Schmerzen sind zwar historische Konstnten, aber stark kulturell und zeitspezifisch geprägt. Geschlechterordnungen beeinflussen, was als schmerzhaft empfunden und wie Schmerz ausgedrückt, vermittelt und gedeutet wird. Die in diesem Heft versammelten Beiträge veranschaulichen anhand von Fallstudien die Verknüpfungen von Geschlecht und Schmerz. Die behandelten Themen reichen von selbst zugefügten Schmerzen in psychiatrischen Kontexten oder Selbstverletzungen in queer-feministischen künstlerischen Praktiken über Deutungen von Geburtsschmerzen durch männliche Mediziner bis hin zu den von griechischen Frauen praktizierten Trauerritualen und dem Versuch einer jüdischen Fotografin, das Trauma der Shoah künstlerisch zu fassen. Der Schwerpunkt der Aufsätze liegt auf dem Europa des 19. und 20. Jahrhunderts.
INHALT
Heidrun Zettelbauer, Maria Fritsche und Bożena Chołuj Editorial S. 9−19
BEITRÄGE / ARTICLES
Karen Nolte Schmerzen unter der Geburt: Praxeologische Annäherungen an Schmerz und Geschlecht im 19. Jahrhundert S. 2138
Maria Heidegger Schmerz, Männlichkeit und Religion: Selbstbestrafungen im Fokus der Tiroler Pschiatrie im Vormärz S. 39−55
Kylie Thomas Undoing Gendered Expressions of Grief: Dora Kallmus’ Post-war ‘Slaughterhouse’ Photographs (1949−1958) S. 57−79
Rosemarie Brucher Von Valie Export bis Cassils: Selbstverletzung als Self-Empowerment in der Performance Art zwischen Feminismus und Postidentität S. 81−97
L’HOMME EXTRA
Elisa Heinrich "Man sagt, college girls heiraten spät, aber sie heiraten gut." Imaginationen von Frauenemanzipation zwischen Deutschland und den USA bei Hugo Münsterberg S. 99−115
FORUM
Eftychia Kalaitzidou To Cry One’s Fate: Female Expressions of Pain in the Lamentation Songs of Mani in Modern Greece S. 117−125
IM GESPRÄCH
Kathleen Canning im Gespräch mit Heidrun Zettelbauer: Looking at History through the Lens of the Body S. 127−135
AKTUELLES & KOMMENTARE
Rita Perintfalvi Anti-Genderismus und Pädophilie-Diskurs als politisch-kirchlicher Kampfplatz. Das Fallbeispiel Ungarn S. 137−145
AUS DEN ARCHIVEN
Tine Van Ossslaer Palpable Pain. Crucifixes, Cilices, and Bloody Handkerchiefs as Sources on Modern Female Stigmatics-Diskurs als politisch-kirchlicher Kampfplatz. Das Fallbeispiel Ungarn S. 147−152
Benedikt Grubešić Der Kampf um die Anerkennung von Schmerz. Frauen im Spiegel von Archivbeständen zur Irischen Revolution S. 153−159
THEMENSPEZIFISCHE REZENSIONEN
Marina Hilber Nina Lükewille Georg Wilhelm Stein d.Ä. (1737-1803) in Kassel. Ein früher Repräsentant der akademischen Geburtsmedizin (= Beiträge zur Wissenschafts- und Medizingeschichte 8) S. 161−164
Clemens Ableidinger Gundula Gahlen, Ralf Gnosa u. Oliver Janz (Hg.), Nerven und Krieg. Psychische Mobilisierungs- und Leidenserfahrungen in Deutschland (1900–1939) S. 164−166
Maria Fritsche Monica Black, Deutsche Dämonen. Hexen, Wunderheiler und die Geister der Vergangenheit im Nachkriegsdeutschland S. 167−170
OFFENE REZENSIONEN
Hanna Hacker Gabrielle Houbre, Les deux vies d'Abel Barbin, né Adélaide Hercoline (1838-1868). Édition annotée des Souvenirs D'Alexina Barbin, S. 171174
Isabella Löhr Irene Messinger u. Katharina Prager (Hg.): Doing Gender in Exile. Geschlechterverhältnisse, Konstruktionen und Netzwerke in Bewegung, S. 174−177
Katharina Lenski Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr u. Elke Rajal, Stigma Asozial. Geschlechtsspezifische Zuschreibungen, behördliche Routinen und Orte der Verfolgung im Nationalsozialismus, S. 177−181
Ruth Ammann Regine Othmer, Dagmar Reese u. Carola Sachse (Hg.), Annemarie Tröger. Kampf um feministische Geschichten. Texte und Kontexte 1970-1990, S. 181−184
Abstracts S. 185−187
Anschriften der Autor*innen S. 189−190