Die Menschen Europas haben sich im Laufe der Geschichte einmal der einen, einmal der anderen Sprache bedient, um in der heterogenen Sprachenlandschaft des Alten Kontinents Verständigung und Austausch zu ermöglichen. Während der langen Jahrhunderte zwischen der Spätzeit des römischen Reiches und dem Humanismus der Frühen Neuzeit erfüllte Latein diese Rolle als Verkehrs-, Gelehrten- und Kirchensprache. Danach wechselten sich – fast im Takt der Jahrhunderte und mit den Konjunkturen der Weltreiche – Spanisch, Französisch und Englisch in dieser Rolle ab.
Am Beginn des 21. Jahrhunderts stellt sich die Frage nach einer gemeinsamen Sprache für den zusammenwachsenden Kontinent mit neuer Dringlichkeit und unter anderen Voraussetzungen. In einer zeitgemäßen Europasprache drückt sich nicht mehr politische Dominanz aus sondern der Wille der Völker zur Verständigung. Nicht von ungefähr vertritt die Europäische Union daher explizit eine Politik der Vielsprachigkeit.
Fachleute aus Geschichte, Romanistik und Anglistik verfolgen in dieser Nummer die Geschichte der Europasprachen des letzten Jahrtausends bis zur aktuellen Sprachenpolitik der EU.
Inhalt
Michael Mitterauer EST EUROPA NUNC UNITA Latein als Europasprache
Peter Cichon Spanisch als Europasprache
Georg Kremnitz Das „französische“ Europa
Barbara Seidlhofer/Herbert Schendl In aller Munde Englisch als europäische Verkehrssprache
Rosita Rindler-Schjerve Aktuelle Tendenzen in der europäischen Sprachenpolitik
Fachdidaktischer Impuls