Das vorliegende Heft eröffnet erneut eine geschichtsdidaktische Diskussion, in der es um die verstärkte Berücksichtigung der Lernenden als primäre Subjekte in fachspezifischen Aneignungsprozessen geht. Die theoretischen und empirischen Forschungsstränge der Geschichtsdidaktik besitzen in diesem Bereich durchaus Traditionen, an welche die neuen Fragestellungen anschließen, die u.a. im Umfeld der domänenspezifischen Kompetenzorientierung generiert wurden. Dazu gehören insbesondere die konstruktivistische Geschichtsdidaktik, Individualisierung und Differenzierung sowie die Neue Kulturgeschichte.
Dazu sind neben der Einbettung des Diskurses in die Theoriedebatte der Geschichtsdidaktik, wie sie Heinrich Ammerer rund um die Erforschung des Geschichtsbewusstseins vornimmt, vor allem auch allgemeine Rahmenbedingungen eines modernen historischen Lernens zu klären, wie dies Jörg van Norden versucht.
Die anderen Beiträge dringen bereits in speziellere Ebenen des historischen Lernens vor. So versuchen Thomas Hellmuth und Hanna Jurjevec, die Vorbehalte gegenüber dem Ansatz des Konstruktivismus zu entkräften. Dabei knüpfen sie an den Beitrag von van Norden an und verknüpfen Instruktion und Konstruktion miteinander.
Katharina Kalcsics betrachtet Lernen als Weiterentwicklung von subjektiven Konzepten. Sie schlägt Methoden vor, mit denen subjektive Konzepte eruiert und durch Erkenntnisse aus der Fachwissenschaft erweitert werden können. Zudem berücksichtigt sie die Erhebung von Postkonzepten, d.h. eine Evaluierung des konzeptuellen Lernens.
Sabine Hofmann fokussiert am Beispiel des Zeitverständnisses den Übergang von der Grundschule zur Sekundarstufe I anhand erster Erkenntnisse einer empirischen Studie.
Christoph Kühberger stellt einen Reflexionsrahmen für die Aus-/ Fort- und Weiterbildung von LehrerInnen vor, in dem das „Schreiben von Geschichte“ durch die Lernenden in den Mittelpunkt gestellt wird.
Inhalt
Thomas Hellmuth/Christoph Kühberger Editorial, S 2
Heinrich Ammerer Geschichtsbewussstsein als grundlegende Kategorie der Geschichtsdidaktik, S 3–8
Jörg van Norden Der narrative Konstruktivismus als Paradigmenwechsel, S 9–14
Thomas Hellmuth/Hanna Jurjevec Instruktion und Konstruktion. Überlegungen zu einer konstruktivistischen Geschichtsdidaktik, S 15–19
Katharina Kalcsics Subjektive Konzepte und ihre Rolle im Unterricht, S 20–27
Sabine Hofmann Kind und Zeit. Überlegungen zur Entwicklung des Zeitkonzepts, S 28–30
Fachdidaktik: Christoph Kühberger Geschichte schreiben - Ansätze einer subjektorientierten Geschichtsdidaktik, S 31–40