Die Städtische Galerie Wolfsburg zeigt zusammen mit dem Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation und den Kooperationspartnern bpk-Bildagentur sowie der Italienischen Konsularagentur Wolfsburg eine Ausstellung mit Fotografien des Pressefotografen Benno Wundshammer (1913–1986).
Die Ausstellung beschäftigt sich mit einer Reportage über die ersten italienischen Arbeitskräfte in Wolfsburg, die Benno Wundshammer im Jahr 1962 in Wolfsburg erarbeitet hat. Ihr Titel lautete: „Brauchen wir denn wirklich diese Italiener?“ Die Reportage wird begleitet von einer Vielzahl aussagekräftiger Fotografien, die die eigenwillige Diktion des Textes illustrieren, der aus zahlreichen Zitaten Wolfsburger Bürgerinnen und Bürger collagiert ist. Das Zusammenspiel von Fotografie und Textreportage führt zurück in die Anfänge der bis heute andauernden Geschichte der Italiener und Italienerinnen in Wolfsburg, die aus dem heutigen Stadtbild nicht mehr wegzudenken sind.
Der Fotograf Benno Wundshammer, der seine Karriere als Sportfotograf begonnen hatte, zählte während der NS-Zeit zur Elite der deutschen Propagandafotografen und stieg gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zum stellvertretenden Chefredakteur der Propagandazeitschrift SIGNAL auf. Er machte in einer Zeit Karriere, als Fotoreportagen „zum Instrument der politischen und ideologischen Gleichschaltung wurden“, wie der Kunsthistoriker Zdenek Felix schreibt. Nach dem Krieg gelang Wundshammer wie vielen seiner einstigen Kollegen (Hanns Hubmann, Hilmar Pabel) ein fast nahtloser Übergang. Als Reporter und späterer Chefredakteur der REVUE wurde er in der Wirtschaftswunderzeit zu einem der bekanntesten und angesehensten Pressefotografen. Dies spiegelt sich auch in seinen Arbeiten, porträtierte er doch internationale Prominente wie Romy Schneider und Elvis Presley ebenso wie Bundeskanzler Konrad Adenauer.
Nachdem er 1957 zur Illustrierten QUICK gewechselt war – damals eine der auflagenstärksten Illustrierten – führte ihn im Frühjahr des Jahres 1962 ein Auftrag in die Volkswagenstadt. Denn nur wenige Monate, nachdem die ersten italienischen Arbeitskräfte im Januar 1962 in Wolfsburg ankamen, fotografierte Wundshammer sie für seine Reportage. Fotoreportagen sind visuelle Interpretationen eines geschichtlichen Augenblicks – in diesem Falle eines Augenblicks, der für die Geschichte der Stadt Wolfsburg von besonderer Bedeutung war: die Ankunft der ersten Generation der italienischen „Gastarbeiter“.
http://www.staedtische-galerie-wolfsburg.de/ausstellungen/benno-wundshammer/
INHALTSVERZEICHNIS
Nahaufnahme Wolfsburg 1962. Die Darstellung italienischer Arbeitsmigranten in Benno Wundshammers Quick-Fotoreportage Violetta Rudolf im InterviewS. 1–4
Alexander KrausJournalistische Praxis, oder: Aufschlussreiche Notate. Benno Wundshammers Notizbuch und Manuskript zur Reportage "Brauchen wir denn wirklich diese Italiener?" S. 5–10
Sebastian KindlerBenno Wundshammer. Eine fotografische Karriere in wechselnden politischen Systemen S. 11–13
Zwischen Dokumentation und Inszenierung. Italienische "Gastarbeiter" in Wolfsburg durch die Linse des Fotografen Benno Wundshammer. Ivano Polastri im Gespräch mit Dora Balistreri und Alexander KrausS. 13–18
Katiuscia CutroneItalienische Selbstbilder S. 19–22
Massimiliano LiviAnzug statt Blaumann. "Bella figura" am Mittellandkanal S. 23–24