Religion und Gesellschaft in Ost und West (2018), 1

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West (2018), 1
Weiterer Titel 
Kirchen in der pluralistischen Gesellschaft

Erschienen
Zürich 2018: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
32 S.
Preis
CHF 10.- / EUR 8.- zzgl. Versandkosten

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Zwahlen, Regula

Knapp drei Jahrzehnte nach der politischen Wende von 1989/90 lässt sich konstatieren, dass die Kirchen in Ostmittel-, Südost- und Osteuropa ihre Beziehungen zum Staat zwar rechtlich geregelt haben, sie aber weiterhin auf der Suche nach ihrem Platz in zunehmend pluralistischen Gesellschaften sind. Hochfliegende Träume von einer zentralen Rolle bei der christlichen Prägung der Gesellschaften haben sich nicht erfüllt. Ähnlich wie in Westeuropa sind die Kirchen im Osten und Südosten Europas mit Säkularisierung, Individualisierung und Pluralisierung konfrontiert, was sie zu einem Akteur unter vielen macht, der seine Ansichten und Werte im Wettstreit der Meinungen vertreten muss. Dieser Prozess wird binnenkirchlich als Herausforderung, ja oftmals sogar als Bedrohung aufgefasst; doch verweisen unsere aktuellen Beiträge über die Kirchen in Ungarn, Polen, der Slowakei, Rumänien, Kroatien und Griechenland darauf, dass an dem Wagnis der öffentlichen Debatte und der innerkirchlichen Pluralisierung kein Weg vorbei führt, andernfalls droht der Rückzug ins selbst gewählte Ghetto.

Inhaltsverzeichnis

IM FOKUS

Regula Zwahlen: Das Kirchenschiff im politischen Chaos – 1917 aus Sicht von Patriarch Kirill

KIRCHE UND GESELLSCHAFT

Gergely Rosta: Die Kirche in der Flüchtlingskrise – der ungarische Fall
Die restriktiven Maßnahmen der ungarischen Regierung gegenüber Flüchtlingen haben die Position der Regierungspartei Fidesz gestärkt. In der katholischen Kirche in Ungarn wird die Flüchtlingskrise bis heute kontrovers diskutiert, die Flüchtlinge stießen sowohl auf Ablehnung als auch auf Hilfsbereitschaft. Einig ist man sich darin, dass die Kirche humanitäre Hilfe leisten muss.

Janusz Mariański: Die katholische Kirche Polens im sozialen Wandel
Laut soziologischen Umfragen zeichnet sich in der polnischen Gesellschaft ein deutlicher Wandel von einer institutionellen zu einer individueller gestalteten Religiosität ab. Während die Kirche als Institution kaum in Frage gestellt wird, werden politische Äußerungen des Klerus immer weniger akzeptiert. Die katholische Kirche Polens steht vor der Herausforderung eine Kirchlichkeit zu entwickeln, die Modernität und Religiosität nicht als Gegensätze postuliert.

Jozef Žuffa: Die katholische Kirche in der Slowakei auf dem Weg in eine neue Zeit
Obwohl die katholische Kirche in der Slowakei zu sozialistischer Zeit an den Rand des öffentlichen Lebens gedrängt war, gelang es ihr nach der Wende, wieder einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert zu erringen. Dennoch steht die Kirche vor vielen Herausforderungen, so werden ihre Positionen vermehrt hinterfragt, und es wird mehr Diskussionsbereitschaft von ihr erwartet.

Lucian Turcescu: Korruption, Zivilgesellschaft und Kirche in Rumänien
2017 kam es in Rumänien zu den umfangreichsten Straßenprotesten seit 1989, bei denen gegen die Untergrabung der Antikorruptionsbemühungen durch die Regierung demonstriert wurde. Die orthodoxe und die katholische Kirche unterstützten die Forderungen der Demonstranten. Seit den von einem Brand in einem Nachtclub ausgelösten Protesten von 2015, die erstmals auch die Rumänische Orthodoxe Kirche betrafen, reagiert diese sensibilisiert auf gesellschaftliche Forderungen und reagiert bei Korruptionsfällen in den eigenen Reihen entschlossen.

Stefan Kube: Der „Fall Praljak“ und die katholische Kirche in Kroatien
Die Verurteilung und der anschließende Suizid von Slobodan Praljak vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal haben in Kroatien eine Welle der Empörung ausgelöst. Auch viele Vertreter der katholischen Kirche bekundeten ihre Anteilnahme gegenüber dem verurteilten Kriegsverbrecher und warfen dem Gericht eine einseitige Rechtsprechung vor. Eine kritische Aufarbeitung der Kriegsvergangenheit bleibt eine Herausforderung für die Kirche.

Vasilios N. Makrides: Die Finanz- und Flüchtlingskrise als Chance für die griechische Kirche
Die Orthodoxe Kirche Griechenlands ist in den letzten Jahren mit zwei Krisen konfrontiert: der Finanz- und der Flüchtlingskrise. Diese haben zu einer Ausweitung des zivilgesellschaftlichen Engagements der Kirche geführt, wofür dieser in Politik und Öffentlichkeit Anerkennung gezollt wird. Kritik entzündet sich demgegenüber immer wieder am Thema der kirchlichen Finanzen. Zudem gibt es Gläubige und Kleriker, die den angeblich zu laxen Umgang der Kirchenleitung mit der linken Regierung und den Flüchtlingen kritisieren.

BUCHANZEIGEN

Deutsches Polen-Institut Darmstadt: Jahrbuch Polen 2017: Politik Wiesbaden: Harassowitz 2017

Kristina Stoeckl, Ingeborg Gabriel, Aristotle Papanikolaou (eds.): Political Theologies in Orthodox Christianity. Common Challenges and Divergent Positions London: Bloomsbury 2017

Gorana Ognjenović, Jasna Jozelić (eds.): Politicization of Religion, the Power of Symbolism & Politicization of Religion, the Power of State, Nation, and Faith. The Case of Former Yugoslavia and its Successor States. New York: Palgrave Macmillan 2014

Zoran Djindjic: Experiment gegen die Moderne. Essays zum Scheitern des sozialistischen Jugoslawien. Aus dem Serbischen übersetzt von Ivan Glaser Wien: LIT Verlag 2017

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