Das von Marina Hilber, Michael Kasper, Elisabeth Lobenwein, Alois Unterkircher und Alfred Stefan Weiß herausgegebene Schwerpunktheft beleuchtet gesundheitsfördernde, präventive Aspekte von Sexualität und deren Wandel in einer breiten zeitlichen Perspektive vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert. Nahezu alle Wissenschaftsdisziplinen fühlen sich berufen, sich zum Gegenstand „Sexualität“ zu äußern. Dabei definieren die Akteurinnen und Akteure aus Medizin, Biologie, Pädagogik, Geschichte, Theologie, den Rechtswissenschaften oder der Bevölkerungslehre vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Wissensbestände die Parameter, wann „Sexualität“ moralisch gut oder verwerflich, wann gesund oder krank oder wann diese für das Wachsen einer Nation als förderlich oder hinderlich anzusehen ist. Wie grundlegend sich diese Positionen über längere Zeiträume hinweg ändern können, belegen die 13 Beiträge, sowie je ein Projekt- und ein Forumsbericht des vorliegenden Bandes. Abgerundet wird der Band durch acht Rezensionen zu Neuerscheinungen aus dem Bereich der Medizingeschichte.
Sämtliche bisher erschienenen Bände des VIRUS. Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin können kostenfrei unter folgendem Link abgerufen werden: https://austriaca.at/VIRUS_collection?frames=yes
Inhalt
Marina Hilber / Michael Kasper / Elisabeth Lobenwein / Alois Unterkircher / Alfred Stefan Weiß Editorial
Beiträge - Schwerpunkt: Konzepte sexueller Gesundheit vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert
Alfred Stefan Weiß Sexualität und Gesundheit im deutschsprachigen Raum – eine neue Perspektive in der Sexualitätsforschung oder alter Wein in neuen Schläuchen?
Peter Dinzelbacher Gesunder Sex im Mittelalter
Elke Hammer-Luza „Die Venus-Lust erweckende Mittel“ – Aphrodisiaka in der Frühen Neuzeit
Gerhard Ammerer Revolution in der Bewertung des Sexuellen? Diskurse und Neuinterpretation sexuellen Verhaltens während der Vorbereitung des Josephinischen Strafgesetzbuches (1781–1787)
Marina Hilber Unfruchtbarkeit verhandeln – Arzt und Patient*innen in der gynäkologischen Privatpraxis Ludwig Kleinwächters, Czernowitz 1884–1895
Maria Heidegger „zur Erregung eines angenehmen Lebensgefühls“ (J. C. Reil). Therapeutische Konzepte von Sexualität in der frühen Psychiatrie
Nora Lehner „so muss und kann auch das sexuelle Gefühlsleben des Weibes kein so wesentlich anderes sein, als das des Mannes“ – Zur Diskursivierung der weiblichen Sexualität in ,Das Geschlechtslebens des Weibes‘ (61901) von Anna Fischer-Dückelmann
Christian Kaiser „Freiheit der Geschlechtsbetätigung“ – Gesundheit und Sexualität bei Fritz Brupbacher und anderen sozialistischen Ärztinnen und Ärzten
Steffen Dörre „Gelungene“ und „erfüllte“ Sexualität. Psychiatrische und psychotherapeutische Normen für sexuelle Gesundheit im Wandel
Lutz Sauerteig Sünde – Gefahr – Risiko – Management: Konzepte sexueller Gesundheit in der deutschen Sexualerziehung im 20. Jahrhundert
Pierre Pfütsch Subjektive Deutungen der „Aidswelle“. Sexualität und Gesundheit in der BRD in den 1980er Jahren im Kontext von Eingaben zu Aids
Felicitas Söhner / Matthis Krischel Reproduktive Gesundheit und humangenetische Beratung im Dialog mit der Öffentlichkeit 1969–1996
Christina Vanja Sexualität als Thema einer Sozialgeschichte der Medizin – Kommentare zur Jahrestagung 2018 „Konzepte sexueller Gesundheit vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert“
Projektberichte - Schwerpunkt: Konzepte sexueller Gesundheit vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert
Bianca Burger „Weib du bist frei.“ Sexualität und Verhütung im Montafon seit den 1960er Jahren
Forum - Schwerpunkt: Konzepte sexueller Gesundheit vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert
Maria Bormuth / Eugen Januschke Gesunder Sex durch HIV-Präventionsmedien
Projektberichte - Offener Teil
Maria Heidegger / Tine Van Osselaer Patient*innen und Passionen. Eine Schmerzgeschichte des Katholizismus in Österreich im 19. Jahrhundert – Ein Kooperationsprojekt an den Universitäten Innsbruck und Antwerpen (2018-2022)
Rezensionen
Florentine FRITZEN, Gemüseheilige. Eine Geschichte des veganen Lebens (Stuttgart 2016: Franz Steiner Verlag) (Niklaus Ingold)
Elisabeth DIETRICH-DAUM, Über die Grenze in die Psychiatrie. Südtiroler Kinder und Jugendliche auf der Kinderbeobachtungsstation von Maria Nowak-Vogl in Innsbruck 1954–1987 (Innsbruck 2018: Universitätsverlag Wagner) (Felicitas Söhner)
Katrin LUCHSINGER, Die Vergessenskurve. Werke aus psychiatrischen Kliniken in der Schweiz um 1900. Eine kulturanalytische Studie (Zürich 2016: Chronos Verlag) (David Freis)
Cordula NOLTE / Bianca FROHNE / Uta HALLE / Sonja KERTH, Hg., Dis/ability History der Vormoderne. Ein Handbuch. Premodern Dis/ability History. A Companion. (Affalterbach 2017: Didymos-Verlag) (Carlos Watzka)
Lina GAFNER, Schreibarbeit. Die alltägliche Wissenspraxis eines Bieler Arztes im 19. Jahrhundert (Tübingen 2016: Mohr Siebeck) (Christiane Hoth)
Siglinde CLEMENTI, Körper, Selbst und Melancholie. Die Selbstzeugnisse des Landadeligen Osvaldo Ercole Trapp (1634–1710) (= Selbstzeugnisse der Neuzeit 26, Köln–Weimar–Wien 2017: Böhlau) (Maria Heidegger)
Wolfgang G. LOCHER, Max von Pettenkofer. Pionier der wissenschaftlichen Hygiene (= kleine bayerische biografien, Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 2018) (Marion Baschin)
Sebastian WEINERT, Der Körper im Blick. Gesundheitssaustellungen vom späten Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus (Berlin 2017: Verlag De Gruyter Oldenbourg) (Andreas Raffeiner)
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