Gespräch anschließt, das persönliche Erfahrungen mit der Tiefenstruktur des 20. Jahrhunderts verknüpft.