Liebe Leserinnen und Leser,
die Februar-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ erscheint am 24. Februar 2017. In der druckfrischen März-Ausgabe analysieren die Journalisten Gwynn Guilford und Nikhil Sonnad die politische Vision des Trumpismus und ihres Chefstrategen, Steve Bannon. Die Journalistin Amanda Hess entdeckt im Feminismus die einende Kraft für den Widerstand gegen Donald Trump. »Blätter«-Redakteurin Anne Britt Arps beleuchtet die Proteste gegen den fatalen Machismo in Lateinamerika. Und »Blätter«-Redakteur Steffen Vogel analysiert das Scheitern – und die Chancen – der europäischen Sozialdemokratie. Der Publizist Michael Lüders schließlich hinterfragt das westliche Narrativ vom Syrienkrieg und die schlichte Aufteilung in „gute“ Freiheitskämpfer und das „böse“ Assad-Regime.
Weitere Themen im März: Glücksfall Martin Schulz?, Die Rechte auf dem Vormarsch, Das Geschäft mit der Wohnungsnot, Geert Wilders: Sieg ohne Macht?, Rumänien: Aufstand wider die Korruption, Lateinamerika: Chinas neuer Hinterhof?, Ägypten vor der Hungerrevolution? Und last but not least: Hundert Jahre Jazz. Mit freundlichen Grüßen
Ihre „Blätter“-Redaktion
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Kurzgefasst
Michael LüdersDer Krieg in Syrien und die blinden Flecken des Westens S. 45–53 „Gut“ und „Böse“ scheinen im Fall Syriens klar verteilt: Das verbrecherische Regime führt Krieg gegen das eigene Volk, und eine „gemäßigte“ Opposition stellt sich der Assad-Herrschaft in einem verzweifelten Freiheitskampf entgegen. Doch diese dominante Erzählung des Westens vom Krieg in Syrien greift zu kurz, so der Publizist Michael Lüders. Um die Komplexität des Konflikts zu verstehen, reicht moralische Empörung nicht aus – an deren Stelle muss endlich die politische Analyse treten.
Gwynn Guilford und Nikhil SonnadDer Geist des Trumpismus oder: Was Steve Bannon wirklich will S. 55–67 US-Präsident Trump agiert vor den Kulissen, doch das Drehbuch schreibt ein anderer – sein Chefstratege Steve Bannon. Die Journalisten Gwynn Guilford und Nikhil Sonnad rekonstruieren anhand von dessen O-Tönen der letzten Jahre die Vision jenes Amerikas, das dieser nun zu verwirklichen hofft. Gemäß Bannons Philosophie braucht Amerika im Kern drei Dinge, um erfolgreich zu sein: Kapitalismus, Nationalismus und „judäo-christliche Werte“.
Amanda HessAlle gegen Trump: Amerikas neue Frauenbewegung S. 69–80 Schon immer gab es in der Frauenbewegung Brüche und Spannungen, vor allem zwischen schwarzen und weißen Frauen. Ausgerechnet Donald Trump eint nun die Bewegung, so die Journalistin Amanda Hess. Beim Women’s March im Januar führten Frauen den Widerstand gegen den US-Präsidenten an. Dank ihrer 150jährigen Erfahrung gelang es ihnen dabei sogar, die gespaltene Linke geeint auf die Straße zu bringen.
Anne Britt Arps»Machismo tötet!« Der Aufstand der Frauen in Lateinamerika S. 81–87 In Lateinamerika protestiert derzeit eine breite Bewegung gegen die massive Gewalt an Frauen. Mindestens zwölf Frauen werden hier täglich aufgrund ihres Geschlechts ermordet. Schuld daran sind eine machistische Kultur und tiefgreifende strukturelle Diskriminierung, so „Blätter“-Redakteurin Anne Britt Arps. Um die Gewalt zu beenden, ist ein umfassender Wandel nötig. Die Bewegung hat das Potential, diesen voranzutreiben.
Franziska SchutzbachJetzt erst recht: Wider die bequeme Weltuntergangslust S. 89–94 Trump, Syrien, Erdogan – die gegenwärtigen reaktionären Entwicklungen treiben viele in Pessimismus und Resignation. Diese Haltung ist jedoch so bequem wie falsch, kritisiert die Geschlechterforscherin und Soziologin Franziska Schutzbach. Sie plädiert dafür, handlungsfähig zu bleiben und Freiheitspotentiale nicht aus den Augen zu verlieren. Statt sich in melancholischer Behaglichkeit einzurichten, gelte es, demokratische Strukturen zu verteidigen – denn sie sind die Voraussetzung für Widerstand.
