Religion und Gesellschaft in Ost und West (2018), 7–8

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West (2018), 7–8
Weiterer Titel 
Prager Frühling - Russland

Erschienen
Zürich 2018: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
32 S.
Preis
CHF 10.- / EUR 8.- zzgl. Versandkosten

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Zwahlen, Regula

Desillusioniert vom stalinistischen Terror, doch ermutigt durch einen gesellschaftlichen Modernisierungsschub nahm in der Tschechoslowakei vor 50 Jahren der Prager Frühling seinen Lauf. Den „Reformkommunisten“ unter der Regierung von Alexander Dubček ging es um mehr politische und wirtschaftliche Freiheit, sie strebten nach einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Jan Pauer ordnet in seinem Beitrag den Prager Frühling historisch als Versuch einer alternativen Moderne ein. Ladislav Beneš nimmt das damalige Handeln der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in den Blick.
In Russland ist die Russische Orthodoxe Kirche seit 1989 wieder zu einer mächtigen gesellschaftlichen Akteurin geworden. Welchen Beitrag hat sie zur Erinnerung an die Russische Revolution vor 100 Jahren geleistet? Und welchen Einfluss übt sie auf die Gesetzgebung im Bereich von Jugendjustiz und sog. "Elternrechten" aus? Zudem nimmt Luba von Hauff den gestiegenen Einfluss Chinas in Ostmittel- und Südosteuropa in den Blick und setzt sich mit den damit verbundenen Zielsetzungen Chinas auseinander.

Inhaltsverzeichnis

IM FOKUS

Natalija Zenger, Stefan Kube: Die Frage der ukrainischen Autokephalie entzweit die orthodoxe Welt

PRAGER FRÜHLING

Jan Pauer: Der Prager Frühling 1968 – Versuch einer alternativen Moderne?

Ein gesellschaftlicher Modernisierungsschub und Desillusionierungsprozesse unter kommunistischen Intellektuellen führten in den 1960er Jahren in der Tschechoslowakei zur Entwicklung eines von weiten Teilen der Gesellschaft getragenen „Reformkommunismus“. Die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ im August 1968 machte die Hoffnungen auf das Gelingen einer „anderen sozialistischen Moderne“ zunichte und zementierte die ideologische Ost-West-Spaltung.

Ladislav Beneš: Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder im Prager Frühling

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder begrüßte den Prager Frühling als Möglichkeit, ein neues Gesellschaftsmodell eines demokratischen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu entwickeln. Nach der sowjetischen Invasion betonte die Kirche die Botschaft der Versöhnung wider die Resignation.

ZUM 200. GEBURTSTAG VON KARL MARX

Tom Brenner: Kritik am Religionsrausch von Marx, Lenin und darüber hinaus

Der Satz „Religion ist das Opium des Volks“ von Karl Marx hat sich dem kulturellen Gedächtnis nachhaltig eingeprägt. Im Umlauf ist aber auch die Wendung „Opium fürs Volk“, die den Sinn der Aussage wesentlich verändert. Eine kleine Begriffsgeschichte anlässlich des 200. Geburtstags von Karl Marx (1818–1883).

RUSSLAND

Margarete Zimmermann: Katastrophe und Wiedergeburt. Erinnerung an 1917/18 in der ROK

Der heutige Erinnerungsdiskurs der Russischen Orthodoxen Kirche an die Revolution(en) von 1917 ist ambivalent: Einerseits gilt 1917 als Beginn einer unheilvollen Entwicklung, wobei der Fokus der Verantwortung von den Bolschewiken zu der „liberalen Intelligenzija“ der Februarrevolution verlagert wird. Andererseits wird die Wiederherstellung des Patriarchats im Herbst 1917 als Voraussetzung für den gegenwärtigen ebenbürtigen Dialog zwischen Kirche und Staatsmacht gefeiert.

Alena Alshanskaya: Kampf um „traditionelle Werte“: Jugendjustiz in Russland

Die Jugendjustiz hat sich in Russland in den letzten Jahren zu einem regelrechten Feindbild entwickelt. Unter Mitwirkung der Russischen Orthodoxen Kirche wird das Konzept als Instrument zur Beschneidung von Elternrechten diskreditiert. Vor diesem Hintergrund erscheint Jugendjustiz als Bedrohung der „traditionellen“ Familie. Dieser Diskurs hat auch zum jüngsten Gesetz zur Entkriminalisierung von häuslicher Gewalt beigetragen.

Dmitrij Dubrovskij: Russlands Kampf gegen „religiösen Extremismus“

Im April 2017 hat das Oberste Gericht Russlands die Zeugen Jehovas als „extremistische Organisation“ eingestuft. Wissenschaftlichen Gutachten, die in Russland zwecks Einschätzung einer Religionsgemeinschaft als „extremistisch“ erstellt werden, mangelt es jedoch oft an Verständnis für die Besonderheiten religiöser Weltanschauungen. Häufig genügen Abweichungen von den Normen der „traditionellen“ Religionen, dass eine religiöse Minderheit als gefährlich eingestuft wird.

CHINA & EU

Luba von Hauff: China und die EU: Perspektiven für die Zukunft

China ist in den letzten 20 Jahren international zu einem wichtigen Akteur geworden, dessen außenpolitisches Auftreten viel mit seiner spezifischen historischen Erfahrung zu tun hat. Seine wirtschaftliche Macht und der daraus resultierende politische Einfluss sind in der EU auch durch die Belt and Road Initiative spürbar und fallen insbesondere in der südlichen und östlichen Peripherie der EU auf fruchtbaren Boden. Der Aufstieg Chinas birgt für Europa sowohl Chancen als auch Gefahren.

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