BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen 35 (2022), 2

Titel der Ausgabe 
BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen 35 (2022), 2
Weiterer Titel 
Oral History zwischen Aufarbeitung und Empowerment (Schwerpunkt)

Erschienen
Preis
Einzelheft: € 24,20; Jahresabonnement: € 42,00

 

Kontakt

Almut Leh
Institution
FernUniversität in Hagen, Institut für Geschichte und Biographie
Abteilung
Redaktion BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen
Land
Deutschland
PLZ
58097
Ort
Hagen
Straße
Universitätsstr. 47
Von
Almut Leh, Institut für Geschichte und Biographie, Fernuniversität Hagen

Zu Beginn der Oral History stand bei vielen Oral Historians, insbesondere in den USA, später auch in Lateinamerika und Osteuropa, der Anspruch im Zentrum, mit Hilfe von Interviews marginalisierten Personen zu mehr historischer Aufmerksamkeit zu verhelfen. Auch wenn wir mittlerweile wissen, wie anspruchsvoll und hindernisreich es sein kann, dieses Ziel zu verfolgen, scheint es doch gerade der Aspekt des Empowerments zu sein, der die Oral History in besonderer Weise auszeichnet und der auf viele nach wie vor eine große Anziehungskraft ausübt.
In vier Beiträgen beschäftigt sich der Themenschwerpunkt dieses Heftes mit Oral History im Rahmen von Aufarbeitungsprozessen und als Ermöglichung von Empowerment der Befragten im Kontext von Marginalisierungs- und Diskriminierungserfahrungen und teils auch von psychischer wie physischer Gewalt. Thematisiert werden vielfältige Erfahrungen von Ausgrenzung und Benachteiligung in unterschiedlichen institutionellen Kontexten und Ländern. Dabei geht es um die Frage, wie ehemals Betroffene im Rahmen von Oral-History-Projekten dazu befähigt werden können, selbstbestimmt über ihre Erfahrungen zu sprechen. Kritisch reflektiert wird auch, wer forscht und wer spricht und wessen Handlungsfähigkeit und Aktionsradius sich dadurch erhört. Die Beiträge geben Einblicke in die Zielvorstellungen, Debatten, Fallstricke und Herausforderungen von Projekten, bei denen es immer auch um ein Empowerment, um eine Ermächtigung und Befähigung der Befragten gehen soll.
Mit ihren differenzierten konzeptionellen Überlegungen eignen sich die Texte gleichermaßen als Anregung für diejenigen, die in vergleichbaren Kontexten Projekte bearbeiten möchten. Fragen nach dem notwendigen Vertrauen, den Bedürfnissen nach Verbündeten, der wissenschaftlichen Verwertbarkeit versus Archivierung und Zugänglichmachung der Interviews für andere sind nur einige Stichpunkte, unter denen die Texte gewinnbringend gelesen werden können. (Aus der Einleitung zum Schwerpunkt)

Inhaltsverzeichnis

Linde Apel und Almut Leh
Einführung in den Schwerpunkt

Dorothee Wein
Colonia Dignidad von heute aus erzählt. Ein chilenisch-deutsches Oral History-Archiv als vielstimmiger Resonanzraum

Sebastian Justke und Johanna Sigl
Erzählen und Aufarbeiten? Eine kritische Reflexion über narrative Interviews in Forschungen
zu sexualisierter Gewalt im kirchlichen Kontext

Myriam Alvarez, Miguel Garcia, Birgit Heidtke, Ada Rhode und Nausikaa Schirilla
Migrantinnengeschichte partizipativ. Inklusives Digitales Erinnerungsarchiv (IDEA)

Offene Beiträge

Thomas Gräfe
„Pogromdepp“ und „Salonantisemit“. Adolf Bartels und Houston Stewart Chamberlain: Zwei Varianten des völkischen Antisemitismus im Kontext von Bürgerlichkeit und Bildungskultur

Lisa Gmeiner
Verliebt und verachtet. „Deutschenmädchen“ und „Lebensbornkinder“ im kollektiven Gedächtnis Norwegens

Projektbericht

Nike Höfer, Michael Gref, Jana Beinlich, Sarah Zimmermann, Markus Würz und Ruth Rosenberger
Chancen und Grenzen der automatisierten Erkennung von Emotionen und Sentiments in Zeitzeugeninterviews. Ergebnisbericht eines interdisziplinären KI-Forschungsprojekts

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