Der 9. November 1989 gilt als Wendepunkt der deutschen Geschichte, der im dominanzgesellschaftlichen Diskurs als eine Geschichte der ‚Wiedervereinigung‘ der Deutschen mit den Deutschen erzählt wird. Viele Jüd/innen sowie Menschen mit Migrationsgeschichten kommen in dieser Erzählung nicht vor. Ihre Perspektiven, Befürchtungen und Zukunftsvisionen wurden und werden überschrieben.
Für die jüdische Gemeinschaft markiert der Zerfall der Sowjetunion einen weiteren Wendepunkt: Rund 200.000 Jüd/innen aus der Sowjetunion wanderten zunächst in die DDR und wenig später in die BRD ein. In der sechsten Ausgabe von Jalta sind streitbare Positionen zur Vereinigung versammelt, die den Widersprüchen der deutsch-deutschen Einheit nachspüren und Kontroversen sichtbar machen.
1 / א (NACH) JALTA
Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR Anetta Kahane
Claim your space Warum (feministisches) Empowerment in die Gemeinde gehört Laura Cazés
„Ein Gespenst geht um im vereinten Deutschland“ Ralph Giordano und die rechte Gewalt der frühen 1990er Jahre Cornelia Siebeck
Texte als Fundstücke Marion Kahnemann
2 / ב VER/UN/EINIGUNG
„Freiheit ist der größte Wert, den man für sich selbst, aber auch für andere Menschen erkämpfen und erarbeiten möchte.“ Interview mit Michel Friedman geführt von Hannah Peaceman
Conflicted Copies, Wut und filmische Auseinandersetzungen mit migrantischen Perspektiven auf den ‚Mauerfall‘ Lea Wohl von Haselberg
Wehrhahnlinien Ina Holev
„Es ist in den jüdischen Köpfen eine komplizierte Situation gewesen: Gestaltet man die DDR-Zeit mit oder stellt man sich dagegen?“ Interview mit Reinhard Schramm geführt von Hannah Peaceman
Some dance to remember, some dance to forget Eine Reisereportage Kathrin Krahl / Stefanie Busch
Meine ostdeutsche Wut: Gegenrede zu einer aktuellen Debatte Angelika Nguyen
Doppelt (heraus)gefordert Jana Scheuring / Bianca Ely
Staaten leuchten nicht Eine Begegnung Sabrina Hohmann (Text) / Sabine Heinrich (Bilder)
Angst und Herbst Stella Leder
3 / ג JUDEN UND ...
Der Judenhut Ein Bilderessay Naomi Lubrich
ד / 4 VERGESSEN, ÜBERSEHEN, VERDRÄNGT, AUFGEFALLEN
Karl Ferdinand Finus (1900–1973) Landwirt, Tierschützer, Schächtgegner, Antisemit Andreas Brämer
Bizarrerien Daniela Dröscher / Marc Baus- back / Leonard Neumann
Grenzen Ein israelisches Provisorium Micha Brumlik
Schattensammeln Zur Entstehung eines Wandgemäldes in Eden, Oranienburg Nina Prader
5 / ה STREITBARES
Nie aufgeklärt und fast vergessen Der Anschlag auf die Israelitische Kultusgemeinde München im Februar 1970 Olaf Kistenmacher
Es ist wie ein Wechselfieber Ein Gespräch mit Micha Brumlik und Fabian Wolff über den Roman Stella und andere erinnerungskulturelle Debatten im Himmel Lea Wohl von Haselberg
Von (m)einer Familie und Freund/innen, Wurzeln und Flügeln Dani Kranz
Autor/innen
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