Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz und des Internationalen Gedenktages für die Opfer des Holocaust am 27. Januar lud die Stadt Wolfsburg in Kooperation mit dem Internationalen Auschwitz Komitee sowie dem Kulturzentrum Hallenbad, dem Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft und dem Verein zur Förderung der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz am 21. Januar 2020 zum Holocaust-Gedenktag in das Kulturzentrum Hallenbad. Auf der nunmehr zum vierten Mal erfolgten Veranstaltung fanden in diesem Jahr vermehrt auch die Stimmen der Jugend Gehör. Einige der Beiträge, die Aleksandar Nedelkovski von der Geschichtswerkstatt des IZS mitangestoßen oder begleitet hat, werden in dieser Ausgabe von Das Archiv dokumentiert beziehungsweise kurz vorgestellt. Dazu zählt zunächst die unter den Imperativ „Nicht Vergessen“ gestellte Rede Larissa Königs, einer Schülerin des Phoenix Gymnasiums, in der sie ihr Unverständnis und ihre Traurigkeit mit einer energischen Aufforderung zur Tat kombiniert. Die beiden Kulturfreiwilligen Johanna Speikamp und Tom Hartmann wiederum haben sich in einem fiktiven Dialog mit dem Thema auseinandergesetzt, welche Funktion das „Erinnern“ an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft für junge Menschen heute haben kann und welche Bedeutung Gedenkstätten dabei zukommt. Schülerinnen und Schüler der Eichendorffschule, die gemeinsam mit weit über hundert anderen jungen Menschen aus Wolfsburger Bildungseinrichtungen am Erinnerungsprojekt „Memoria“ des Regisseurs Eyal Lerner mitgewirkt haben, präsentierten eine abgewandelte Form ihres Beitrags. Aleksandar Nedelkovski stellt das Projekt als solches – eine musikalisch-theatrale Veranstaltung über die jüdische Kultur – vor.
Im Interview mit dem Münsteraner Historiker Fabian Köster stehen sodann kulturpolitische Emanzipationsprozesse in den Wirtschaftswunderjahren im Fokus – und dies nicht in den landauf, landab weithin bekannten Kulturmetropolen Hamburg, Berlin oder München, sondern in den jungen Industriestädten Gelsenkirchen und Wolfsburg. Steht er mit seinen Forschungen noch am Beginn seiner Dissertation, sieht das hinsichtlich Günter Hinken anders aus: Dieser hatte bereits im Jahr 2018 seine Promotion zum Thema Integration durch Mitbestimmung publiziert. Wir haben ihn für diese Ausgabe gebeten, den Untersuchungsrahmen auf Wolfsburg zu verkleinern und den Umgang mit Migrantinnen und Migranten bei der Volkswagen AG in den Blick zu nehmen. In seinem Beitrag zeigt er auf, wie stark „Partizipation und Einbindung wesentliche Kriterien für die Integration von Migranten sind“.
INHALTSVERZEICHNIS
Günter HinkenMigrantinnen und Migranten bei der Volkswagen AG in Wolfsburg. Integrationspotenziale der betrieblichen Mitbestimmung S. 1–4
Aleksandar NedelkovskiMemoria. Wenn Jugendliche Täter spielen S. 4
Kulturpolitische Emanzipationsprozesse in den Wirtschaftswunderjahren. Ein Forschungsprojekt zu den Industriestädten Gelsenkirchen und Wolfsburg Fabian Köster im Interview S. 5–7
Alexander KrausBildessay: Ein Exportschlager der Wirtschaftswunderjahre. Die Wolfsburger Chorgemeinschaft von 1869 e.V. auf Fotografien Klaus Gottschicks S. 8–9
Alexander KrausBildessay II: "Ein Botschafter in der kulturellen Missionsarbeit des Wolfsburger Musiklebens". Chorleiter Heinz-Meyer-Kundt im Portrait S. 10
Johanna Speikamp/Tom HartmannErinnern? S. 11
Alexander Kraus"Einheit von Geschichte und Gegenwart". Die Monatsschrift Polen berichtet über die erste Fahrt der Aktion Sühnezeichen nach Auschwitz (AdM 1/2020) S. 12–13
Larissa König"Nicht vergessen" S. 13
Antje J. GornigDer Beginn der Kontaktanbahnung zur Städtepartnerschaft zwischen Wolfsburg und Halberstadt (AdM 11/2019) S. 14–15
Werner StraußDer Auftritt der Rolling Stones in Wolfsburg (AdM 12/2019) S. 15
Tag der Archive, 6. März 2020 Vom Flugblatt zum Tweet. Wolfsburger Protestkultur S. 16