Glück ist widersprüchlich. Und zwar in vielfacher Hinsicht. Wer sich durch die Berge an wissenschaftlicher und populärer Glücksliteratur hindurchliest und ein Sensorium für das glücksfixierte Storytelling entwickelt, wird unschwer immer wieder dieselben transitiven binären Diskursgeneratoren entdecken, welche die Problematik strukturieren und verschieben. Haben Menschen Glück – oder sind sie glücklich? Fällt Glück den Menschen, die offen dafür sind, zu – oder kann es durch zielführende Bemühungen erarbeitet werden? Äußert sich Glück als Zufriedenheit und Wohlbefinden – oder ist es der Extremmoment einer risikoreichen Anstrengung? Lässt sich ein Glückszustand stabilisieren und auf Dauer stellen – oder ist er per definitionem transitorisch, flüchtig?lüchtig?
INHALT
Pascal Germann, Marianne Sommer und Jakob Tanner Editorial. Glückswissen – Paradoxien des Glücks S. 131
Aufsätze
Katrin Keller „Die den kaiserlichen hoff frequentierenden frauen bottschaffterinnen“. Geschlecht und diplomatisches Zeremoniell um 1700 142
Themenschwerpunkt: Wissenskulturen des Glücks
Sibylle Röth Die materielle Unvorbedingtheit des Glücks? Die gesellschaftsstabilisierende Funktion des Glücksdiskurses in der deutschen Publizistik der 1750er bis 1780er Jahre 160
Isabelle Haffter Glück und wahrer Reichtum. „Rassenhygienisches“ Glückswissen in Wilhelm Spenglers naturheilkundlichen Ratgebern im Kontext der NS-Rassen- und Geschlechterpolitik 180
Pascal Germann Das Glück der Kinderlosen. Politischer Aktivismus und epistemischer Wandel in den 1970er Jahren 203
Wiebke Wiede Arbeit, Nichtstun, Glück. Das Glück der Arbeitslosen seit den 1970er Jahren 227
ForumKulturgeschichte der Arbeit – Eine Herausforderung. Kommentarserie zu A Cultural History of Work, erschienen 2019 in sechs Bänden 244
Peter-Paul Bänziger Band 6: A Cultural History of Work in the Modern Age 246
Sigrid Wadauer Band 5: A Cultural History of Work in the Age of Empire 250
Lektüren
Heinrich Lang Wirtschaften als kulturelle Praxis. Die Florentiner Salviati und die Augsburger Welser auf den Märkten von Lyon (1507–1559) Ludolf Kuchenbuch (Berlin) 254
Julia Heinemann Verwandtsein und Herrschen. Die Königinmutter Catherine de Médicis und ihre Kinder in Briefen 1560–1589 Pauline Puppel (Berlin-Dahlem) 256
Brigitte Studer Reisende der Weltrevolution. Eine Globalgeschichte der Kommunistischen Internationale Mario Keßler (Berlin) 258
Ulrich van Loyen Der Pate und sein Schatten. Die Literatur der Mafia Stefan Wellgraf (Berlin) 260
Thomas A. Kohut Empathy and the Historical Understanding of the Human Past Isabel Richter (Berkeley) 261