Militärgeschichtliche Zeitschrift 80 (2021), 1

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Militärgeschichtliche Zeitschrift 80 (2021), 1
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Preis
€ 42,00; Printeinzelheft: € 25,00; Print + Online: € 43,00

 

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Institution
Militärgeschichtliche Zeitschrift
Land
Deutschland
c/o
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Redaktion MGZ Zeppelinstraße 127/128 14471 Potsdam Tel. 0331 / 9714-0 Fax 0331 / 9714-509
Von
Hoppe, Florian

Das neue Heft der Militärgeschichtlichen Zeitschrift ist erschienen, wir wünschen anregende Lektüre!

Inhaltsverzeichnis

AUFSÄTZE

Markus Raasch
Militärische Jugenderziehung vor dem und im Ersten Weltkrieg. Eine erweiterte Institutionengeschichte

This article scrutinizes military youth education before and during First World War. It chooses an institutional-historical perspective, that takes ideas and structural issues as important as perceptions and international contexts. The situations in Germany and the Austrian half of the Habsburg monarchy serve as a burning glass. From contemporary literature, relevant songs, administrative records and personal testimonials, it can be made clear that forced military youth education – including its difficulties and adversaries – was an international phenomenon of the early 20th century. After 1914, Germans and Austrians tried to install a special model of youth companies (Jugendwehren), which relied on comprehensive claim, voluntarism and state organization. Their successes had clear limits, but turned out more remarkable than common literature thinks.

In diesem Aufsatz wird die militärische Jugenderziehung vor dem und im Ersten Weltkrieg untersucht. Die dabei eingenommene institutionenhistorische Perspektive misst Ideen und Strukturfragen dieselbe Bedeutung bei wie Wahrnehmungsweisen und internationalen Zusammenhängen. Im Blickpunkt stehen die Verhältnisse in Deutschland und der österreichischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie. Anhand von zeitgenössischem Schrifttum, einschlägigem Liedgut, administrativem Aktenmaterial und Selbstzeugnissen kann sodann deutlich gemacht werden, dass eine forcierte militärische Jugenderziehung – einschließlich ihrer Schwierigkeiten und Gegner – ein internationales Phänomen des frühen 20. Jahrhunderts bildete. Nach 1914 versuchten Deutsche und Österreicher, ein spezielles Modell von Jugendkompagnien (Jugendwehren) zu installieren, das auf umfassenden Anspruch, Freiwilligkeit und staatliche Organisation setzte. Ihre Erfolge hatten klare Grenzen, fielen aber beachtlicher aus, als die gängige Literatur meint.

Merten Kröncke
Chaos und Kohärenz. Eine Grundkonstellation der Schlachtrepräsentation und eine neue Perspektive der Forschung. Analysen am Beispiel der Schlacht an der Somme

In military history, cultural approaches that focus on the representation and remembrance of battles are firmly established. In this research context, battle representations — at least German battle representations of the First World War — are examined most often in terms of their normative-political content. This essay, however, will promote a different perspective by focusing on a fundamental tension that has hardly been investigated to date: the tension of chaos and coherence. An interdisciplinary approach is proposed that combines historical and literary studies and that considers both the represented and the mode of representation. Its fruitfulness will be demonstrated by an examination of German textual representations of the Battle of the Somme 1916. All analyzed text types tend to characterize the battle events as chaotic, but at least the texts written long after the battle can compensate for the chaos by establishing coherence regarding the mode of representation.

In der historischen Schlachtenforschung können kulturgeschichtliche Ansätze, die sich der medialen und symbolischen Repräsentation und Erinnerung des Kampfgeschehens zuwenden, mittlerweile als fest etabliert gelten. Am häufigsten werden Schlachtrepräsentationen dabei – zumindest wenn es sich um deutsche Schlachtrepräsentationen des Ersten Weltkrieges handelt – in Hinblick auf ihren jeweiligen normativ-politischen Gehalt untersucht. Demgegenüber wird dieser Aufsatz für eine andere, ergänzende Forschungsperspektive werben, die eine für Schlachtrepräsentationen fundamentale, indes bislang noch kaum untersuchte Spannung in den Mittelpunkt rückt: die Spannung von Chaos und Kohärenz. Vorgeschlagen wird ein interdisziplinärer Zugang, der sowohl das Dargestellte als auch die Darstellungsweise zu analysieren vermag und der Geschichts- und Literaturwissenschaften miteinander verknüpft. Dass der vertretene Ansatz fruchtbar ist, soll eine Untersuchung von textuellen Repräsentationen des Einsatzes der 3., 4. und 5. bayerischen Infanteriedivisionen in der Schlacht an der Somme 1916 demonstrieren. Die aus der Analyse resultierende These lautet: Alle untersuchten Textsorten kennzeichnen das dargestellte Schlachtgeschehen im Mittelwert als chaotisch, doch zumindest den deutlich nach den Kampfereignissen verfassten Texten gelingt es, das Chaos der Schlacht zu kompensieren, indem sie Kohärenz auf der Ebene der Darstellungsweise herstellen.

