Liebe Leserinnen und Leser,
Die März-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ erscheint am 2. März 2023.
In ihr erörtern François Hollande, Wolfgang Templin, August Pradetto und Günther Baechler die Frage, wann und wie ein stabiler Frieden in der Ukraine gelingen kann. Marc Thörner beleuchtet die zunehmend prekäre Lage der Frauen in Afghanistan. Eliav Lieblich und Adam Shinar warnen angesichts von Benjamin Netanjahus geplanter Justizreform vor einem Ende der israelischen Demokratie. Kristin Helberg zeigt auf, wie die autokratischen Herrscher in der Türkei und Syrien die Nothilfe nach der Erdbeben-Katastrophe für den eigenen Machterhalt missbrauchen. Nancy Fraser analysiert, wie der Kapitalismus systematisch seine eigenen Grundlagen verschlingt. Und Thilo Bode plädiert für eine schärfere Regulierung der Lebensmittelindustrie.
Weitere Themen im März: »Ami go home«: Der Irrweg der Wagenknecht- Lafontaine-Linken, Drei Jahre Corona: Die Illusion der Normalität, Frankreich: Rentenreform um jeden Preis?, Aufbegehren im Iran: Die Ruhe vor dem Sturm, Scholz in Lateinamerika: Der Mythos vom nachhaltigen Rohstoffabbau, Warum der Globale Süden dem Westen nicht traut, Die Politik der Ökologie u.v.m.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre „Blätter“-Redaktion
https://www.blaetter.de/ausgabe/2023/maerz
KURZGEFASST
François Hollande, Wolfgang Templin, August Pradetto, Günther Baechler: Zwischen Waffenlieferungen und Verhandlungen: Wann und wie gelingt ein stabiler Frieden in der Ukraine?, S. 41-64
Angesichts des andauernden russischen Angriffskrieges werden die Debatten über westliche Waffenlieferungen an die Ukraine und über die Notwendigkeit von Verhandlungen mit Russland hitziger. In diesem Zusammenhang erörtert der ehemalige Präsident Frankreichs, François Hollande, die Bedeutung und Gefahr einer sich durch den Ukrainekrieg vertiefenden Allianz zwischen den Autokratien Russland und China für eine multipolare Weltordnung. Der Bürgerrechtler und Publizist Wolfgang Templin stellt im Zuge der in seinen Augen zögerlichen deutschen Waffenlieferungen die Notwendigkeit einer entschlossenen westlichen Konfrontationsstrategie gegenüber Russland heraus, bei der Deutschland eine Führungsrolle übernehmen solle. Der Politikwissenschaftler August Pradetto hingegen warnt vor einer drohenden Eskalation des Krieges durch weitere Waffenlieferungen des Westens. Der Schweizer Diplomat Günther Baechler beschäftigt sich mit den Voraussetzungen, unter denen Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland überhaupt zu einem nachhaltigen Frieden führen könnten.
Andreas Zumach: Ein Jahr Ukraine-, 20 Jahre Irakkrieg. Warum der Globale Süden dem Westen nicht traut, S. 65-70
Der Westen verurteilt den Angriff auf die Ukraine völlig zu Recht als völkerrechtswidrig. Der freie Journalist Andreas Zumach stellt jedoch kritisch fest, dass vor allem die USA seit Jahrzehnten das Völkerrecht lediglich selektiv anwendet, um eigene Verstöße zu verschleiern, etwa im vor 20 Jahren begonnenen Irakkrieg. Dies lasse den Westen unglaubwürdig wirken und führe zur Weigerung vieler Staaten des Globalen Südens, die Sanktionen gegen Russland mitzutragen.
Marc Thörner: Afghanistan: Frauen als Faustpfand, S. 71-76
Die Lage der Frauen in Afghanistan ist seit der Machtübernahme der Taliban besonders prekär. Der Journalist und Islamwissenschaftler Marc Thörner verdeutlicht, wie kontraproduktiv sich speziell die von der international vernetzten religiösen Führung in unterdrückerischen Frauendekreten erlassenen Bildungs- und Arbeitsverbote auch auf die ohnehin desaströse Lage des Landes auswirken. Selbst vereinzelte Bildungsmöglichkeiten seien nur Ausdruck eines reaktionären und rigiden Geschlechterregimes.
Eliav Lieblich und Adam Shinar: Das Ende der israelischen Demokratie?, S. 77-82
Eine geplante Justizreform der Netanjahu-Regierung sorgt in Israel und weltweit für Sorge um die israelische Demokratie. Die Juristen Eliav Lieblich und Adam Shinar warnen, dass die Reformen die demokratischen Institutionen des Landes untergraben und die gesellschaftliche sowie politische Spaltung Israels verstärken werden.
