Religion und Gesellschaft in Ost und West (2019), 11

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West (2019), 11
Weiterer Titel 
Autoritarismus und Zivilgesellschaft in den Visegrád-Ländern

Erschienen
Zürich 2019: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
32 S.
Preis
EUR 8.- / CHF 10.- zzgl. Versandkosten

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Zwahlen, Regula

30 Jahre nach den friedlichen Revolutionen in Mittel- und Osteuropa sehen viele Menschen die demokratischen Errungenschaften in Gefahr. In der vorliegenden Ausgabe nehmen wir die sog. Visegrád-Gruppe – Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn – genauer unter die Lupe. Lange Zeit galten die Länder als Musterschüler der Transformation nach 1989, doch nun machen vor allem Polen und Ungarn mit dem autoritären Umbau ihres Staatswesens Schlagzeilen. In der Slowakei hat die Ermordung des Journalisten Ján Kuciak im vergangenen Jahr zu einem politischen Erdbeben geführt. Und auch in Tschechien regt sich Widerstand gegen die korrupten Praktiken von Ministerpräsident Andrej Babiš. So präsentiert sich Ostmitteleuropa heute als eine Region zwischen Selbstsicherheit und Verunsicherung.

Inhaltsverzeichnis

IM FOKUS:
Wojciech Przybylski: Wahlen 2019 in Polen und Ungarn: Rückschläge für die illiberalen Regierungen

VISEGRÁD-LÄNDER

Kai-Olaf Lang: Ostmitteleuropa zwischen Selbstsicherheit und Verunsicherung
30 Jahre nach 1989 sind die Länder Ostmitteleuropas von neuen gesellschaftlichen und politischen Polarisierungen gekennzeichnet. Die Regierungen in Warschau und Budapest verdanken ihre Wahlerfolge nicht zuletzt ihren Versprechungen einer sozialpolitischen Kurskorrektur. Außenpolitisch verfolgen die Länder der Region teils unterschiedliche Zielsetzungen: von einer Anlehnung an die USA bis zur Kooperation mit Russland.

Justyna Zając: Polnische Sicherheitspolitik unter der PiS-Regierung
In ihrer Sicherheits- und Energiepolitik richtet sich die polnische Regierung eng an den USA aus. Durch den Ausbau eines eigenen Erdgas-Hub strebt Polen energiepolitische Unabhängigkeit von Russland an, das angesichts der Konflikte mit Georgien und der Ukraine als größte außenpolitische Bedrohung gilt. Innerhalb der EU strebt die PiS-Regierung eine Stärkung der Rechte der Mitgliedstaaten an, was zu Konflikten mit Frankreich und Deutschland führt.

Paulina Guzik: Missbrauch in der polnischen Kirche – Licht am Horizont?
Der Dokumentarfilm „Sag es bloß niemandem“ über sexuellen Missbrauch durch Geistliche hat die polnische Gesellschaft erschüttert. Die Kirchenleitung hat weitere Maßnahmen bezüglich der Prävention und der Opferhilfe beschlossen. Was die Rechenschaftspflicht des Klerus und die innerkirchliche Kommunikation anbelangt, sind jedoch noch Fragen offen.

David Václavík: Religion in der tschechischen Gesellschaft heute
Tschechien wird oft als besonders atheistisches Land in Europa porträtiert. Die drei Volkszählungen nach der Wende verzeichnen zwar einen dramatischen Rückgang der Zugehörigkeit zu den traditionellen christlichen Kirchen, doch zugenommen hat nicht der Atheismus, sondern eine individualisierte Religiosität und religiöse Apathie. Zudem zeigen die historische Entwicklung und jüngere Umfragen deutliche regionale Unterschiede auf.

Stephanie Weiss: Zivilgesellschaftlicher Aufbruch und politischer Stillstand
Im Sommer ist es in Tschechien zu den größten Demonstrationen seit der Samtenen Revolution von 1989 gekommen. Die Protestierenden fordern den Rücktritt von Ministerpräsident Babiš, dem sie eine Verquickung von politischen und geschäftlichen Interessen vorwerfen. Der politische Unternehmer Babiš genießt jedoch die Unterstützung von Präsident Zeman, der sich ebenfalls einer populistischen Rhetorik bedient.

Oľga Gyárfášová: 30 Jahre nach der Samtenen Revolution: Slowakei am Scheideweg
Der Mord am Journalisten Ján Kuciak und die dadurch aufgedeckten korrupten Netzwerke lösten in der Slowakei 2018 Massenproteste aus. Diese Bewegung insbesondere junger Menschen verhalf auch der liberalen Präsidentschaftskandidatin Zuzana Čaputová zum Wahlsieg. Dennoch steht das Land bei der Rechtsstaatlichkeit und Unabhängigkeit von Politik, Justiz und Polizei weiterhin vor Herausforderungen.

Miroslav Kocúr: Im Abwehrmodus – Die katholische Kirche in der Slowakei
Die Slowakei ist ein mehrheitlich katholisch geprägtes Land, doch zeigt sich in den letzten Jahren eine wachsende Entfremdung der Bevölkerung von den kirchlichen Lehren. Umstrittene Themen sind vor allem der Umgang mit Flüchtlingen, die Rechte von Homosexuellen und die Wahrnehmung der Slowakischen Republik von 1939 bis 1945. Gegenüber den Anliegen von Papst Franziskus zeigen sich die slowakischen Bischöfe reserviert bis skeptisch.

Tamas Dezso Ziegler: Systematische Beschneidung der akademischen Freiheit in Ungarn
Seit 2010 hat die ungarische Regierung die Freiheit der Hochschulen immer mehr eingeschränkt und kritische Wissenschaftler unter Druck gesetzt. Die jüngsten und prominentesten Opfer sind die Central European University und die Ungarische Akademie der Wissenschaften.

András Máté-Tóth: Unruhiges Ungarn – Ein Essay
Ungarn ist von einem Vorreiter bei der Transformation nach 1989 zu einem Vorreiter in Sachen „illiberaler Demokratie“ geworden. Politisch und gesellschaftlich ist das Land stark polarisiert. In seinen Reflexionen blickt der Autor hinter die Fassade dieses dichotomischen Ungarn-Bilds und zeigt das historische Erbe der gegenwärtigen Krise auf. Weder Hysterie noch Rückzug ins Private seien angemessene Reaktionen, sondern innere Distanz, Rückbesinnung auf die Originalität der christlichen Botschaft und ein Geist der Langsamkeit, der zu neuem Handeln befähigt.

BUCHANZEIGEN

Sabrina P. Ramet, Irena Borowik (eds.): Religion, Politics, and Values in Poland. New York 2017

Karol Moravčik, Jozef Žuffa (Hg.): Die Freude des Evangeliums in der Slowakei. Bratislava 2019

András Máté-Tóth: Freiheit und Populismus. Verwundete Identitäten in Ostmitteleuropa. Wiesbaden 2019

Contacts. Revue française de l'Orthodoxie : La reception du Concile de Moscou (1917–1918). Contacts 70, 263 (2018).

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