Michael Epkenhans
Kapitän zur See Hans Langsdorff – »the Captain who defied Hitler«? Zur Konstruktion eines Mythos

This article deals with the history of the German pocket-battleship »Admiral Graf Spee« and its Captain, Hans Langsdorff. First, the article describes and analyses the reasons for Langsdorff’s decision to scuttle the ship and to commit suicide. Second, the article examines the reception of Captain Langsdorff after the war abroad and in the Federal Republic of Germany. Thus, it tries to explain why Langsdorff became a myth, and to what extent it seems necessary to deconstruct this myth on the basis of new sources so far neglected.
Der Aufsatz zeichnet die Geschichte des Panzerschiffs »Admiral Graf Spee« und seines Kommandanten, Kapitän zur See Hans Langsdorff, nach. Einerseits geht es um die Entscheidung zur Selbstversenkung, andererseits aber auch um die Rezeption dieser Entscheidung und Langsdorffs Suizids. Zugleich untersucht der Artikel auch die Langsdorff-Rezeption nach 1945 im Ausland und in der Bundesrepublik. Warum wurde Langsdorff zu einem Mythos, und inwieweit ist es aufgrund bisher nicht berücksichtigter Quellen notwendig, diesen zu dekonstruieren?

DOKUMENTATION

Magnus Pahl und Armin Wagner
»Verehrter Parteigenosse Landfried!« Die Sonderausstellung »Der Führer Adolf Hitler ist tot.« des Militärhistorischen Museums und die Frage nach der Echtheit von Schriftstücken Claus Schenk Graf von Stauffenbergs

From July to December 2019, the Military History Museum of the German Armed Forces (MHM) in Dresden held an exhibition to mark the 75th anniversary of the attempted assassination of Adolf Hitler and the planned coup d'etat on July 20, 1944. After the catalog was published, suspicions arose that some of the documents on display there were forged. Scrutiny by the museum, supported the Saxon State Office of Criminal Investigation among others, partially confirmed this suspicion. The article describes how the MHM came into possession of these documents, why they were believed to be genuine and presented in the exhibition, and how the forgery was eventually detected. It concludes with brief reflections on what should be inferred from this for the acquisition of exhibits in the future.

Vom Juli bis Dezember 2019 zeigte das Militärhistorische Museum der Bundeswehr (MHM) in Dresden eine Ausstellung anlässlich des 75. Jahrestages des Attentats auf Adolf Hitler und des geplanten Umsturzversuches vom 20. Juli 1944. Nach Publikation des Katalogs kamen Verdachtsmomente auf, einige der dort gezeigten Dokumente seien gefälscht. Prüfungen des Museums, unter anderem mit Unterstützung des Landeskriminalamtes Sachsen, bestätigten diesen Verdacht teilweise. Der Beitrag beschreibt, wie die entsprechenden Schriftstücke an das MHM kamen, warum sie für echt gehalten und in der Ausstellung präsentiert wurden und wie im Nachgang die Fälschung erkannt wurde. Er schließt mit knappen Überlegungen, was künftig daraus für den Erwerb von Museumsgut zu folgern ist.

BUCHBESPRECHUNGEN

Allgemeines

Jeremy Black, Military Strategy. A Global History, New Haven
Alexander Querengässer

Wolfgang Reinhard, Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415-2015
Philip T. Hoffman, Wie Europa die Welt eroberte
Stefan Rinke, Conquistadoren und Azteken. Cortés und die Eroberung Mexikos
Michael Epkenhans

1870-1945. Weltmärkte und Weltkriege. Hrsg. von Emily S. Rosenberg
Michael Epkenhans

War and the City. The Urban Context of Conflict and Mass Destruction. Ed. by Tim Keogh
Christian Koller

Rudolf Jaun, Geschichte der Schweizer Armee. Vom 17. Jahrhundert bin in die Gegenwart
Christian Koller

Hagen Fleischer, Krieg und Nachkrieg. Das schwierige deutsch-griechische Jahrhundert. Hrsg. von Chryssoula Kambas
Reiner Pommerin

War and Stereotypes. The Image of Japan’s Military Abroad. Ed. by Frank Jacob and Sepp Linhart
Gerhard Krebs

Altertum und Mittelalter

Mischa Meier, Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n.Chr.,
Michael Vollert

Christoph Haack, Die Krieger der Karolinger. Kriegsdienste als Prozesse gemeinschaftlicher Organisation um 800
Timo Bollen

1789–1870

Sara Petzold, Alltag in der Fremde – Hannoversche Soldaten im Dienst der British East India Company 1782-1791
Andreas R. Hofmann

