Schwesterfiguren
Hg. von Almut Höfert (Zürich), Michaela Hohkamp (Hannover) und Claudia Ulbrich (Berlin)
In diesem Heft wird die verwandtschaftliche "Figur" der Schwester zum Ausgangspunkt für Analysen gesellschaftlicher Praktiken und Wandlungsprozesse zwischen dem 15. und dem 20. Jahrhundert. Die Beiträge umfassen rechts-, wissens- und emotionengeschichtliche Perspektiven. Sie fragen nach der Position von Schwestern im Transfergeschehen von Herrschaft und Besitz, nach ihrer Funktion für rassistisch strukturierte Gesellschaftsordnungen und moderne Epistemologien sowie nach der Rolle von Emotionen für schwesterliche Konkurrenz in familiären Rangordnungen. Damit wird zugleich ein Verständnis von Schwesterlichkeit hinterfragt, das Rivalitäten und Machtverhältnisse ausblendet und nur wenig dazu beiträgt, Vorstellungen von einer binären Geschlechterordnung zu unterlaufen, der die Idee der linearen Verwandtschaft (Vater-Mutter-Kind-Ketten) zugrunde liegt.
INHALT
BEITRÄGE / ARTICLES
Michaela HohkampLeibliche Schwestern in der frühneuzeitlichen Fürstengesellschaft des Heiligen Römischen Reiches (15. bis 19. Jahrhundert) / Full Sisters and Sisters-in-Law in Early Modern Noble Society from the Fifteenth tot he Nineteenth Century S. 15–33
Jordan Ross Lavers"Der Zorn ist eine unduldsame Liebe": Gender, Anger and Sisterhood in Letters by Karoline von Günderrode and her Sisters S. 35–48
Stefani EngelsteinGeschwister und Geschwisterlichkeit in der Epistemologie der Moderne / The Sibling in Modern Epistemology S. 49–68
EXTRA
Sebastian KühnKüchenpolitik. Annäherungen an subalterne Handlungsweisen in hofadeligen Haushalten des 17. und 18. Jahrhunderts / Kitchen Politics. Approaches to Subaltern Agencies in Courtiers’ Households in the Seventeenth and Eigtheenth Century S. 69–84
AUS DEN ARCHIVEN
Friederike WillaschBriefe zwischen Schwestern. Adelige Korrespondenzpraxis Anfang des 16. Jahrhunderts S. 85–89
IM GESPRÄCH
Almut Höfert im Gespräch mit Luisa PasseriniPolitik, Geschichte und Subjektivität S. 91–99
AKTUELLES & KOMMENTARE
Ulrike Krampl und Xenia von TippelskirchAnti-Gender-Bewegungen in Europa. Erste kritische Bestandsaufnahmen S. 101–107
Kerstin PalmFake Evolution. Eine biologisch basierte Kritik an Anti-Genderismusrekursen auf die Biologie S. 109–114
Hyunah YangJustice yet to come: the Korea-Japan Foreign Ministers’ Agreement of 2015 regarding the ‘Japanese Military Sexual Slavery’ S. 115–125
Therese GarstenauerGender und Queer Studies in Russland S. 127–136
THEMENSPEZIFISCHE REZENSIONEN
Claudia UlbrichFabrice Boudjaaba, Christine Dousset u. Sylvie Mouysset (Hg.), Frères et sœurs du Moyen Âge à nos jours / Brothers and Sisters from the Middle Ages to the Present S. 137–139
Claudia Opitz-BelakhalSylvie Steinberg, Une tache au front. La bâtardise aux XVIe et XVIIe siècles S. 140–142
Margareth LanzingerBenedetta Borello, Il posto di ciascuno. Fratelli, sorelle e fratellanze (XVI–XIX secolo) S. 142–145
WEITERE REZENSIONEN
Jutta HergenhanÉliane Viennot (Hg.), Maria Candea, Yannick Chevalier, Sylvia Duverger u. Anne-Marie Houdebine, L’Académie contre la langue française. Le dossier „féminisation“ S. 147–150
Claudia Opitz-BelakhalWolfgang Schmale, Gender and Eurocentrism. A Conceptual Approach to European History S. 150–153
Sonja NiederacherSimone Derix, Die Thyssens. Familie und Vermögen S. 153–156
Kristina Pia HoferLu Seegers (Hg.), Hot Stuff. Gender, Popkultur und Generationalität in West- und Osteuropa nach 1945 S. 156–158
Anna KaminskyAnnette Leo u. Christian König, Die „Wunschkindpille“. Weibliche Erfahrung und staatliche Geburtenpolitik in der DDR S. 159–161
ABSTRACTS, 163–165
ANSCHRIFTEN der AutorInnen, 167–168