Religion und Gesellschaft in Ost und West (2015), 8

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West (2015), 8
Weiterer Titel 
Umkämpfte Erinnerung in Russland und der Ukraine

Erschienen
Zürich 2015: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
31 S.
Preis
CHF 10.- / EUR 8.- zzgl. Versandkosten

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Zwahlen, Regula

70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird in Russland und Weißrussland die Erinnerung an den "Großen Vaterländischen Krieg" mit Militärparaden und pompösen Feierlichkeiten inszeniert, während alternative Zugänge zur Kriegsvergangenheit marginalisiert werden. Auch die Ukraine versucht den Umgang mit der Geschichte staatlich zu kontrollieren: neue umstrittene Gesetze zielen vor allem auf eine Abkehr von der sowjetischen Vergangenheit. In der aktuellen Ausgabe von RGOW gewinnen Sie einen aufschlussreichen Eindruck von den umkämpften Erinnerungen im postsowjetischen Raum.

Inhaltsverzeichnis

Umkämpfte Erinnerung in Russland und der Ukraine

INHALT

Im Fokus:
Regula Zwahlen: Viel Lärm um Vladimir
Seit Monaten sorgt ein geplantes Denkmal für den „Täufer der Rus’“ in Moskau für Diskussionen.

Irina Scherbakowa: 70 Jahre später. Kriegserinnerung im heutigen Russland
70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dient in Russland das eklektische Gedenken an den Großen Vaterländischen Krieg als ideologische Grundlage für die national-patriotische Ausrichtung des autoritären Regimes. Die offenen Diskussionen der Perestrojka-Zeit über die unermesslichen menschlichen Verluste und den Stalinschen Terror sind Vergangenheit. Seit den 2000er Jahren wird vielmehr ein positives Bildes der Geschichte Russlands konstruiert, das Elemente der stalinistischen Rhetorik mit nationalistischen Inhalten kombiniert.

Andrei Desnitsky: Die Orthodoxie und die „Religion des Sieges“ in Russland
Der „Tag des Sieges“ ersetzte in der UdSSR das christliche Osterfest, heute wird der Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“ jedoch auch von der Russischen Orthodoxen Kirche gefeiert. Die neue nationale Ideologie generiert eine „Religion des Sieges“, die kommunistische und orthodoxe Elemente miteinander verbindet. Diese Paradoxe sind möglich, weil die „orthodoxe Wiedergeburt“ in Russland eine weitgehend formale geblieben ist.

Andrij Portnov: „Dekommunisierung“: Die neuen Geschichtsgesetze der Ukraine
Im April 2015 hat das ukrainische Parlament mehrere umstrittene Gesetze zum Umgang mit der Geschichte verabschiedet, die vor allem auf einen Bruch mit der sowjetischen Vergangenheit abzielen. Die Befürworter und Gegner der Gesetze spalten sich in zwei ideologisierte Lager, die jedoch der komplexen Wirklichkeit der pluralistischen ukrainischen Gesellschaft nicht gerecht werden. Mehr als ethnisierte Diskurse über stereotype Identitäten tun sorgfältige Kontextualisierungen der Geschichte sowie Analysen der gegenwärtigen Gesellschaft und Akteure not.

Maryia Rohava: Die 9. Mai-Feierlichkeiten in Belarus
Ähnlich wie in Russland spielt auch in Belarus das staatlich orchestrierte Gedenken an den Zweiten Weltkrieg eine wichtige Rolle bei der Legitimation des Regimes. Um die eigene Machtgrundlage nicht zu gefährden, versucht die belarussische Regierung dabei einen Balanceakt zwischen Loyalitätsbekundungen gegenüber Moskau und Abgrenzungen gegenüber dem russischen Erinnerungsregime. Für persönliche Geschichten und Gegenerinnerungen ist in diesem offiziellen Geschichtsbild kein Platz.

Alena Alshanskaya: Neuer Kurs? Die Weißrussische Kirche nach Metropolit Filaret
Der Rücktritt des langjährigen Leiters der Weißrussischen Orthodoxen Kirche, Metropolit Filaret, hat zu einschneidenden Veränderungen in der Kirche geführt. Unter dem neuen Metropoliten Pavel kam es zu administrativen Reformen und personellen Veränderungen. Zudem stellen sich die Fragen nach dem Verhältnis von Kirche und Staat sowie nach der Autonomie der Weißrussischen Orthodoxen Kirche vom Moskauer Patriarchat heute neu.

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