Nationen seien "vorgestellte Gemeinschaften", so der Nationalismusforscher Bendedict Anderson. Wie ein Blick in die Geschichte zeigt, bedurfte es großer Anstrengungen und teilweise auch Gewalt, um diese Vorstellung zu formen und das Konzept vom Nationalstaat in die Realität umzusetzen. Vorstellungen aber sind veränderbar, und somit wären auch andere Formen der Gemeinschaftsbildung jenseits der Nation zumindest denkbar. Angesichts einer weltweit wahrzunehmenden Rückbesinnung auf die Nation und ihre Interessen, mithin nationalistischer Töne, scheinen solche Visionen zurzeit weit davon entfernt, Wirklichkeit zu werden. Und ist die Forderung, die Zeit der Nationalstaaten endlich und endgültig hinter uns zu lassen, angesichts der offensichtlichen geschichtlichen Wirkmächtigkeit der Idee "Nation" und der Verbindung auch mit Demokratie, mit Rechts- und Sozialstaatlichkeit, nicht allzu voreilig oder sogar elitär?
Inhalt
Anne SebringEditorial
Christian GeulenZur „Wiederkehr“ des Nationalismus
Julia AngsterNationalgeschichte und Globalgeschichte. Wege zu einer „Denationalisierung“ des historischen Blicks
Cornelia KoppetschIn Deutschland daheim, in der Welt zu Hause? Der Heimat-Diskurs und die Transnationalisierung von Klassenstrukturen
Sina Arnold/Sebastian Bischoff/Jana KönigPostnationale Potenziale. Praktiken jenseits der Nation
Pierre GottschlichHindu-Nationalismus. Indien auf dem Weg in einen Hindu-Staat?
Nino LöfflerVon der Autonomen Gemeinschaft zur unabhängigen Nation? Separatismus in Katalonien
Sezer İdİl GöğüşDie neue Diasporapolitik der Türkei und Türkeistämmige in Deutschland