Die zweite Ausgabe von Jalta hat den Themenschwerpunkt Desintegration. Unter dem Begriff Desintegration können unterschiedliche künstlerisch-ästhetische Strategien zusammengefasst werden, die die tradierten Repräsentationen jüdischer Positionen unterlaufen und transformieren. In dieser Hinsicht meint Desintegration Haltungen, die eine Differenz zur eingespielten jüdischen Opferrolle erzeugen und somit den Blick weiten für die Vielfalt neuer künstlerischer und gesellschaftlicher Perspektiven sowie vorhandener marginalisierter Narrative, die diese Opferrolle aushöhlen – wie etwa Rache, Wut, Ironie, Selbstermächtigung.
Die Ausgabe versammelt wissenschaftliche, essayistische, künstlerische wie literarische Beiträge: Ein Mosaik aus Kurztexten von jüdischen und nicht-jüdischen Autor_innen bildet mögliche Zugänge zu Desintegration ab. Weitere Artikel diskutieren zentrale Konzepte der Antisemitismus- und Rassismuskritik, geben einen Überblick über 60 Jahre Integrationsdebatten, stellen Radical Diversity als politisches Konzept, Figurationen feministischer Wut, Aneignungsprozesse um den Begriff Jalta und das Jewish Women’s Archive als einen Ort feministischer Geschichtsschreibung vor. Verschiedene Perspektiven der ‚Gesellschaft der Vielen‘ werden in Beiträgen zum NSU-Tribunal in Köln, zur Situation von Sinti und Roma sowie in literarischen und künstlerischen Auseinandersetzungen sichtbar.
Inhaltsverzeichnis
א / 1 ( NACH ) JALTA
Jalta über Jalta. Ein Interview mit der Namensgeberin dieses Magazins – zwei Feministinnen mit 1.700 Jahren Altersunterschied plaudern miteinander Rina Soloveitchik
She said Anmerkungen zu Ruth Novaczeks Filmen Madeleine Bernstorff
Crime Scene /Arbeitstitel Ruth Novaczek
„Wenn es eine weibliche Seite Gottes gibt, wie viele Seiten Gottes gibt es dann noch?“ Ein Gespräch mit Felicitas Heimann-Jelinek Lea Wohl von Haselberg
Colour Memory Daniel Laufer
2 / ב DESINTEGRATION
Desintegration. Das Ende des Mythos Rebecca Ajnwojner
Gefühlte Wirklichkeit Tal Alon
Kulturelle Vielfalt nach den Vorlieben der Mehrheitsgesellschaft Aycan Demirel
Arroganz essen Seele auf Dmitrij Belkin
Desintegration Michel Friedman
unter uns Franziska Füchsl
Desintegration ist eine Diskokugel Tobias Herzberg
Jenseits der Zwei: Desintegration aus der Zweigeschlechtlichkeit René_ Hornstein
Disintegration Daniel Kahn
Des-Was? Arkadij Khaet
Von Nation zu Migration Massimo Perinelli
Wörterbuch des politischen Aufstands Matti Traußneck
Vom Paradigmenwechsel – Ein langes Ringen um einen unvermeidlichen Wandel Oder, warum wir uns so schwer tun gesellschaftliche Veränderungen zu akzeptieren? Esra Küçük
ständig translatio. auf spurensuche in der inneren diaspora Mehdi Moradpour
Conversation with myself Dotschy Reinhardt
Radical Diversity und Desintegration. Bausteine eines künstlerisch-politischen Projekts Max Czollek/Corinne Kaszner/Leah Carola Czollek/Gudrun Perko
Königreich des Regens (Gedichte) Yevgeniy Breyger
„Es war keine Erzählung, die man in der Öffentlichkeit ausgebreitet hat, weil sie sofort viele Fragen nach sich zog, die viel komplizierter zu beantworten waren, als zu sagen, man habe irgendein Lager überlebt.“ Interview mit Markus Nesselrodt Lea Wohl von Haselberg
Die Desintegration der integrativen Demarkationslinie? Die deutsche Staatsangehörigkeit von Nicht-Deutschen, deutschen Staatsbürger*innen und was das mit Juden und Jüdinnen zu tun hat Dani Kranz
„Wir müssen uns hier und jeden Tag von Neuem bemühen, die Ängste, die wir in uns tragen, zu übermitteln, um die Ketten des Schweigens zu zerbrechen.“ Hannah Peaceman/Lea Wohl von Haselberg
Universalistische Moral und Deutsche Identität Ein Gespräch mit Karl-Otto Apel Micha Brumlik/ Hauke Brunkhorst
ג / 3 JUDEN UND … * Butter bei die Fische. Oder: Mein erster Kirchentag Frederek Musall
Juden und Alkohol. Oder: Das Wunder von Casablanca Caspar Battegay
ד / 4 VERGESSEN, ÜBERSEHEN, VERDRÄNGT
alter Bestand, 2017 Arnold Dreyblatt
Endlich eine Lösung für Generationen finden: Bleiberecht für Roma in Deutschland Bundes Roma Verband e.V.
XXS – zersetzen, eine Strategie. Ein essayistischer Dokumentarfilm von Heinrich dem Löwen Henrike Pilz
Mizrahim in Berlin Mati Shemoelof/ Barack Moyal
ה / 5 STREITBARES
MONUMENT – Pazifismus als Ausweichroute eines Geschichtsrevisionismus? Das Bombardement auf Dresden am 13. Februar 1945 in der Gegenwartsrezeption Kathrin Krahl
Das Judentum – doch kein Monotheismus? Zu Peter Schäfers Zwei Götter im Himmel Micha Brumlik
Abbildungsverzeichnis Impressum