Bis ins späte 19. Jahrhundert wurden den Überbringern von Briefen zusätzlich mündliche Instruktionen anvertraut. So konnten sie dazu beitragen, private Kontrollmechanismen wie öffentliche Zensurvorschriften zu umgehen. In diesem Heft wird nun die informelle Nachrichten- und Wissenszirkulation in der Frühen Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Differenzen untersucht. Die Beiträger/innen fragen nach der Bedeutung, der Rolle und dem Geschlecht von Vermittlern oder „Go-betweens“. Dazu gehören Überlegungen, ob und wie sich diese entlang etablierter Geschlechtergrenzen bewegten bzw. darüber hinwegsetzten. Auch wird herausgearbeitet, wie Nachrichten, Wissen und Gerüchte zirkulierten, mit Hilfe unterschiedlicher Medien übermittelt und zuweilen grundlegend verändert wurden.
INHALTSVERZEICHNIS
Aufsätze
Editorial (1–3)
Pernille Arenfeldt Wissensproduktion und Wissensverbreitung im 16. Jahrhundert. Fürstinnen als Mittlerinnen von Wissenstraditionen (4–29)
Xenia von Tippelskirch „… où mon nom n’était pas“. Zur Zirkulation von anonymen mystischen Texten um 1700 (30–44)
Stephanie Marra „Herrschaftswissen“ im Konflikt. Loyalitätsbeziehungen von Dienstpersonal und Wissenstransfer im Grafenhaus Bentheim-Tecklenburg (1669–1685) (45–57)
Sebastian Kühn Die Gräfin, die Gouvernante und der König. Perspektiven auf Dienstleute als Boten in einem aristokratischen Haushalt des 18. Jahrhunderts (58–75)
Regina Schulte Gerede und Arbeit im Dorf (76–89)
Debatte
Mario Wimmer Der Geschmack des Archivs und der historische Sinn (90–107)
Forum
Jan-Friedrich Missfelder Akustische Reformation: Lübeck 1529 (108–121)
Pauline Schmitt Pantel Politische Identität und Lebensstil. Plutarchs Sicht auf die politische Elite im Athen des 5. Jahrhunderts v. Chr. (122–137)
Lektüren
Anne Kwaschik/Mario Wimmer (Hg.) Von der Arbeit des Historikers. Ein Wörterbuch zu Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft Alexandra Przyrembel (Göttingen) (138–140)
Felix Brahm Wissenschaft und Dekolonisation. Paradigmenwechsel und institutioneller Wandel in der akademischen Beschäftigung mit Afrika in Deutschland und Frankreich, 1930–1970 Winfried Speitkamp (Kassel) (141–142)
Sabine Ritter Facetten der Sarah Baartman. Repräsentationen und Rekonstruktionen der „Hottentottenvenus“ Susann Lewerenz (Berlin) (143–144)
Karl Heinz Metz Geschichte der Gewalt. Krieg – Revolution – Terror Ulrike Schaper (Berlin) (145–146)
Bruno Latour The Making of Law. An Ethnography of the Conseil D’Etat Ruben Marc Hackler (Zürich) (147–150)
Abstracts (151–154)