Inhalt
Im Fokus: Bessere Perspektiven für junge Sozialwissenschaftler schaffen
von Jasmina Opardija, Programm-Managerin des „Regional Research Promotion Programme in the Western Balkans“ (RRPP), Universität Freiburg Schweiz.
Hans Lempert: Das Verhältnis von Religion und Nation in Albanien
In Albanien wird gerne auf das friedliche Zusammenleben der Religionsgemeinschaften (Islam, Orthodoxie, Katholizismus) hingewiesen. Der Autor macht in seinem Beitrag deutlich, dass Debatten um die Rolle der Religionsgemeinschaften einen wichtigen Teil des Nationsbildungsprozesses darstellten. Auch in der postkommunistischen Zeit gab es mehrere Auseinandersetzungen um das Verhältnis von religiöser Zugehörigkeit und nationalem Selbstverständnis.
Eglantina Gjermeni: Menschenhandel in Albanien
Die massive Zunahme des Handels mit Mädchen und Frauen in den 1990er Jahren ist eine negative Folge des Systemwechsels in Ost- und Südosteuropa. Seit einem Jahrzehnt bemüht sich die albanische Regierung in Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen vermehrt um die Bekämpfung des Menschenhandels. Die erfolgreichste Prävention ist laut der Autorin der Zugang von Frauen und marginalisierten Bevölkerungsgruppen zu Bildung und die Förderung ihrer eigenständigen ökonomischen Handlungskompetenz.
Nada Boškovska: Makedonien im 20. Jahrhundert
Die heutige Republik Makedonien ist ein Teil des geographischen Gebiets Makedonien, das während Jahrhunderten zum Osmanischen Reich gehörte. In seiner bewegten Geschichte im 20. Jahrhundert hat das Land als Teil des Königreichs bzw. als Republik des sozialistischen Jugoslawien einen klassischen Nationsbildungsprozess durchlaufen. Die gegenwärtigen Streitigkeiten mit Griechenland um den Staatsnamen haben zu einer Verschärfung der außen- und innenpolitischen Probleme geführt.
Nenad Markovikj u.a.: Die Rolle der EU beim Konfliktmanagement in Makedonien
Mit dem Rahmenabkommen von Ohrid konnte im Jahr 2001 der gewalttätige Konflikt zwischen einer albanischen Guerilla und makedonischen Sicherheitskräften beigelegt werden. Die entscheidende Rolle bei der Konfliktlösung spielte gemäß der vorliegenden Studie die USA, während die EU in der Folge maßgeblich zur politischen Stabilisierung im Land beigetragen hat. Das Rahmenabkommen, das vor allem der Integration der albanischen Minderheit dient, genießt heute immer stärker auch den Rückhalt der ethnisch makedonischen Bevölkerung.
Ljupco S. Risteski: Die Torbeschen in Makedonien
Als „Torbeschen“ werden die makedonisch-sprachigen Muslime in Makedonien bezeichnet, die vor allem im Westen des Landes beheimatet sind. Der Begriff „Torbeschen“ ist allerdings nicht unumstritten, da andere Eigen- und Fremdbezeichnungen mit ihm konkurrieren. In jüngster Zeit setzt sich die „Partei für eine Europäische Zukunft“ für eine Anerkennung der makedonisch-sprachigen, muslimischen Bevölkerungsgruppe als eigene ethnische Gruppe in der Verfassung ein.
Hristina Cipusheva: Arbeitsmigration aus Makedonien und Albanien
Albanien und Makedonien leiden seit zwei Jahrzehnten unter einer massiven Auswanderung gut ausgebildeter Arbeitskräfte. Obwohl diese durch Heimatüberweisungen das Bruttoinlandprodukt wesentlich aufbessern, fehlt ihr Innovationspotential beim Transformationsprozess zu einem demokratischen Rechtsstaat und einer produktiven Marktwirtschaft. Die Erforschung der Einflussfaktoren der Arbeitsmigration soll Möglichkeiten aufzeigen, wie die Heimatländer Rückkehranreize schaffen können, um vom geistigen Kapital zu profitieren, das die Migranten im Ausland erworben haben.
Buchanzeigen:
Sabrina P. Ramet: Die drei Jugoslawien, München 2011.
Oliver Jens Schmitt (Hg.): Religion und Kultur im albanischsprachigen Südosteuropa, Frankfurt/M 2010.
Karl Kaser: Balkan und Naher Osten, Wien 2011.