Arthur Kuhle, Die preußische Kriegstheorie um 1800 und ihre Suche nach dynamischen Gleichgewichten
Andreas R. Hofmann

Georg Nafziger, Napoleon at Dresden. The Battles of August 1813
Andreas R. Hofmann

Die Heilige Allianz. Entstehung – Wirkung – Rezeption. Hrsg. von Anselm Schubert und Wolfram Pyta
Andreas R. Hofmann

1871–1918

Götz Ulrich Penzel, Ein Leben für die Luftfahrt. Hermann Wilhelm Ludwig Moedebeck (1857-1910). Hrsg. vom Verkehrsmuseum Dresden
Harald Potempa

Gero Fedtke, Roter Orient. Muslimkommunisten und Bolschewiki in Turkestan (1917-1924)
David X. Noack

1919–1945

Eckart Conze, Die große Illusion. Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt
Marcus M. Payk, Frieden durch Recht? Der Aufstieg des modernen Völkerrechts und der Friedensschluss nach dem Ersten Weltkrieg
Klaus Schwabe, Versailles. Das Wagnis eines demokratischen Friedens 1919-1923
Michael Epkenhans

Matthias Herrmann, Das Reichsarchiv (1919-1945). Eine archivische Institution im Spannungsfeld der deutschen Politik
Max Plassmann

Stephan Lehnstaedt, Der vergessene Sieg. Der Polnisch-Sowjetische Krieg 1919--1921 und die Entstehung des modernen Osteuropa
Hans Hecker

Nikos Späth, Das Thema hatte es in sich. Die Reaktion der deutschen und amerikanischen Presse auf Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues. Eine vergleichende Rezeptionsstudie über Fronterlebnis- und Weltkriegserinnerung in der Weimarer Republik und den USA in den Jahren 1929 und 1930
Jens Ebert

Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Bd 8: Sowjetunion mit annektierten Gebieten II. Generalkommissariat Weißruthenien und Reichskommissariat Ukraine. Bearb. von Bert Hoppe
Eric Denis Strohmeier

Pierre Tiquet, The 3rd SS Panzer Regiment. 3rd SS Panzer Division Totenkopf
Roman Töppel

Gerrit Reichert, U 96. Realität und Mythos. Der Alte und Lothar-Günther Buchheim
Frank Ganseuer

Tobias Korenke, Widerstand aus Loyalität. Zum Verständnis einer deutschen Freiheitsbewegung
Winfried Heinemann

Robert Lackner, Camp Ritchie und seine Österreicher. Deutschsprachige Verhörsoldaten der US-Armee im Zweiten Weltkrieg
Reiner Pommerin

Ryszard Kaczmarek, Polen in der Wehrmacht, wissenschaftliche Red.: Burkhard Olschowsky
Bertram Wojaczek

Kerstin Bischl, Frontbeziehungen. Geschlechterverhältnisse und Gewaltdynamiken in der Roten Armee 1941-1945
Roman Töppel

Corinna Kuhr-Korolev, Ulrike Schmiegelt-Rietig und Elena Zubkova, Raub und Rettung. Russische Museen im Zweiten Weltkrieg. In Zusammenarbeit mit Wolfgang Eichwede
Gabriele Bosch

Nach 1945

Astrid M. Eckert, West Germany and the Iron Curtain. Environment, Economy, and Culture in the Borderlands
Christian Koller

Armin Müller, Wellenkrieg. Agentenfunk und Funkaufklärung des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968
Heiner Bröckermann

Kriegsmaterial im Kalten Krieg. Rüstungsgüter in der Schweiz zwischen Militär, Industrie, Politik und Öffentlichkeit/Le matériel de guerre pendant la guerre froide. L’armement en Suisse – entre l’armée, l’industrie, la politique et le public. Hrsg. von/ed. par Monika Dommann und/et Sibylle Marti
Christian Koller

Prokop Tomek, Československá armáda v čase Sametové revoluce. Proměny ozbrojených sil na přelomu osmdesátých a devadesátých let
Rüdiger Wenzke

Peter Heinze, Bundeswehr beeindruckt Deutschlands Osten. Ein Journalist erlebte die Armee der Einheit
Christian Nikolowius

The Long End of the First World War. Ruptures, Continuities and Memories. Ed. by Katrin Bromber [u.a.]
Michael Epkenhans

Stephan Jaeger, The Second World War in the Twenty-First-Century Museum. From Narrative, Memory, and Experience to Experientiality
Martin Moll

War and Memorials. The Second World War and Beyond. Ed. by Frank Jacob and Kenneth Pearl
Loretana de Libero

Nicht nur Raubkunst! Sensible Dinge in Museen und universitären Sammlungen. Hrsg. von Anna-Maria Brandstetter und Vera Hierholzer
Gabriele Bosch

MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER

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