Religion und Gesellschaft in Ost und West (2020), 5

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West (2020), 5
Weiterer Titel 
Die Pandemie und ihre Folgen in Ost- und Südosteuropa

Erschienen
Zürich 2020: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
32 S.
Preis
EUR 10.- / CHF 12. - zzgl. Versandkosten

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Zwahlen, Regula

Die Pandemie stellt alle Länder Europas vor enorme Herausforderungen, wobei die Staaten im Osten und Südosten des Kontinents von ungleich ungünstigeren Voraussetzungen bei deren Bekämpfung ausgehen: ein schwaches bzw. marodes Gesundheitswesen, eine wenig krisenresistente Wirtschaft, schlecht ausgebildete soziale Sicherungssysteme und – last but not least – politische Führungen, die oftmals mehr um den eigenen Machterhalt als um das Wohlergehen der Bevölkerung besorgt sind.

Unübersehbar sind vor allem sozial schwache Gruppen von der Krise betroffen. Gleichzeitig lässt sich aber in vielen Ländern ein verstärktes zivilgesellschaftliches Engagement beobachten, um die Schwäche der staatlichen Institutionen zu kompensieren. Wirtschaftlich wird die Pandemie dennoch alle Länder der Region hart treffen.

Inhaltsverzeichnis

IM FOKUS

Ekaterina Makhotina: Erinnerungskriege 75 Jahre nach Kriegsende
Am 9. Mai 2020 wird es auf dem Roten Platz in Moskau aufgrund des Coronavirus keine Militärparade geben. Die Pandemie legt aber auch Erinnerungskriege im Vorfeld des großen Jubiläums auf Eis. Vladimir Putins jüngste Geschichtsinterpretation bezeugt abermals, wie schwierig das aktuelle Verhältnis zwischen Russland und Polen ist.

RUMÄNIEN

Daniel Ursprung: Rumänien – ein Land sozialer Gegensätze in Abhängigkeit vom Ausland
Als eigenständiger Staat entstand Rumänien erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Prägende Herausforderungen seiner Geschichte über alle politischen Regime hinweg sind die Integration unterschiedlicher sozialer Gruppen und die Verringerung von äußeren politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Die Zeit nach 1989 steht im Zeichen neuer sozialer Gegensätze und einer zunehmenden Arbeitsmigration ins Ausland.

Andrei Avram: Das rumänische Superwahljahr 2020 und die Corona-Krise
Der Ausbruch der Corona-Krise fiel in Rumänien mit einer Regierungskrise zusammen. Um das politische Patt zwischen den regierenden Liberalen und den oppositionellen Sozialdemokraten aufzulösen, strebten der Präsident und der Ministerpräsident vorgezogene Neuwahlen an. Dabei begaben sie sich allerdings auf einen verfassungsrechtlich heiklen Weg. Die Pandemie bereitete diesen politischen Schachzügen jedoch ein Ende.

PANDEMIE IN OST- UND SÜDOSTEUROPA

Péter Techet: Die Pandemie wird in Ungarn nur kommunikativ bekämpft
Das neue ungarische „Ermächtigungsgesetz“, dass Viktor Orbán das Regieren per Dekret erlaubt, hat international für Empörung gesorgt. Das Gesetz dient jedoch vor allem als Ablenkungsmanöver, um über den maroden Zustand des Gesundheitswesens hinwegzutäuschen und neue alte Feindbilder zu kreieren, die Orbán leichter bekämpfen kann als das tatsächliche Virus.

Paula Borowska: Das Kreuz mit Corona: Kirchliche Reaktionen auf das Virus in Polen
In Polen stoßen die sozialen Einschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie bisher auf breite Akzeptanz. Auch die Kirchen tragen die Versammlungsverbote mit und organisieren Online-Angebote und karitative Hilfeleistungen. Kritik kommt dagegen aus konservativen katholischen Kreisen, diese befürchten Einbußen für die Radio Maryja-Familie.

