Religion und Gesellschaft in Ost und West (2015), 3

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West (2015), 3
Weiterer Titel 
Jan Hus

Erschienen
Zürich 2015: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
32 S.
Preis
Einzelheft zu CHF 10.- / € 8.- (zzgl. Versandkosten)

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Zwahlen, Regula

Jan Hus konnte seine Ideen zu einer Kirchenreform auf dem Konzil am Bodensee, das sich selbst als Reformkonzil verstand, nicht zur Diskussion stellen, sondern wurde stattdessen in einem Ketzerprozess 1415 zum Tode verurteilt. Wie kam es zu dieser verhängnisvollen Konstellation auf dem Konstanzer Konzil? Und wer war eigentlich der Magister, an dessen Auftreten und Lehren sich die Auseinandersetzungen entzündeten? Anlässlich seiner Hinrichtung vor 600 Jahren nehmen wir im aktuellen Heft Jan Hus, die hussitische Bewegung und das Gedenken an den böhmischen Reformer in den Blick.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Thomas Krzenck: Jan Hus – Theologe, Kirchenreformer, Märtyrer

Aus bescheidenen Verhältnissen stammend legte Jan Hus eine theologische Karriere hin und avancierte zu einem der charismatischsten Prediger in Prag. Durch seine öffentliche Kritik an kirchlichen Missständen und seine Bezugnahme auf den englischen Kirchenreformer John Wyclif geriet Hus in Konflikt mit der kirchlichen Hierarchie. Im Zuge eines Ketzerprozesses wurde Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.

Thomas A. Fudge: Die hussitische Bewegung im spätmittelalterlichen Böhmen

Die hussitische Bewegung versetzte die spätmittelalterliche Welt mit ihren religiösen und sozialen Forderungen in Aufruhr. Zentrale Anliegen der Bewegung, bei der auch Frauen eine aktive Rolle spielten, waren der Laienkelch und eine moralische Erneuerung der Kirche. In fünf Kreuzzügen versuchten der Papst und der römisch-deutsche König den Hussiten Herr zu werden. Die Hussitenkriege führten zu enormen Verwüstungen in den böhmischen Ländern.

Barbara Hallensleben: Wie durch Feuer – Jan Hus und die Aufgabe der Kirchenreform

Angesichts des Großen Abendländischen Schismas und der zunehmenden Verweltlichung des kirchlichen Verwaltungssystems war die Aufgabe der Kirchenreform eines der zentralen Anliegen der Zeit des Jan Hus. In den Mittelpunkt trat dabei die Frage „Wo ist die wahre Kirche?“. Für Jan Hus war es unsichtbare Versammlung der Prädestinierten, die er der hierarchisch verfassten Kirche gegenüberstellte, und die ihm als Grundlage seiner Kritik an den kirchlichen Missständen diente.

Erich Bryner: „Wir sind alle Hussiten“ – Jan Hus und die Reformation

Die Reformatoren haben sich in vielfacher Weise auf Jan Hus und dessen Hinrichtung auf dem Konstanzer Konzil bezogen. Luther, Zwingli und Bullinger beriefen sich bei Lehrauseinandersetzungen während der frühen Reformation immer wieder auf Jan Hus. Luther bekannte: „Wir sind alle Hussiten ohne es zu wissen“. Mit Verweis auf die Verurteilung von Jan Hus zweifelte Zwingli den Wert der Konzile an. Die Forderung von Hus nach dem Abendmahl unter beiderlei Gestalt nahmen die Reformatoren auf.

Jan-Andrea Bernhard: Die Beziehungen zwischen den Böhmischen Brüdern und Zürich

Die Böhmischen Brüder setzten sich den 1520er Jahren intensiv mit den Schriften der Reformatoren auseinander. Neben den Kontakten nach Wittenberg war auch die Zürcher Reformation in Böhmen und Mähren bestens bekannt. Die Schriften Zwinglis und Bullingers waren weithin verbreitet. Die Confessio Bohemica war der Versuch eines vermittelnden Bekenntnisses im Sinne eines Vergleichs zwischen Lutheranern, Reformierten und Böhmischen Brüdern.

Jaroslav Šebek: Transformationen der tschechischen Erinnerungskultur an Jan Hus

Mit dem Aufkommen der tschechischen Nationalbewegung im 19. Jahrhundert wurde Jan Hus vor allem als Vorkämpfer eines unabhängigen tschechischen Staates gedacht. Auch für die in der Zwischenkriegszeit neu entstandene Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder und der Tschechoslowakischen Kirche spielte die Berufung auf Hus eine zentrale Rolle. Das sozialistische Regime porträtierte die Hussiten dagegen als Klassenkämpfer. In den letzten Jahrzehnten gibt es jedoch Bemühungen um eine objektivere Wahrnehmung von Jan Hus.

Gerhard Frey-Reininghaus: Gedenken der evangelischen Kirchen im heutigen Tschechien an Jan Hus

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder und die Tschechoslowakische Hussitische Kirche gestalten gemeinsam das Hus-Gedenkjahr in Tschechien. Höhepunkt des Gedenkjahres sind die Feierlichkeiten am Todestag von Jan Hus (5./6. Juli) auf dem Prager Altstädter Ring. Das Hus-Jahr stellt auch eine ökumenische Herausforderung dar, gilt es doch die Frage zu beantworten, wie das Gedenken an Jan Hus die Kirchen einen und nicht entzweien kann.

Buchbesprechungen
Pavel Soukup: Jan Hus. Stuttgart 2014

Franz Machilek (Hg.): Die hussitische Revolution. Religiöse, politische und soziale Aspekte. Wien 2012

Volker Leppin, Dorothea Sattler (Hg.): Reformation 1517-2017. Freiburg i.Br. 2014

Christoph Schmidt: Pilger, Popen und Propheten. Paderborn 2014

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