„Ich lebe in jener Einsamkeit, die peinvoll ist in der Jugend, aber köstlich in den Jahren der Reife.“ - so Albert Einstein. Einsamkeit zeigt sich damit als relativ. Sie gleicht keinem Newtonschen Gesetz, das Menschen notwendig zu Boden zwingt. Vielmehr variieren Begriff, Phänomen und damit assoziierte Strukturen und Wertungen historisch, sozial und biografisch. Ob Einsamkeit mit der Corona-Pandemie zugenommen hat und den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht oder ob sie positiv als kreativer Raum der Freiheit gelten kann – der Themenschwerpunkt von Berliner Debatte Initial 1/2022 widmet sich diesen und anderen Fragen in einem, um im Bild zu bleiben, relativen Bezugssystem perspektivisch und disziplinär vielfältiger Beiträge. Außerhalb des Schwerpunkts: zum 50-jährigen Jubiläum des Club-of-Rom-Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ und zum 100. Geburtstag von Franz Fühmanns.
INHALT
Marie-Kristin DöblerRelationale Einsamkeit(en) (S. 6-18)
Alexandra ZieroldIndividualisierung und Einsamkeit in Gesellschaftstheorien (S. 19-29)
Angelika SchwarzGesellschaft im Spiegel der Einsamkeit (S. 30-39)
Kathrin WittlerEinsamkeit und Freiheit im Elfenbeinturm? Humboldt, Schelsky und die solitäre Praxis der Geisteswissenschaften (S. 40-52)
Janosch SchobinEmanzipation und Isolationsbedrohung. Zur Genese der Einsamkeitsangst moderner Gesellschaften (S. 53-68)
Ulrich BuschEinsamkeit und ihre sozioökonomischen Grundlagen (S. 69-81)
Jonathan Holst„Selbstgewählte Isolation“. Chronobiologie in Andechs und die Ethik des Einsamen (S. 82-92)
Britta-Marie SchenkNicht immer einsam und allein. Obdachlose in Gesellschaft (S. 93-100)
Mika ToyotaKodokushi. Einsame Tode in Japan (S. 101-109)
Cornelia BogenEinsam in China. Digitale Mediennutzung älterer Menschen in der Corona-Pandemie (S. 110-122)
Allgemeiner Teil
Petra Dobner, Jasper Finkeldey50 Jahre „Grenzen des Wachstums“. Eine kritische Würdigung (S. 123-134)
Kirsten ThietzFranz Fühmanns Erzählung „Barlach in Güstrow“ (S. 135-140)
Ralf KlausnitzerFranz Fühmann und seine Bibliothek (S. 141-155)
Besprechungen und Rezensionen
Tatjana Petzer (Hg.): Unsterblichkeit. Slawische Variationen. rezensiert von Wladislaw Hedeler (S. 156-158)
Irena Ristic (Hg.): Resetting the Left in Europe. Challenges, Attempts and Obstacles. rezensiert von Dieter Segert (S. 159-161)
Heinz D. Kurz: Ökonomisches Denken in drei Jahrhunderten. rezensiert von Ulrich Busch (S. 162-164)