Hg. von Karin Gottschalk und Margareth Lanzinger
Aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive stellt die Mitgift eine ambivalente Institution dar. Sie beruhte auf Vorstellungen der Schutzbedürftigkeit von Frauen und auf deren eingeschränkter Geschäftsfähigkeit. Rechtstexte definierten die Mitgift (dos) von der Antike bis ins 19. Jahrhundert als Beitrag der Frauen zu den „Lasten der Ehe“ – und sahen Ehefrauen damit primär als Konsumentinnen. Doch konnte die Mitgift zugleich den Charakter eines Kredits gegenüber dem Ehemann und dessen Familie haben und die Position von Frauen damit stärken. Aufgrund der frühneuzeitlichen Rechtspluralität variierten Praxis und Formen der Mitgift beträchtlich. Strukturmerkmale sind ihre ökonomische Bedeutung, ihre Auswirkungen auf die Geschlechterverhältnisse und sozialen Beziehungen.
----------- INHALT----------- Editorial, 7–14
In memoriam Edith Saurer (1942–2011) Regina Schulte Fantasie und Arbeit – auf den Spuren einer historischen Spurensucherin
Beiträge
Anna Bellavitis Die Mitgift in Venedig zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit, 23–37
Birgit E. Klein Jüdisches Ehegüter- und Erbrecht in der Vormoderne. Der Funktionswandel der ketubba und seine Folgen, 39–54
Angiolina Arru Die nicht bezahlte Mitgift. Ambivalenzen und Vorteile des Dotalsystems im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, 55–69
Extra
Isabel Hernández From Spain to the Americas, from the Convent to the Front: Catalina de Erauso’s Shifting Identities, 71–84
Forum
Gabriele Jancke und Daniel Schläppi Ökonomie sozialer Beziehungen. Wie Gruppen in frühneuzeitlichen Gesellschaften Ressourcen bewirtschafteten, 85–97
Claudia Kreuzsaler „Du hast veranlasst, dass mein Herz zufrieden ist“. Heiratsverträge auf Papyrus aus dem ptolemäischen Ägypten, 99–107
Michaela Hohkamp Schwestern, Schwäger, Schwiegersöhne und Töchter oder ein gemeinsam „bewohntes Bett“: Heiratsabreden im Ancien Régime, 109–117
Sonja Niederacher Zum Geschlechterverhältnis der HauseigentümerInnen im Wien der Zwischenkriegszeit, 119-127
Kirsten Rüther Lobola, bohali, roora. Brautgabe in afrikanischen Gesellschaften, 129–138
Aktuelles und Kommentare
Ute Gerhard Paradoxe Folgen der Emanzipation? Das neue Unterhaltsrecht des bundesdeutschen Familienrechts, 139–145
Karin Hausen Aus Gesprächen über Proika (Mitgift/Aussteuer), Bindungen zwischen Müttern und Töchtern, Warenmarkt und Moden, 147–150
Rezensionen zum Themenschwerpunkt
Aglaia Kasdagli Jutta Gisela Sperling and Shona Kelly Wray eds., Across the Religious Divide. Women, Property, and Law in the Wider Mediterranean (ca. 1300–1800), 151–153
Martha C. Howell Anna Bellavitis, Famille, genre, transmission à Venice au XVIe siècle, 153–156
Ellinor Forster Maria Ågren, Domestic Secrets. Women and Property in Sweden, 1600–1857, 156–159
Susanne Lepsius Nicole Grochowina, Das Eigentum der Frauen. Konflikte vor dem Jenaer Schöppenstuhl im ausgehenden 18. Jahrhundert, 159–164
Ellinor Forster Jens Lehmann, Die Ehefrau und ihr Vermögen. Reformforderungen der bürgerlichen Frauenbewegung zum Ehegüterrecht um 1900, 164–166
Anke Hufschmidt Margareth Lanzinger, Gunda Barth-Scalmani, Ellinor Forster u. Gertrude Langer-Ostrawsky, Aushandeln von Ehe. Heiratsverträge der Neuzeit im europäischen Vergleich, 166–169
Ida Fazio Margarida Durães, Antoinette Fauve-Chamoux, Llorenç Ferrer u. Jan Kok Hg., The Transmission of Well-Being. Gendered Marriage Strategies and Inheritance Systems in Europe (17th– 20th Centuries), 169–173
Margareth Lanzinger Daniel Kaiser, Die elterliche Eheeinwilligung. Rechtsgeschichte der familialen Heiratskontrolle in Mitteleuropa, 173–175
Weitere Rezensionen
Sylvelyn Hähner-Rombach Sibylle Brändli, Barbara Lüthi u. Gregor Spuhler Hg., Zum Fall machen, zum Fall werden. Wissensproduktion und Patientenerfahrung in Medizin und Psychiatrie des 19. und 20. Jahrhunderts, 177–180
Susanne Michl Michael Roper, The Secret Battle. Emotional Survival in the Great War 2009, 181–184
Simone Marti Helene Mühlestein, Hausfrau, Mutter, Gattin. Geschlechterkonstituierung in Schweizer Ratgeberliteratur 1945–1970, 184–187
Abstracts, 189–190
Anschriften der AutorInnen, 191–192