Steffen VogelNational versus global. Das Dilemma der europäischen Sozialdemokratie S. 95–102 Dank Martin Schulz erlebt die SPD derzeit einen Höhenflug. Tatsächlich aber sind die Sozialdemokraten so schwach wie lange nicht mehr, und das europaweit. Das ist nicht nur ein Ergebnis ihres neoliberalen Kurses, so „Blätter“-Redakteur Steffen Vogel, sondern verweist auch auf eine Spaltung ihrer Anhängerschaft. Dabei stehen sich national gesinnte und global orientierte Milieus gegenüber. Daher muss die Sozialdemokratie wieder eine verbindende, europäische Erzählung entwickeln.
Lisa Paus und Chris KühnDas Geschäft mit der Wohnungsnot S. 103–108 Der Immobilienhandel boomt, vor allem Großinvestoren verdienen prächtig an Spekulation und Wohnungsnot. Doch die Entwicklung birgt erhebliche Risiken, nämlich das Entstehen einer Immobilienblase, so die Grünen-Politiker Lisa Paus und Chris Kühn. Nur durch steuerrechtliche Reformen und die Förderung von gemeinnützigem Wohnungsbau lässt sich das Anwachsen der Blase noch abwenden und die fehlgeleitete und unsoziale Wohnungspolitik der letzten Jahre korrigieren.
Andreas MüllerHundert Jahre Jazz: Das Revival des revolutionären Krachs S. 109–120 Anfangs galt er als „Attentat auf die Melodie“ und „musikalischer Anarchismus“. Das konnte die rasend schnelle Verbreitung des Jazz jedoch nicht aufhalten, resümiert der Musikwissenschaftler Andreas Müller: Vor mehr als 100 Jahren im Schmelztiegel der pulsierenden Hafenmetropole New Orleans entstanden, wird der neue, verrückte Klang bald zur alles überstrahlenden Popmusik des frühen 20. Jahrhunderts: zwischen Schellack-Platte und Transistorradio, leichter Unterhaltung und Kriegspropaganda, schwarzer Emanzipation und von Weißen beherrschtem Musikbusiness.
Inhaltsverzeichnis
KOMMENTARE UND BERICHTE
Glücksfall Martin Schulz? von Albrecht von LuckeS. 5
Die Rechte auf dem Vormarsch: Von Reichsbürgern bis AfD von Frank JansenS. 9
Der Ausverkauf der Autobahn von Laura ValentukeviciuteS. 13
Geert Wilders: Sieg ohne Macht? von Tobias MüllerS. 17
Rumänien: Aufstand wider die Korruption von Silviu MihaiS. 21
Lateinamerika: Chinas neuer Hinterhof? von Andreas KnoblochS. 25
Ägypten vor der Hungerrevolution? von Heiko FlottauS. 29
Demokratische Republik Kongo: Der ewige Kabila? von Claudia SimonsS. 33
DEBATTE
Schäubles EU: Austerität und Autoritarismus, von Andreas Fisahn S. 37
KOLUMNE
Schlachthaus Syrien, von Ed Blanche S. 41
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
Der Krieg in Syrien und die blinden Flecken des Westens, von Michael Lüders S. 45
Der Geist des Trumpismus oder: Was Steve Bannon wirklich will, von Gwynn Guilford und Nikhil Sonnad S. 55
Alle gegen Trump: Amerikas neue Frauenbewegung, von Amanda Hess S. 69
»Machismo tötet!«. Der Aufstand der Frauen in Lateinamerika, von Anne Britt Arps S. 81
Jetzt erst recht: Wider die bequeme Weltuntergangslust, von Franziska Schutzbach S. 89
National versus global. Das Dilemma der europäischen Sozialdemokratie, von Steffen Vogel S. 95
Das Geschäft mit der Wohnungsnot, von Lisa Paus und Chris Kühn S. 103
Hundert Jahre Jazz: Das Revival des revolutionären Krachs, von Andreas Müller S. 109
AUFGESPIEßT
Sexiest Partei Deutschlands, von Jan Kursko S. 88
BUCH DES MONATS
Agambens Bürgerkrieg, von Tamara Tischendorf S. 121
EXTRAS
Kurzgefasst S. 43
Dokumente S. 124
Chronik des Monats Januar 2017 S. 125
Zurückgeblättert S. 128
Impressum und Autoren S. 128