Wenn sich der Beginn der Revolution in diesem Jahr zum einhundertsten Mal jährt, wird das für die längste Zeit des 20. Jahrhunderts identitätsstiftende Ereignis der Nationalgeschichte Mexikos vielleicht programmatisch von einem anderen Jubiläum - 200 Jahre Unabhängigkeit von Spanien - überschattet werden. In Mexiko folgte nach einer Ära der Dominanz einer Partei, die sich in ihrer Selbstdarstellung als Erbin der Revolution von 1910 gerierte, ein politischer Wechsel, der auch mit einer Wendung in der Erinnerungskultur an das Epochenereignis verbunden war. So wird wieder einmal deutlich, wie die Erinnerung an historische Ereignisse von den Konjunkturen der Politik und der gesellschaftlichen Strömungen abhängig ist, die diese zu lenken hofft und oft nur mühsam zu reiten vermag.
Eine Gelegenheit also, die dazu einlädt, nach 100 Jahren nicht auf die Revolution als Ereignis, sondern auf ihre Rezeption zurückzublicken. Daher versammelt das vorliegende Heft vier Beiträge zu verschiedenen,Medien' und den Wandel der Diskurse, die darin über das historische Ereignis geführt wurden: Geschichtswissenschaft, bildende Kunst, Literatur und Film haben in diesem Jahrhundert - fast alle zeitgleich mit den Ereignissen beginnend und bis in die Gegenwart oder jüngste Vergangenheit andauernd - ihre Version der Revolution aufs Papier, die Leinwand und die Mauern teils staatstragender' Baulichkeiten gebracht.
Inhalt
Die Mexikanische Revolution in Daten und Gesichtern
David Mayer Ein Prozess, tausend Deutungen? Die Mexikanische Revolution im Spiegel ihrer Interpretationen
Alicia Azuela de la Cueva Der mexikanische Muralismus und die Fotografie als Zeugen der Mexikanischen Revolution
Susanne Klengel Die Revolution erzählen Literarische Repräsentationen der mexikanischen Revolution
Bernd Hausberger Die Mexikanische Revolution als filmische Realität
Fachdidaktik
Christoph Kühberger Historisches und politisches Denken – Von Gleichem und Domänenspezifischem
Irmgard Plattner Andreas Arafat und Che Hofer Der Tiroler Held in der Bildmontage