Titel der Ausgabe 
Chilufim 27 (2020)
Weiterer Titel 

Erschienen
Wien 2020: Phoibos-Verlag
Erscheint 
einmal jährlich
ISBN
978-3-85161-241-7
Anzahl Seiten
129 S.
Preis
Preis im Abonnement für 1 Heft im Jahr € 19,90 (zzgl. Versand); Einzelheft: € 24,90 (zzgl. Versand)

 

Kontakt

Institution
Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte
Land
Austria
c/o
Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg Residenzplatz 1/ Stiege 3 5010 Salzburg Österreich/Austria
Von
Heinz, Margarete

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Vladislav Zeev Slepoy: Die Stellung von Gästen, Fremden und Armen in einer mittelalterlichen jüdischen Gemeinde (S. 1–26)

Julia Schweisthal: Adele Sandler, Künstlerin, Autorin, Verlegerin: Vorreiterin deutsch-jüdischer Kinderkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts (23.2.1883 Karlsruhe – 2.9.1946 Jerusalem) (S. 27–61)

Dieter j. Hecht / Louise Hecht: Anfänge Zionistischer Frauenorganisationen in Österreich: verpasste Gelegenheiten – genutzte Chancen (S. 63–113)

Rezensionen

Battegay, Caspar: Geschichte der Möglichkeit. Utopie, Diaspora, und die ‚jüdische Frage‘, Göttingen 2018 (Hans-Joachim Hahn) (S. 115–117)
Czollek, Max: Desintegriert Euch! München 2018 (Julia Stallinger) (S. 118–120)
Kieler Blätter zur Volkskunde 50 (2018). Herausgegeben von Cornelia Eisler, Silke Göttsch und Nils Hansen, Kiel 2018 (Mihály Riszovannij) (S. 120–124)

Abstracts (S. 125–127)
Autorinnen und Autoren / Rezensentinnen und Rezensenten (S. 128–129)

Abstracts

Vladislav Zeev Slepoy: Die Stellung von Gästen, Fremden und Armen in einer mittelalterlichen jüdischen Gemeinde
Der vorliegende Aufsatz untersucht die Stellung von „fremden“ – auswärtigen, durchreisenden und armen Juden und Jüdinnen in einer spätmittelalterlichen jüdischen Gemeinde. Die verschiedenen Begriffe, die zur Beschreibung dieser sozialen Gruppen verwendet wurden, werden anhand von zahlreichen Quellen, vor allem aus dem Bereich der halachischen Texte jener Zeit, analysiert. Ein besonderer Akzent wird auf die Stellung der „Fremden“ im rituellen Bereich gelegt. Durch die Untersuchung einschlägiger Quellen wird eine Verknüpfung zwischen der sozialen Stellung und der Rolle, welche von auswärtigen Juden in der Synagoge eingenommen werden durfte, hergestellt.

This paper examines the position of "strangers," i.e., foreign, transient, and poor Jews in the Late Medieval Jewish community. On the basis of numerous sources, especially from the halakhic texts of the period, the various terms used to describe these social groups are analyzed. Special attention is given to the position of the "foreign" Jews in the ritual sphere. Through the study of relevant sources, a connection is made between the social position of foreign Jews and the role they were allowed to assume in the Medieval synagogue.

Julia Schweisthal: Adele Sandler, Künstlerin, Autorin, Verlegerin: Vorreiterin deutsch-jüdischer Kinderkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts (23.2.1883 Karlsruhe – 2.9.1946 Jerusalem)
Die Künstlerin, Autorin und Verlegerin Adele Sandler ist heute weitestgehend in Vergessenheit geraten, dabei gab sie im frühen 20. Jahrhundert wesentliche Impulse zur Entwicklung einer anspruchsvollen und vielschichtigen deutsch-jüdischen Kinderkultur. Mit ihrem „Bilderbuch“, dem ersten seiner Art, das auch jüdische Motive enthält, zeigte sie eindrucksstark, wie selbstverständlich verwoben deutsche, jüdische und sogar zionistische Kultur auftreten konnte. Als Verlegerin förderte sie eine spielerische, aber doch bewusste Auseinandersetzung mit der problematisch gewordenen, antisemitisch geprägten Gegenwart der Weimarer Republik und publizierte selbst hebräische Kinderspiele, mithilfe derer Kindern die Schönheit Palästinas gezeigt und eine Vertrautheit vermittelt werden sollte – zu einem Land, das möglicherweise Emigrationsziel werden könnte. Für Adele Sandler und ihrer Familie ist es dies 1934/35 geworden.