Jens Siegert: Russland, Putin und Corona
Die Covid-19-Pandemie hat zur Verschiebung zweier wichtiger Termine für die russische Führung geführt: des Verfassungsreferendums und der Siegesparade am 9. Mai. Beides kommt für Putin zur Unzeit, da seine Popularitätswerte am Sinken sind. Unklar ist, wie viele Menschen in der Armee, in Gefängnissen, Straflagern und unter den Arbeitsmigranten in der Baubranche infiziert sind.

Regula Spalinger: Corona-Krise trifft vor allem die sozial Schwachen in Russland
Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie treffen vor allem die sozial Schwachen in Russland hart. Drei Projektpartner von G2W berichten von ihrem Einsatz für Obdachlose, Suchtkranke, Witwen und straffällig gewordene Jugendliche. Mit Lebensmittelhilfe, verstärkter Online-Präsenz und weiteren Maßnahmen begegnen sie den Herausforderungen durch die Corona-Krise.

Olga Tokariuk: Corona in der Ukraine: Nicht bereit, aber bisher keine Katastrophe
Angesichts des desolaten Gesundheitssystems sind in der Ukraine die Ängste vor dem Coronavirus besonders groß. Die Regierung reagierte daher bereits früh mit restriktiven Maßnahmen. Bei der Beseitigung grundlegender Probleme im Gesundheitsbereich erweist sich jedoch der Staat weiterhin als schwach, so dass er auf die Hilfe der Zivilgesellschaft angewiesen ist.

Paula Borowska: Corona-Epidemie: Belarus bleibt nicht ruhig, macht aber weiter
Die belarussischen Behörden haben bisher die Bedrohung durch das Coronavirus als gering eingeschätzt und kaum Restriktionen gegen seine Ausbreitung erlassen. Die offiziellen Zahlen sind jedoch nicht zuverlässig und die Verunsicherung in der Gesellschaft angesichts der Entwicklungen in den Nachbarländern wächst. Viele Menschen haben von sich aus begonnen, zuhause zu bleiben und sich gegen die Pandemie zu engagieren.

Elena Panagiotidis: Griechenland und das Virus: Für einmal Vorbild in der Krise
Griechenland ist bisher gut durch die Corona-Krise gesteuert, so dass Anfang Mai bereits erste Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgehoben werden sollen. Die Gefahr einer Verbreitung des Coronavirus in den heillos überfüllten Flüchtlingslagern ist jedoch keineswegs gebannt. Wirtschaftlich trifft die Krise ein Land, das gerade erst die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise langsam hinter sich ließ.

Adelheid Wölfl: Das Virus verstärkt bosnische Stärken und Schwächen
Aufgrund des maroden Gesundheitssystem hat Bosnien-Herzegowina rigorose Maßnahmen im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie beschlossen. Die strikten Ausgangsbeschränkungen rufen bei vielen Bosniern Erinnerungen an die Kriegszeit und damit auch psychische Probleme wach. Trotz der Krise halten nationalistische Politiker an ihren Machtspielen fest.

Milica Bogdanović: Corona in Montenegro: Epidemie unter Kontrolle, Tourismus in Frage
Montenegro blieb im europäischen Vergleich lange von der Coronavirus-Pandemie verschont und reagierte früh mit Schutzmaßnahmen. Doch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise sind beträchtlich, insbesondere der wichtige Tourismuszweig ist hart getroffen. Zudem begleitet eine „Infodemie“ – die Verbreitung von Fake News – die Krise.

BUCHANZEIGEN

Michael Martens: Im Brand der Welten. Ivo Andrea. Ein europäisches Leben. Wien 2019

Ana-Maria Schlupp: Walachei. Zur Herausbildung eines literarischen Topos. Bielefeld 2020

Paul Ladouceur: Modern Orthodox Theology. London 2019

Dmitry Adamsky: Russian Nuclear Orthodoxy. Religion, Politics, and Strategy. Stanford 2019

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