Das „Historische Jahrbuch“ steht in einer langen Tradition; es ist aufs engste mit der Sektion für Geschichte der Görres-Gesellschaft verbunden. Als eine der wenigen allgemeinhistorischen Zeitschriften im deutschen Sprachraum hebt es sich von der Vielzahl der geschichtswissenschaftlichen Spezialzeitschriften ab. Die Zeitschrift wurde unter den spezifischen Voraussetzungen des Kulturkampfes, in Frontstellung zur liberalen Historiographie im ausgehenden 19. Jahrhundert gegründet, um die Katholizität zu verteidigen. Unter den gewandelten Voraussetzungen der Gegenwart sollen die traditionellen Schwerpunkte unserer Zeitschrift – die politische Geschichte, die Geschichte des Christentums von der Spätantike bis zur jüngsten Vergangenheit, die Religions- und Kirchengeschichte sowie die kritische Begleitung der Methodendiskussion in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Theologie und Kirchengeschichte – weiterhin gepflegt werden. Von hier aus fällt der Blick auf Fragen, die mit den Formen des Religiösen jenseits des Christentums und mit der Rolle der Religion als gesellschaftlicher Gestaltungskraft verknüpft sind. Über den deutschsprachigen Raum hinaus bezieht das „Historische Jahrbuch“ eine ge¬samteuropäische Perspektive und berücksichtigt Aspekte der globalen Verflechtung Europas. Dabei stehen übergreifende Fragestellungen, wissenschaftliche Kontroversen und die Diskussion von Grundfragen im Mittelpunkt. Den Dank an die Leser des „Historischen Jahrbuchs“ verbinden dessen Herausgeber mit der Einladung, die Möglichkeiten, die vor allem unsere Rubrik „Debatte und Kritik“ bietet, zu nutzen und sich daran lebhaft zu beteiligen. Freiburg, Potsdam, Bochum, Mainz, München, Marburg, Tübingen im Januar 2014 Karl-Heinz Braun, Thomas Brechenmacher, Wilhelm Damberg, Fanz J. Felten, Christoph Kampmann, Hans-Michael Körner, Anton Schindling
HJB 134 (2014)
Editorial
Vorträge in der Sektion für Geschichte und der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum bei der Generalversammlung der Görres-Gesellschaft 2013 in Tübingen
Rahmenthema:Heiliger Krieg – Religionskrieg. Sakralisierungen des Krieges in der Geschichte
Christoph Kampmann Sakralisierungen des Krieges in der Geschichte. Einführende Bemerkungen
Andreas Holzem “…daß sie der Christlichen vnnd Brüderlichen Lieb gegeneinander vergessen”. Der Religionskrieg in der Frühen Neuzeit
Albrecht Fuess Von der Belagerung von Wien (1529) zum anti-imperialistischen Kampf. Wandelnde Jihad-Konzepte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert
Hans-Christof Kraus Heiliger Befreiungskampf? Sakralisierende Kriegsdeutungen 1813–1815
Carsten Kretschmann Burgfrieden und Union sacrée. Sakralisierungsstrategien im Ersten Weltkrieg
Stefan Warthmann „Irrtum in Liebe ist besser als Wahrheit in Haß“ (J.S. Drey). Zur Frage der konfessionellen Gegensätze aus der Sicht der Katholischen Tübinger Schule
Beiträge
Jörg Rogge Zwischen inszenierter Trauer und persönlichem Gedenken. Der öffentliche Abschied vom toten Herrscher im spätmittelalterlichen England
Juhan Kreem Das Augsburger Interim in Livland. Evangelische und Altgläubige in den baltischen Landen in der Mitte des 16. Jh.
Richard J. Ninness Im konfessionellen Niemandsland. Neue Forschungsansätze zur Geschichte der Reichsritterschaft zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg. Das Vermächtnis von Volker Press
Wouter Troost / Helmut Gabel Ratspensionär Johan de Witt, Kaiser Leopold I. und die französische Herausforderung. Der mühsame Weg zur kaiserlich-niederländischen Allianz von 1672
France M. Dolinar Josephinismus oder Reformkatholizismus in Innerösterreich. Die kirchlichen Reformen des Laibacher Fürstbischofs Karl Johann Graf von Herberstein
Bernward Schmidt Die Praxis des Zensierens. Zur Bedeutung von Proposition und Qualifikation im römischen Buchzensurverfahren der Frühen Neuzeit
Florian Siegl Grundzüge der Kolonisation im südlichsten Verbreitungsgebiet der Saamen des schwedischen Königreichs nach 1650
Winfried Becker Der Metzer Katholikentag 1913. Transnationale Konfessionskultur, Identität und Modernisierung am Vorabend des Ersten Weltkrieges
Jasper M. Trautsch Der amerikanische Nationalismus und die These vom Exzeptionalismus. Überlegungen zu den historischen Grundlagen der amerikanischen Nation
André Postert Das Ende der konservativen Ambitionen. Franz von Papen und die Vizekanzlei im Sommer 1934
Vaclav Horcicka / Jan Zupanic Kollaboration oder Neutralität? Die Familie Liechtenstein in den tschechischen Ländern während des Zweiten Weltkriegs
Debatte und Kritik
Andreas Sohn 850 Jahre Notre-Dame de Paris. Anmerkungen zu Neuerscheinungen und zum Memorialdiskurs in Frankreich