Liebe Leserinnen und Leser,
die Juli-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ erscheint am 26. Juni 2015.
mit Beiträgen u.a. von: David Harvey, Erhard Eppler, Bernd Ladwig, Klaus Dörre, Franziska Drohsel, Peter Brandt, André und Michael Brie, Frieder Otto Wolf, Oliver Eberl, Florian Rabitz, Norbert Seitz, Jürgen Zimmerer, Norbert Mappes-Niediek, Susanna Böhme-Kuby, Albrecht von Lucke,.
zu folgenden Themen: Katastrophenkapitalismus: Wachstum bis zum Untergang, Schweinesystem. Ein Plädoyer für fleischlose Ernährung, Demütigung als Gefahr: Russland und die deutsche Geschichte, Die Barbaren sind immer die Anderen, Ulrich Beck reloaded: Soziologie als Krisenwissenschaft, Das Meer als Ressource: Die Jagd nach dem blauen Gold, Einheit in der Spaltung: Die Linkspartei nach Gysi, Von unten sieht man besser: Für einen linken Neubeginn, FIFA ohne Zukunft, Humboldt Forum: Das koloniale Vergessen, Polen: Stunde der Populisten, Die Tragödie der Rohingya u.v.m.
Mit freundlichen Grüßen Ihre „Blätter“-Redaktion
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David Harvey:Katastrophenkapitalismus: Wachstum bis zum Untergang, S. 47–59 Seit Jahren befindet sich der Kapitalismus in einer tiefen Systemkrise: Ohne exponentielles Wachstum kann er nicht fortbestehen, doch neue, wachstumsfördernde Innovationen sind nicht in Sicht. Der Geograph und Globalisierungstheoretiker David Harvey sieht im immateriellen, digitalen Konsum ein letztes Aufbäumen des Kapitalismus. Doch dessen ökologi- sche, soziale und ökonomische Widersprüche lassen sich nicht länger überspielen, das Ende des Kapitalismus ist nur mehr eine Frage der Zeit.
Oliver Eberl:Die Barbaren sind immer die Anderen, S. 60–68 Seit den grausamen Hinrichtungen durch den Islamischen Staat und den Anschlägen von Paris ist allerorten von Barbarei die Rede. Doch was ist damit konkret ausgesagt? Der Politologe Oliver Eberl zeichnet die Geschichte des Begriffs nach und stellt fest: Wenn etwas als barbarisch bezeichnet wird, dient das in erster Linie der Abwertung des jeweils „Anderen“ – mit teils verheerenden Folgen. Jenseits dessen aber entbehre der Begriff jeglichen Erkenntnisgewinns. Wir sollten uns daher endlich von ihm verabschieden.
Erhard Eppler:Demütigung als Gefahr. Russland und die Lehren der deutschen Geschichte, S. 69–77 In der Ukrainekrise scheinen die Rollen für den Westen klar verteilt: Ein säbelrasselnder Putin hindert die Demokraten aus Kiew daran, ihr Land zu regieren. So weit, so böse. Doch dieses manichäische Bild verdeckt laut Erhard Eppler, Bundesminister a.D., die Tatsache, dass Russlands Präsident eher maßvoll auf eine Reihe von Demütigungen reagierte. Wenn man sich nicht vom gedankenlosen russlandfeindlichen Konsens löse und zur Suche nach gemeinsamen Interessen zurückkehre, setze Europa die eigene selbstbestimmte Zukunft aufs Spiel.
Peter Brandt, André und Michael Brie, Frieder Otto Wolf:Von unten sieht man besser: Für einen linken Neubeginn, S. 81–88 Wir erleben derzeit die tiefste Wirtschaftskrise seit 80 Jahren, doch speziell in Deutschland scheint es, als habe sich diese in merkelsches Wohlgefallen aufgelöst. Dabei fallen soziales Oben und Unten auch hierzulande drama- tisch auseinander. Wollen linke Parteien wieder in die Offensive kommen, so konstatieren die vier der SPD, der Linkspartei und den Grünen nahestehenden Autoren, müssen sie sich endlich wieder auf die sozial Benachteiligten konzentrieren. Nur ein demokratisches Unten-Mitte-Bündnis kann der vielfach beklagten Entpolitisierung ein Ende setzen.