Kristin Helberg: Machterhalt um jeden Preis. Erdoğan, Assad und das große Beben, S. 83-90
Das verheerende Erdbeben in der Türkei und in Syrien am 6. Februar forderte zehntausende Opfer. Doch die autoritären Herrscher in Ankara und Damaskus versuchen, die Katastrophe für ihren Machterhalt zu nutzen, warnt die Journalistin Kristin Helberg. Insbesondere das Assad-Regime in Syrien versucht, über die Nothilfe wieder diplomatische Anerkennung zu erlangen.
Nancy Fraser: Kapitalismus als Kannibalismus. Die multidimensionale Krise und der Sozialismus des 21. Jahrhunderts, S. 91-101
Die Zunahme globaler Krisen ist für einige Kritiker Ausdruck einer inneren Problematik der wirtschaftlichen Organisation des Kapitalismus. Die Philosophin und Politikwissenschaftlerin Nancy Fraser zeigt jedoch auf, wie der Kapitalismus als gesamtgesellschaftliche Ordnung begriffen werden kann, die systematisch ihre eigenen Grundlagen verschlingt.
Leander Scholz: Menschenleere oder: Die Politik der Ökologie, S. 103-112
Angesichts der Klimakrise erscheint der Mensch zum ersten Mal in der Geschichte nicht als Lösung, sondern als Problem. Der Philosoph und Schriftsteller Leander Scholz beleuchtet die Geschichte der modernen Gesellschaft anhand ihrer Beziehung zur Natur und verdeutlicht, dass es für den Menschen von morgen von existenzieller Bedeutung ist, das Nichtmenschliche zu denken.
Thilo Bode: Im Supermarkt: Verbrauchertäuschung per Gesetz, S. 113-122
So alltäglich der Gang zum Supermarkt ist, so undurchsichtig sind jedoch die Qualitätsversprechen und Zutatenlisten auf den Produkten, kritisiert der Gründer der Verbraucherschutzorganisation „Foodwatch“ Thilo Bode. Er stellt fest, dass es die deutschen und europäischen Gesetze sind, die den (Super-)Markt formen, und fordert eine schärfere Regulierung der Lebensmittelindustrie.
Inhaltsverzeichnis
KOMMENTARE
»Ami go home«: Der Irrweg der Wagenknecht-Lafontaine-Linken von Albrecht von Lucke, S. 5
Drei Jahre Corona: Die Illusion der Normalität von Annett Mängel, S. 9
Frankreich: Rentenreform um jeden Preis? Von Steffen Vogel, S. 13
Aufbegehren im Iran: Die Ruhe vor dem Sturm von Yalda Zarbakhch, S. 17
Scholz in Lateinamerika: Der Mythos vom nachhaltigen Rohstoffabbau von Sophia Boddenberg, S. 21
DEBATTE
Eine kreative Mythologie für die Linke von Josef Früchtl, S. 25
ZUM 100. GEBURTSTAG VON WALTER JENS
Der Prototyp des bundesdeutschen Intellektuellen von Ulrich Rüdenauer, S. 31
Über demokratische Beredsamkeit in unmenschlichen Zeiten von Walter Jens, S. 35
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
Gewalt schlägt Recht? Die Allianz der Autokraten und der Kampf um die neue Weltordnung von François Hollande, S. 41
Im zweiten Jahr der Zeitenwende: Gravitationszentrum Osteuropa von Wolfgang Templin, S. 49
Panzer, Kampfjets und Raketen? Über die roten Linien im Ukrainekrieg von August Pradetto, S. 53
Verhandeln ja, aber wann und wie? Von Günther Baechler, S. 61
Ein Jahr Ukraine-, 20 Jahre Irakkrieg. Warum der Globale Süden dem Westen nicht traut von Andreas Zumach, S. 65
Afghanistan: Frauen als Faustpfand von Marc Thörner, S. 71
Das Ende der israelischen Demokratie? Von Eliav Lieblich und Adam Shinar, S. 77
Machterhalt um jeden Preis: Erdoğan, Assad und das große Beben von Kristin Helberg, S. 83
Kapitalismus als Kannibalismus. Die multidimensionale Krise und der Sozialismus des 21. Jahrhunderts von Nancy Fraser, S. 91
Menschenleere oder: Die Politik der Ökologie von Leander Scholz, S. 103
Im Supermarkt: Verbrauchertäuschung per Gesetz von Thilo Bode, S. 113
BUCH DES MONATS
Rude Girl von Birgit Weyhe, S. 123
EXTRAS
Kurzgefasst, S. 39
Dokumente, S. 127
Zurückgeblättert, S. 128
Impressum und Autoren, S. 128