The artist, author and publisher Adele Sandler – all but forgotten today – provided essential impulses to develop an inspirational and versatile upbringing of German-Jewish children during the early 20th century. With her first publication, the „Bilderbuch“ (picture book), the first of its kind to include Jewish motifs, she impressively demonstrated how naturally interwoven German, Jewish and even Zionist culture could appear. As a publisher she promoted a playful yet conscious handling of contemporary problems of the Weimar Republic, such as antisemitism. She developed and published children's games in Hebrew that should allow children to get familiar with Eretz Israel – a country that might become a haven for emigrants – as it became for Adele Sandler and her family who emigrated to Palestine during the years 1934/35.

Dieter J. Hecht / Louise Hecht: Anfänge Zionistischer Frauenorganisationen in Österreich: verpasste Gelegenheiten – genutzte Chancen
In Wien gab es bereits vor der Gründung des Zionistischen Weltkongresses in Basel im Jahr 1897 zionistische Vereine. Die Arbeit der zionistischen Frauen- und der Mädchenvereine war zunächst aber nur lose organisiert. Nach der Gründung der WIZO (Women’s International Zionist Organisation) in London im Jahr 1920 erhielt die zionistische Frauenarbeit auch in Wien eine neue Dynamik. Ab den 1920er Jahren bestanden mehrere Gruppen der WIZO und Misrachi-Frauen in Wien und den österreichischen Bundesländern. In den 1930er gründeten die Revisionistischen Frauen ihre eigenen Organisationen. Sie alle beschäftigten sich mit Fundraising für Frauenanliegen und politischen Agenden hinsichtlich Errichtung eines jüdischen Staates. Diese Doppelperspektive verweist darauf, dass Frauen sich nicht nur in soziale, sondern auch in zionistisch politische Entwicklungsprozesse einbringen wollten. Zionismus wird vorwiegend als männerdominiert und androzentrisch wahrgenommen. Der vorliegende Artikel hinterfragt dieses Narrativ. Er setzt sich mit der Geschichte zionistischer Frauenorganisationen in Österreich, insbesondere der WIZO Österreich als der größten zionistischen Frauenorganisation, von den Anfängen bis zur Zerstörung während der Shoah auseinander. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach der Vernetzung der Frauen auf nationaler und internationaler Ebene. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der Mitglieder zionistischer Frauenorganisationen während der Shoah.

The history of Zionist organizations in Vienna started long before the first World Zionist Congress in Basel in 1897. Under the influence of the Congress, Vienna’s women founded a Zionist Women’s Organization in 1898. During the first years, the activities of this organization remained erratic. The foundation of WIZO (Women’s International Zionist Organization) as an umbrella organization in London in 1920, considerably focused and transformed female Zionist activities in Austria. From the 1920s onwards, several local branches of WIZO and Mizrachi women existed in Vienna and in provincial cities. In the 1930s, Revisionist women founded their own organization. The activities of those associations, on the one hand, aimed at fundraising for female interests and, on the other, promoted a political agenda, namely the establishment of a Jewish state. Like other national movements, Zionism is generally perceived as androcentric in its historical program and socio-political approach. The paper about Zionist women’s associations in Austria, and especially the Austrian chapter of WIZO as the biggest one, problematizes this narrative and emphasizes the female contribution to Zionism’s political agenda. It documents and contextualizes the history of Zionist women’s organizations from the beginnings until the destruction during the Shoah. While concentrating on Austria it also aims at outlining the national and international networks of the members, especially in Central Europe. Additionally, the article depicts the history of persecution, expulsion and/or extermination of Zionist women during the Shoah.

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