Klaus Dörre:Über Ulrich Beck hinaus. Öffentliche Soziologie und die Suche nach der besseren Gesellschaft, S. 89–100 Was für ein Paradox: Die Krise ist allgegenwärtig, doch die „Krisenwissenschaft“ par excellence, die Soziologie, erweist sich als unfähig, diese adäquat erfassen oder gar erklären zu können. Dabei wird eine kritische öffentliche Soziologie dringender gebraucht denn je, so jedenfalls die Ansicht von Klaus Dörre, Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie in Jena. Kritisch anknüpfend an Ulrich Beck fordert er, dass die Soziologie endlich wieder ihr eigentliches Ziel verfolgen muss – das der Gesellschaftsverbesserung.
Bernd Ladwig:Schweinesystem. Ein Plädoyer für fleischlose Ernährung, S. 101–112 Mensch ist Mensch und Tier ist Tier, so die landläufige Meinung. Da aber Tieren der moralische Status abgesprochen wird, scheint es gerechtfertigt, diese massenhaft zu töten, zum menschlichen Verbrauch. Bernd Ladwig, Professor für Politische Theorie an der FU Berlin, sieht dies völlig anders. In seinem flammenden Plädoyer für fleischlose Ernährung verteidigt er die berechtigten Interessen der Tiere und plädiert für eine fundamentale Änderung des Tierschutzgesetzes.
Florian Rabitz:Die Jagd nach dem blauen Gold. Der Kampf um die genetischen Meeresressourcen, S. 113–120 Erst die Erde, dann die Meere: Längst hat das Rennen um die schier unendlichen maritimen Ressourcen begonnen. Doch zum Zuge kommen dabei nur die Großen und Starken. Der Politikwissenschaftler Florian Rabitz beschreibt, wie sich die Firmen des Nordens die Patente sichern, während die Küstenstaaten des Südens auf der Strecke bleiben. Was am dringendsten gebraucht wird, ist zugleich am unwahrscheinlichsten: Der Schutz der organischen Meeresressourcen als gemeinsames Erbe der Menschheit.
Inhaltsverzeichnis
Kommentare und Berichte
Einheit in der Spaltung: Die Linkspartei nach Gysi von Albrecht von Lucke, S. 5
Nach dem Sepp ist vor dem Sepp: FIFA ohne Zukunft von Norbert Seitz, S. 9
Humboldt Forum: Das koloniale Vergessen von Jürgen Zimmerer, S. 13
Rassismus im System von Frank-Olaf Radtke, S.17
Polen: Stunde der Populisten von Jens Mattern, S.21
Bulldozer Renzi von Susanna Böhme-Kuby, S. 25
Mazedonien: Das Spiel mit dem Feuer von Norbert Mappes-Niediek, S. 29
Die Tragödie der Rohingya von Franziska Drohsel, S. 33
China: Geopolitik durch Infrastruktur von Maximilian Mayer und Mikko Huotari, S. 37
Debatte
Gegen den Strich: Afrika ohne Entwicklungshilfe von Felix Dümcke und Sebastian Liebold, S. 41
Analysen und Alternativen
Kurzgefasst, S. 45
Katastrophenkapitalismus: Wachstum bis zum Untergang von David Harvey, S. 47
Die Barbaren sind immer die Anderen von Oliver Eberl, S. 60
Demütigung als Gefahr. Russland und die Lehren der deutschen Geschichte von Erhard Eppler, S. 69
Von unten sieht man besser: Für einen linken Neubeginn von Peter Brandt, André und Michael Brie, Frieder Otto Wolf, S. 81
Über Ulrich Beck hinaus. Öffentliche Soziologie und die Suche nach der besseren Gesellschaft von Klaus Dörre, S.89
Schweinesystem. Ein Plädoyer für fleischlose Ernährung von Bernd Ladwig, S. 101
Die Jagd nach dem blauen Gold. Der Kampf um die genetischen Meeresressourcen von Florian Rabitz, S. 113
Aufgespießt
Der Gipfel der Illusionen von Jan Kursko, S.79
Buch des Monats
Marxistischer Feminismus: Die Revolution der Revolution von Melanie Stitz, S. 121
Extras
Dokumente, S.124 Chronik des Monats Mai 2015, S. 125 Zurückgeblättert, S. 128 Impressum und Autoren, S. 128