Dieses Heft setzt sich – in kritischer Ausrichtung – mit dem kulturellen Konzept der romantischen Liebe auseinander, das in der europäischen Moderne seit der Aufklärung zu einer hegemonialen Leitidee wurde. In verschiedenen zeitgenössischen Spielarten ist es bis heute, d.h. über die Postmoderne hinaus, wirkmächtig geblieben – ungeachtet der vielen Brechungen und Widersprüche, die ein Blick auf Formen und Praxen gelebter Liebe vom 19. bis ins 21. Jahrhundert rasch deutlich macht. An Fallbeispielen wird aufgezeigt, ob beziehungsweise wie dieses Konzept angeeignet, weiterentwickelt und in hetero- sowie homosexuelle Paarbeziehungen umgesetzt wurde. Außerdem wird nach Dimensionen und Grenzen einer globalen Bedeutung und Verbreitung dieses Liebesleitbildes gefragt.
INHALT
Ingrid Bauer und Christa Hämmerle Editorial, 5–14
Beiträge
Benno Gammerl Queer Romance? Romantische Liebe in den biographischen Erzählungen von westdeutschen Lesben und Schwulen, 15–34
Claire Langhamer Everyday Advice on Everyday Love: Romantic Expertise in Mid-twentieth Century Britain, 35–52
Barbara Asen Vom „Götterfunken der Liebe“ bis zu „des Papstes heil’gem Segen“. Romantische Liebesrhetorik und katholischer Kontext in Paarkorrespondenzen aus Österreich, 53–72
Extra
Ute Gerhard Feministische Perspektiven in der Soziologie. Verschüttete Traditionen und kritische Interventionen, 73–91
Forum
Heike I. Schmidt Keine romantische Liebe in Afrika? Männer, Mission, Monogamie, 93–102
Claudia Olk Romantische Liebe in globaler Perspektive? William M. Reddys „The Making of Romantic Love. Longing and Sexuality in Europe, South Asia, and Japan, 900–1200 CE“ (2012), 103–108
Im Gespräch
Ingrid Bauer und Christa Hämmerle mit Ute Frevert „Gefühle als geschichtsmächtige Kategorie“, 109–117
Aus den Archiven
Levke Harders Archive der Wissenschaften: Die Amerikanistin Miriam M. Heffernan. Eine Personalakte gibt Auskunft, 119–123
Aktuelles und Kommentare
Rolf Pohl Die feindselige Sprache des Ressentiments. Über Antifeminismus und Weiblichkeitsabwehr in männerrechtlichen Diskursen, 125–136
Gabriella Hauch „Es gibt keinen Abschied…“. Gerda Lerner (1920–2013) zum Gedenken, 137–139
REZENSIONEN zum Themenschwerpunkt
Brigitte Semanek Simon May, Love. A History, 141–144
Nina Verheyen Luisa Passerini, Liliana Ellena u. Alexander C. T. Geppert Hg., New Dangerous Liaisons. Discourses on Europe and Love in the Twentieth Century, 144–147
Ines Rebhan-Glück Eva Illouz, Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung, 148–151
Weitere REZENSIONEN
Eve Rosenhaft Karin Hausen, Geschlechtergeschichte als Gesellschaftsgeschichte, 153–156
Margareth Lanzinger Angela Groppi, Il welfare prima del welfare. Assistenza alla vecchiaia e solidarietà tra generazioni a Roma in età moderna, 156–158
Christiane Eifert Andrea Bergler, Von Armenpflegern und Fürsorgeschwestern. Kommunale Wohlfahrtspflege und Geschlechterpolitik in Berlin und Charlottenburg 1890 bis 1914, 159–161
Claudius Torp Monica Neve, Sold! Advertising and the Bourgeois Female Consumer in Munich, 1900–1914, 161–164
Susanne Moser Barbara Holland-Cunz, Gefährdete Freiheit. Über Hannah Arendt und Simone de Beauvoir, 164–167
Abstracts, 169–171
Anschriften der AutorInnen, 173–174