Historische Anthropologie 19 (2011), 3

Titel der Ausgabe 
Historische Anthropologie 19 (2011), 3
Weiterer Titel 
Persönlichkeit / Individualität

Erschienen
Köln; Weimar; Wien 2011: Böhlau Verlag
Erscheint 
dreimal jährlich
ISBN
978-3-412-20838-7
Anzahl Seiten
164 S.
Preis
24,90 €

 

Kontakt

Institution
Historische Anthropologie. Kultur. Gesellschaft. Alltag
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: Mario Keller Universität Wien Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Universitätsring 1 A-1010 Wien Österreich E-Mail: historischeanthropologie@boehlau-verlag.com Manuskriptangebote Manuskripte senden Sie bitte als doc.-Datei per Email an historischeanthropologie@boehlau-verlag.com Bitte beachten Sie unsere Richtlinien für die Abfassung von Manuskripten. Verantwortlich für die Lektüren: Margareth Lanzinger und Joseph Morsel Prof. Dr. Margareth Lanzinger Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Universität Wien A-1010 Wien Tel.: +43 (0)1 4277-41369 E-Mail: margareth.lanzinger@univie.ac.at Prof. Dr. Joseph Morsel UMR 8589 – LAMOP – Laboratoire de médiévistique occidentale de Paris 1, rue Victor Cousin F-75005 Paris E-Mail: Joseph.Morsel@univ-paris1.fr
Von
Rehorst, Sabine

Aus dem Editorial des Heftes 3/2011, herausgegeben von Jakob Tanner und Michael Wildt:

Charlie Chaplins Stummfilm „Modern Times“ aus dem Jahre 1936 beginnt mit dem Schriftzug „A story of industry, of individual enterprise – humanity crusading in the pursuit of happiness“. Eine riesige Uhr zeigt an, dass dieser Kreuzzug für das Glück ein rigides Zeitregime voraussetzt und zugleich in ein solches hineinführt. Das „individuelle Unternehmen“ ist semantisch gebrochen – es stellt einen Witz auf die Verhältnisse dar, und gleichzeitig inszeniert Chaplin die unternehmerische Störung des gesellschaftlichen Riesenbetriebs als Slapstick […]. Mit Michel Foucaults interpretativer Analytik von Selbsttechnologien und Subjektivierungsweisen erhält die Vorstellung von Menschen als „Unternehmer ihrer selbst“ am Ende des langen Wirtschaftsaufschwungs der Nachkriegszeit eine tiefe theoretische Ernsthaftigkeit. Foucault macht einsichtig, wie sich gesellschaftliche Zwänge mit persönlicher Freiheit verschränken. Gleichzeitig verweist er darauf, dass es einen Überschuss an Selbstrealisation gibt oder geben kann, der sich sozialen Prägeformen entzieht, der nicht in fabrizierten Modellen der Lebensführung aufgeht, und der sich als „Widerstand“ oder „Nichtregierbarkeit“ von Individuen äußert.

Gegen Versuche eine Ästhetisierung und damit auch Exotisierung der „Technologien des Selbst“ haben sich auch in den Debatten um die Historische Anthropologie Ansätze behauptet, welche die Konzept der „Persönlichkeit“ und der „Individualität“ auf ihre Wissensvoraussetzungen und Machtwirkungen hin untersuchen. Dieser Zugang fügt sich nicht mehr in die Gegenüberstellung von „Norm“ und „Abweichung“ ein; in selbstunternehmerischen Normalisierungsprozessen sind vielmehr überraschende Veränderungsmomente angelegt, die das große Narrativ der Normalisierung durchbrechen, ohne sich in eine Gegenerzählung widerständigen Eigensinns einzufügen. Wenn solche Sinnzuschreibungen nicht mehr funktionieren, sind neue Analysen, ist ein neuer Blick auf bekannte und bisher übersehene soziale Phänomene gefragt. Das vorliegende Heft […] legt solche Analysen vor.

Inhaltsverzeichnis

INHATSVERZEICHNIS

Jan Peters (1932–2011). Zur Erinnerung

Aufsätze

Andreas Kaminski
Prüfungen um 1900. Zur Genese einer Subjektivierungsform (331–353)

Daniela Saxer
Persönlichkeiten auf dem Prüfstand. Die Produktion von Arbeitssubjekten in der frühen Berufsberatung (354–371)

Thomas Etzemüller
„Freizeit soll harmonische Menschen schaffen“. „Ambivalente Moderne“ und social engineering in der Demokratie – die Ausstellung „Fritiden“ in Ystad 1936 (372–390)

Marietta Meier
Stufen des Selbst. Persönlichkeitskonzepte in der Psychiatrie des 20. Jahrhunderts (391–410)

Dagmar Reese
Audienz beim Führer. BDM-Reichsreferentin Jutta Rüdiger, das BDM-Werk „Glaube und Schönheit“ und die Einführung der neuen Führerinnendienstkleidung 1938 (411–432)

Debatte

Brigitta Bernet und David Gugerli
Sputniks Resonanzen. Der Aufstieg der Humankapitaltheorie im Kalten Krieg – eine Argumentationsskizze (433–446)

Forum

Sandra Starke
Fenster und Spiegel. Private Fotografie zwischen Norm und Individualität (447–474)

Lektüren

Daniel Lord Smail
On Deep History and the Brain
Marianne Sommer (Luzern) (475–477)

Alexander Nagel und Christopher Wood
Anachronic Renaissance
Valentin Groebner (Luzern) (477–478)

Jan Palmowski
Inventing a Socialist Nation. Heimat and the Politics of Everyday Life
in the GDR, 1945–1990
Andreas Ludwig (Berlin/Eisenhüttenstadt) (478–480)

Susann Baller
Spielfelder der Stadt. Fußball und Jugendpolitik im Senegal seit 1950
Daniel Künzler (Fribourg) (480–482)

Abstracts (483–485)

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