Der Zeitverlauf wird zumeist linear gedacht. Die Formel von der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ (Ernst Bloch) dagegen drückt die zeitliche Koexistenz unterschiedlicher, gar gegensätzlicher Bewusstseinslagen aus. Aktuell stellt sich nicht zuletzt mit Blick auf die europäische Flüchtlingskrise und neu sich formierende, nostalgisch in vermeintlich besseren Vergangenheiten schwelgende Parteien und Bewegungen die Frage, wie Gesellschaften mit polarisierten Realitätsdeutungen umgehen, ob und inwiefern sie sich integrieren lassen und Gruppenkonflikte zu kalmieren vermögen, mit besonderer Vehemenz. Das erste Sonderheft der INDES widmet sich daher dem Thema der synchronen Ungleichzeitigkeit.
Felix Butzlaff / Matthias MicusEditorial
Detlef Lehnert»Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen« Dynamiken und Paradoxien von »Generationen«
Wilfried von BredowHologrammatische Formel Probleme beim Uhrenvergleich
Thomas WelskoppZeitzünder Die frühe Sozialdemokratie und die »Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen«
Peter Graf KielmanseggEuropäische Ungleichzeitigkeiten Versuch einer Deutung der Krise des europäischen Projektes
Thomas SchmidLob des Stückwerks Plädoyer für ein Europa ungleichzeitiger Vielfalt
Franziska AugsteinDie unverstandene Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen Was Chronos mit Putins Russland zu tun hat
Moshe ZuckermannGleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen Der Fall Israel
Sighard NeckelDer Vertigo-EffektRefeudalisierung und die paradoxen Bewegungsformen des gesellschaftlichen Wandels
Frank LübberdingPolitik und Religion Rückblick und Ausblick. Oder was uns die Geschichte des Verhältnisses von Sozialdemokratie und Katholizismus heute
Robert MisikDie Revolution, dieses Rhizom Von Trotzkis Gesetz der ungleichzeitigen und kombinierten Entwicklung bis zum postmodernen Wissen
Karin PriesterDschihad und Apokalypse Zur Gleichzeitigkeit des Gegensätzlichen
Christian StarckRechtssetzung und Rechtsanwendung Notwendige Ungleichzeitigkeit
Elmar WiesendahlParteien und die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen Wie Parteien dem Wandel unterliegen
Eckhard JesseVon der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen und der Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen Periodisierungen, Parteien, Parallelen
Stephan KlasenEin Ende der Geschichte ist nicht in Sicht Über die zunehmende Heterogenität der Geschlechterbeziehungen
Jürgen KaubeFortschrittsglaube contra Nostalgie Welcher Zeit gehört die Gegenwart an?
Frank DeckerVolksgesetzgebung im parlamentarischen System Ein Beitrag zum Problem institutioneller Ungleichzeitigkeit